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Stürmische Begegnung

Stürmische Begegnung

Titel: Stürmische Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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wirklich neugierig war und viel leicht auch ein klein wenig neidisch.
    „Sie war sehr lebenslustig und sehr attraktiv“, sagte ich.
    Das akzeptierte sie. „Wo wohnen Sie eigentlich?“ wollte sie wissen.
    „In London. Ich habe eine kleine Wohnung.“
    „Leben Sie allein oder mit jemandem zusammen?“
    „ Nein. Ich lebe allein.“
    „Gehen Sie oft auf Parties?“
    „Manchmal, wenn ich eingeladen werde und Lust habe.“
    „ Arbeiten Sie? Haben Sie einen Job?“
    „ Ja. In einer Buchhandlung.“
    „ Gott, wie langweilig.“
    „Mir gefällt es.“
    „Woher kennen Sie Joss?“
    Jetzt kommen wir langsam zum springenden Punkt, dachte ich, aber ihr Gesicht war ausdruckslos.
    „Ich habe ihn in London kennengelernt… Er hat einen Stuhl für mich restauriert.“
    „Mögen Sie ihn?“
    „Ich kenne ihn nicht gut genug, um ihn nicht zu mögen.“
    „Eliot kann ihn nicht ausstehen. Tante Mollie auch nicht.“
    „ Warum?“
    „Weil sie was dagegen haben, daß er dauernd da ist. Sie behan deln ihn, als müßte er in ihrer Gegenwart die Hacken zusammen schlagen und strammstehen. Und er redet oft mit Grenville und bringt ihn zum Lachen. Ich habe gehört, wie sie sich unterhiel ten.“
    Ich stellte mir vor, wie sie sich an geschlossene Zimmertüren heranschlich und am Schlüsselloch horchte.
    „Es ist doch schön, wenn er den alten Herrn zum Lachen bringt.“
    „Die beiden hatten mal einen furchtbaren Krach. Es ging um ein Auto, das Eliot einem Freund von Joss verkauft hatte. Joss sagte, es sei eine zurechtgefummelte Klapperkiste, und Eliot sagte, er sei ein unverschämter Kerl und solle sich gefälligst um seine eigenen Angelegenheiten kümmern.“
    „Haben Sie das auch mitgehört?“
    „Ja, ich konnte nicht anders. Ich war auf dem Klo, das Fenster stand offen, und sie waren unten an der Haustür.“
    „Wie lange sind Sie schon in Boscarva?“ Es interessierte mich, wie lange sie gebraucht hatte, um all diese Leichen im Keller der Familie zu entdecken.
    „Zwei Wochen. Es kommt mir vor wie eine Ewigkeit.“
    „Ich dachte, Sie wären gern hier unten.“
    „Um Gottes willen, ich bin doch kein Kind mehr. Was soll man hier bloß anfangen? Soll ich vielleicht mit Eimer und Schau fel am Strand spielen?“
    „Was machen Sie in London?“
    Sie demonstrierte ihren Haß auf Cornwall, indem sie heftig nach einem Kieselstein trat. „Ich war auf einer Kunstschule, aber meine Eltern hatten was gegen meine Freunde da. Sie haben mich einfach abgemeldet und hierhergeschickt.“
    „Aber Sie können nicht für immer hierbleiben. Was wollen Sie tun, wenn Sie wieder zurück sind?“
    „Das liegt bei meinen Eltern, oder?“
    Ich hatte ein bißchen Mitgefühl mit ihren Eltern, obgleich sie sicher nicht ganz schuldlos waren, daß ihre Tochter sich zu einem so störrischen Geschöpf entwickelt hatte.
    „Ich meine, gibt es denn nichts, wozu Sie Lust hätten?“
    „Ja, einfach von zu Hause weggehen und machen, was ich will. Danus, das ist der Junge, mit dem ich gegangen bin, ein toller Typ… Also, er hatte einen Freund, der eine T öpferei auf der Isle of Skye hatte, und er wollte, daß ich bei ihm arbeite.
    Wissen Sie, ich fand es toll, in einer Art Kommune zu leben und alles hinter mir zu lassen… Aber meine blöde Mutter ist dahin ter gekommen und hat alles kaputtgemacht.“
    „Wo ist Danus jetzt?“
    „Oh, er ist nach Skye gegangen.“
    „Hat er Ihnen geschrieben und es Ihnen erzählt?“
    Sie warf den Kopf zurück, fingerte an ihren Haaren und wollte mir nicht in die Augen sehen. „Ja, lange Briefe. Haufen weise. Er will immer noch, daß ich hinkomme, und ich werde es auch tun, sobald ich achtzehn bin und mir nichts mehr von ih nen sagen lassen muß.“
    „Warum gehen Sie nicht zuerst zurück auf die Kunstschule und machen irgendeinen Abschluß? Dann hätten Sie Zeit zu…“
    Sie fuhr herum. „Wissen Sie was? Sie reden genauso wie die anderen. Wie alt sind Sie überhaupt? Sie reden wie jemand, der mit einem Fuß im Grab steht.“
    „Es ist verrückt, sich das Leben zu versauen, ehe es auch nur angefangen hat.“
    „Es ist mein Leben. Nicht Ihres.“
    „Das stimmt. Es ist nicht mein Leben.“
     
    Nach diesem törichten Streit setzten wir den Weg zum Ort schweigend fort, und Andrea machte den Mund nur wieder auf, um zu sagen: „Da ist das Fischgeschäft.“ Dabei zeigte sie in die Richtung.
    „Danke.“ Ich ging hinein, um den Heilbutt abzuholen, während sie draußen auf dem Trottoir wartete. Als ich

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