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Stürmisches Herz

Stürmisches Herz

Titel: Stürmisches Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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sie aussah.
    Kurz danach ging die Eingangstür auf, und zwei Männer, die beobachtet hatten, wie die Fremden die Straße entlanggeritten waren, betraten das Lokal, um die Neuankömmlinge zu begutachten. Courtneys Nervosität nahm zu. Sie hatte es schon immer gehaßt, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen, und es war unmöglich, in Chandos' Begleitung nicht aufzufallen. Er mußte einfach Neugierde erregen.
    Als sie sich vorstellte, was diese Leute von ihr hielten, wurde ihr plötzlich klar, was ihr Vater denken würde. Schließlich hatte er seine Haushälterin nur deshalb geheiratet, weil es sich gehörte. Und Courtney reiste allein mit Chandos! Ihr Vater mußte ja das Schlimmste annehmen – was noch dazu zutraf.
    Als Chandos zurückkehrte, fielen ihm sofort ihre geröteten Wangen und ihre verkrampfte Haltung auf. Sie hielt den Blick hartnäckig gesenkt. Was war los? Hatten die zwei Kerle, die inzwischen hereingekommen waren, sie vielleicht belästigt? Er musterte die beiden so scharf, daß sie das Restaurant sofort wieder verließen. Kurz darauf verschwand auch das ältliche Paar.
    »Das Essen steht in einer Minute auf dem Tisch, Kätzchen«, verkündete Chandos.
    Die Küchentür ging auf, und eine dicke Frau kam auf sie zu. »Das ist Mama. Sie wird sich ein paar Tage lang um dich kümmern«, erklärte Chandos beiläufig.
    Courtney musterte die rundliche Mexikanerin, die in schnellem Spanisch auf Chandos einsprach. Sie war klein, hatte graumeliertes Haar, das sie in einem straffen Knoten aufgesteckt hatte, und machte einen sympathischen Eindruck.
    Zu einem bunten Baumwollrock trug sie eine weiße Bluse und darüber eine Schürze; ihre Füße steckten in geflochtenen Ledersandalen.
    »Was soll das heißen, daß sie sich um mich kümmern wird?« wandte sich Courtney an Chandos. »Wo wirst du denn sein?«
    »Ich habe dir ja gesagt, daß ich in Paris etwas zu erledigen habe.«
    »Wir befinden uns in Paris!«
    Er setzte sich ihr gegenüber an den Tisch und bedeutete Mama, sie allein zu lassen. Courtney sah der davonwatschelnden Frau nach und wandte sich dann wieder Chandos zu.
    »Was hast du schon wieder ausgeheckt? Wenn du glaubst, du kannst –«
    »Beruhige dich, Frau.« Er beugte sich über den Tisch und ergriff ihre Hand. »Wir befinden uns nicht in Paris, sondern in Alameda. Während ich meine Angelegenheiten erledige, werden einige Ruhetage deinem Knöchel guttun. Ich wollte dich nicht alleinlassen, deshalb habe ich dich hierher gebracht.«
    »Warum solltest du mich allein lassen? Was hast du in Paris zu erledigen?«
    »Das geht dich nichts an, Lady.«
    Wie sie es haßte, wenn er ihr gegenüber diesen Ton anschlug! »Du kommst nicht zurück, nicht wahr? Du läßt mich einfach hier sitzen.«
    »Du solltest mich besser kennen. Ich habe dich bis hierher gebracht und werde dich nicht einfach ein paar Meilen vor deinem Ziel im Stich lassen.«
    Das milderte ihre Enttäuschung nicht. Sie wollte nicht bei Fremden bleiben, und sie wollte nicht, daß Chandos sie verließ.
    »Ich habe geglaubt, daß du mich nach Paris mitnimmst, und daß wir von dort weiterreiten.«
    »Ich habe es mir anders überlegt.«
    »Wegen meines Knöchels?«
    Er fand, daß er diese Frage bereits beantwortet hatte. »Hör mal, ich bleibe nur ungefähr vier Tage weg. Es wird dir guttun, wenn du deinem Fuß so lange Ruhe gönnst.«
    »Aber warum hier? Warum nicht in Paris?«
    Er seufzte. »In Paris kenne ich keinen Menschen. Durch Alameda komme ich dagegen oft, wenn ich das Indianerterritorium durchquere. Ich kenne Mama. Ich kann mich darauf verlassen, daß sie sich während meiner Abwesenheit um dich kümmert. Du befindest dich hier in guten Händen, Kätzchen. Ich würde dich nicht allein lassen, wenn –«
    »Aber Chandos –«
    »Verdammt noch mal!« explodierte er. »Fang nicht an–«
    Er unterbrach sich, weil Mama auf einem großen Tablett das Essen hereintrug. Als sie an den Tisch trat, erhob sich Chandos.
    »Ich gehe jetzt, Mama. Sorge dafür, daß sie nach dem Essen badet, und dann steck sie ins Bett.«
    Er ging zur Tür, machte dann aber auf halbem Weg kehrt und kam zurück. Er beugte sich zu Courtney hinunter und hob sie aus dem Stuhl. Seine Arme schlossen sich wie Schraubstöcke um sie, und sein Kuß nahm ihr den Atem.
    »Ich komme wieder, Kätzchen«, murmelte er heiser. »Kratze niemanden, während ich fort bin.«
    Dann ging er. Mama starrte Courtney an, aber Courtney starrte die Tür an und versuchte, ihre Tränen zu unterdrücken.

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