Stürmisches Feuer der Liebe
Schöneres vorstellen, als diese Stelle anzutreten.
Das Lächeln des Docs veränderte sich nicht. »Harry, warum läufst du nicht nach Hause und fragst deine Mutter, was es zum Abendessen gibt?«, sagte er, ohne den Blick von Chloe abzuwenden.
Widerstrebend erhob sich Harry, um zu gehen. Er hatte jedes Wort ihrer Unterhaltung mitbekommen, und seine Hoffnung, sich eine Ausbildung zu sichern und dadurch mehr wie Kade zu werden, war sichtlich gestiegen. »Es wird wohl wieder Bohnen geben«, erwiderte er mit einem Anflug von Ergebenheit.
»Das hoffe ich doch nicht«, sagte der Doc rasch. »Ich bin in der Stimmung für Cornedbeef-Haschee.« Er nahm ein paar Münzen aus der Tasche und gab sie dem jungen. »Geh im Laden vorbei und frag, ob sie Dosenfleisch haben. Der Rest müsste für eine Zuckerstange reichen.«
Mit wiedergewonnenem Enthusiasmus sprang Harry von der Veranda und lief zum Tor, wo er noch einmal stehen blieb, um sich freudestrahlend zu Chloe umzudrehen. »Sie werden doch nirgendwo hingehen, Miss Wakefield? Bevor ich die Namen einiger Sterne lerne, meine ich, und wie ich Zahlen im Kopf zusammenzählen kann?«
Chloe war zu keiner Antwort fähig; ein fast schmerzhaft heißer Kloß hatte sich in ihrer Kehle breitgemacht. Ihr Blick glitt zu Doktor Boylens freundlichem Gesicht zurück, und Harry ging, um seinen Auftrag zu erledigen.
»Ich bin verheiratet«, sagte sie geradeheraus, »und das nicht zum ersten Mal.« Die meisten Lehrerinnen waren ledig; arbeitende Ehefrauen sah man nicht gerne. Und der kleinste Skandal war ein Anlass zur sofortigen Entlassung. »Meine Referenzen sind vielleicht auch nicht gerade die allerbesten.«
Doc Boylen setzte sich auf die Stufe, von der Harry eben aufgestanden war, und stützte seine Arme auf die Knie. »Sind Sie eine gute Lehrerin, Miss Wakefield?«, fragte er.
»Ja«, sagte sie, »das bin ich ganz bestimmt.«
Ein mutwilliger Glanz erschien in seinen Augen. »Und wie viele Ehemänner haben Sie?«
Sie lächelte, allerdings ein bisschen traurig. »Ich habe zwei gehabt. Von dem ersten ließ ich mich scheiden, als ich herausfand, dass er ein bezahlter Revolverheld war, und der zweite ist sich nicht ganz sicher, ob er mich überhaupt haben will.«
»Wieso denn das?«
Sie seufzte. »Weil er nichts von dem ersten wusste.«
»Ah«, sagte der Doc und nickte weise. »Verstehe. Und wo ist dieser verwirrte junge Mann nun?«
»Im Arizona Hotel, oder zumindest habe ich ihn dort zuletzt gesehen«, antwortete sie. »Jeb McKettrick und ich sind ... wir leben getrennt.«
»Verstehe«, sagte der Doc erneut und nahm sich einen Moment Zeit zum Überlegen. Dann lächelte er und schüttelte über irgendetwas, das ihn zu belustigen schien, den Kopf »Also sind Sie die Frau, mit der er ständig angegeben hat. Die meisten von uns haben nicht einmal geglaubt, dass Sie überhaupt existierten - Jeb ist bekannt dafür, dass er es mit der Wahrheit häufig nicht so genau nimmt.«
Chloe spreizte ihre Hände. »Hier bin ich aber«, sagte sie ein bisschen reumütig. »In Fleisch und Blut.«
Wieder dachte der Doc eine Weile nach. »Er wird Sie früher oder später auf die Ranch mitnehmen«, fuhr er schließlich fort. »Und wahrscheinlich eher früher, wenn er auch nur ein bisschen so wie seine Brüder ist, und das ist er ja ganz offensichtlich.«
Chloe straffte ihre Schultern. »Diese Gefahr besteht nicht, glaube ich«, sagte sie. »Wir haben einige ernste Differenzen. «
»Ich werde Sie nicht fragen, um was es sich bei diesen Differenzen handelt, aber ich wage zu behaupten, dass Sie beide sich auf irgendwas geeinigt haben müssen, wenn Sie den Bund geschlossen haben. Dennoch, wenn Sie mir versprechen können,
ein volles Jahr zu arbeiten, stelle ich Sie gleich jetzt ein.«
Chloe versuchte vergeblich, etwas zu sagen, und versuchte es dann noch einmal. »Danke«, brachte sie gerade noch hervor.
Der Doc nahm seine Taschenuhr heraus, klappte den Deckel auf und runzelte die Stirn. »Dreißig Dollar im Monat, das Haus und Essen. Sind Sie damit einverstanden, Mrs. McKettrick?«
»Ja«, sagte Chloe und hoffte, dass sie die Entscheidung nicht bereuen würde. »Meine Antwort lautet Ja.«
Kapitel 14
Als Holt die schlafende Lizzie gesehen hatte, mit ihrem dunklen Haar auf Beckys weißen Kissen, hatte er sofort gewusst, dass sie seine Tochter war. Er erkannte sich selbst in ihr, und vor allem erkannte er Olivia. Er war nahe daran gewesen, das Kind zu wecken und zu fragen, wo seine Mutter war, aber
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