Stürmische Verlobung
verstecken. Es lag noch immer in der Schublade des Foliantentisches, oder nicht? Verflucht . Sie würden es ohne Schwierigkeiten finden. Und was, wenn Grace den wahren Zweck des Handbuches erkennen und ihn ihren Tanten erklären würde?
Magnus erhob sich, ein wenig zu zögerlich für Elizas Geschmack. »Ich sollte mich ebenfalls verabschieden.«
Eliza atmete auf. Endlich .
»Verabschieden? Nein, nein, nein. Davon will ich nichts hören.« Tante Letitia schüttelte den Kopf und bedeutete ihm mit einer Geste, sich wieder zu setzen. »Bitte bleiben Sie, und trinken Sie in Ruhe aus, Lord Somerton.«
Eliza riss den Kopf herum und starrte ihre Tante erstaunt an. » Nein , Tantchen, der Earl hat recht. Es ist schon ziemlich spät.«
»Nein, kein weiteres Wort, Eliza. Bitte bleiben Sie, Lord Somerton, und leisten Sie meiner teuren Nichte Gesellschaft. Es ist so selten , dass ihr ein Gentleman seine Aufwartung macht.«
Letitias wohl gezielter Stich ließ Magnus grinsen, doch er erklärte sich mit einem Nicken zu dem angebotenen Stelldichein bereit.
Tante Letitias geschminkte Lippen kräuselten sich zu einem
freudigen Lächeln. »Schließlich ist die Nacht noch jung für die, die weniger Jahre auf dem Buckel haben. Gute Nacht, Lord Somerton, Lizzy.«
Tante Viola und Grace wünschten ihnen ebenfalls einen guten Abend, und die drei traten zusammen auf den Flur hinaus und begaben sich zur Bibliothek.
Der Abgang ihrer Tanten ließ Elizas Puls rasen. Das konnte doch nicht sein. Sie konnten sie doch nicht hier allein lassen … mit ihm .
Keine Minute später kam Edgar in das Musikzimmer und brachte ein Tablett mit Portwein, Obst und Keksen. Er deckte die Obstmesser und Teller auf einem gestärkten Leinentischtuch auf und schenkte Eliza und Magnus dann ein. Bevor er sich zum Gehen wandte, reichte er Eliza zaudernd ein gefaltetes Blatt Büttenpapier.
Eliza, die nervös mit den Notenblättern gespielt hatte, um sich Magnus’ wachsamen Augen zu entziehen, schaute auf. »Was ist das?«
»Eine Nachricht von Ihren Tanten, Miss.« Edgar verbeugte sich und schickte sich dann eilig an, das Zimmer zu verlassen. Als er die Tür erreichte, drehte er sich noch einmal um. »Es tut mir leid, Miss Merriweather. Bitte vergeben Sie mir.«
Elizas Verwirrung verwandelte sich in Staunen, als Edgar die Zimmertür hinter sich zuzog und den Schlüssel im Schloss umdrehte. »Nein!«, rief sie aus. »Edgar, das können Sie nicht machen.«
Der betagte Butler zuckte sichtlich zusammen und hauchte abermals eine stumme Entschuldigung, dann verschwand er in der Dunkelheit des Flurs.
»Was zum Teufel?« Magnus sprang auf und stürzte zur Tür. Er rüttelte an der Klinke. »Er hat uns eingeschlossen.«
Eliza ließ den Brief auf das Silbertablett fallen und zog
ebenfalls an der Messingklinke. »Ich kann es einfach nicht glauben, dass sie so etwas tun!«
» Sie ?« Magnus spähte durch die Glaseinsätze der Tür, um zu sehen, ob jemand in der Nähe war und ihnen helfen konnte.
»Meine Tanten«, fauchte sie. »Sie denken doch wohl nicht, dass Edgar Derartiges aus eigenen Stücken gemacht hätte? Die Ladys haben es ihm aufgetragen, dessen bin ich gewiss.«
»Der Brief könnte eine Erklärung enthalten«, schlug Magnus vor.
»Zweifelsohne.« Wütend über die jüngste List ihrer Tanten marschierte sie zum Tisch zurück und riss den Brief von Edgars Silbertablett. Sie begann zu lesen. » Oh nein. «
»Was steht da?« Magnus langte nach dem Brief.
Eliza hielt den Brief eilig hinter ihren Rücken. »Nichts.«
»Irgendetwas muss da stehen, sonst hätte man uns nicht in diesem Zimmer eingeschlossen.«
»Ach, na schön, hier .« Eliza streckte ihm den Briefbogen hin. Sie kaute nervös auf ihrer Unterlippe, während er das Büttenpapier auseinanderfaltete. »Es ist ein Auszug aus dem Strategiebuch meiner Tanten.« Sie sank auf die Klavierbank, während Magnus las.
Regel acht
Lerne dein Gegenüber kennen wie dich selbst,
und der Eroberung steht nichts mehr im Wege.
Magnus sah sie verständnislos an. »Was soll das bedeuten?«
Eliza versuchte, den Kloß herunterzuschlucken, der in ihrer Kehle saß. »Ich glaube, die Nachricht bedeutet, dass man uns Zeit gegeben hat, einander besser kennen zu lernen … ganz intim.«
»Ganz intim?« Magnus zog seine Augenbraue hoch. »Sie
haben zwei ausgesprochen aufgeschlossene Tanten, Miss Merriweather.«
Eliza blitzte ihn wütend an. Sie spürte, wie sich hektische Flecken auf ihrer Brust bildeten.
Magnus’
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