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Stürmisches Herz

Stürmisches Herz

Titel: Stürmisches Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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wieder eine Lektion erteilen wollte.
    Sie hatte den Eindruck, daß er sich seit diesem Morgen besonders anstrengte, um ihr das Leben unangenehm zu machen. Er hatte sie geweckt und sofort zum Aufbruch gezwungen. Und diesmal mußte sie hinter ihm sitzen, was äußerst unbequem war.
    Sie erreichten ihr Lager am späten' Nachmittag und stellten fest, daß die anderen Pferde versorgt waren, und daß das Feuer immer noch brannte, obwohl es seit gestern früh nicht vorgehalten haben konnte. Chandos stieß einen schrillen Pfiff aus, und zehn Minuten später tauchte der Indianer auf.
    Springender Wolf war nicht besonders groß, aber die Komantschen waren schließlich wegen ihrer Reitkünste und nicht wegen ihrer Körpergröße berühmt. Er trug ein altes Militärhemd und hatte einen Karabinergurt umgeschnallt. Seine Mokassins reichten bis zu den Waden; ansonsten waren seine Beine bis auf einen breiten Lendenschurz, der bis zu den Knien ging, nackt. Seine langen Haare waren pechschwarz und hingen offen herab. Die Augen in dem breiten Gesicht waren tiefschwarz, und seine Haut hatte die Farbe von altem Leder. Er war jung und bis auf seine breiten Schultern eher schmächtig. Sein Gewehr hielt er wie einen Säugling in seinen Armen.
    Courtney hatte den Atem angehalten, als er das Lager betreten hatte. Jetzt sah sie zu, wie sich die beiden Männer nach der Begrüßung an das Feuer hockten und miteinander redeten – natürlich in der Sprache der Komantschen.
    Sie scherten sich überhaupt nicht um sie, aber sie konnte das Abendessen ohnehin nicht zubereiten, solange die beiden am Feuer saßen. Deshalb begann sie, ihr Gepäck durchzugehen, um zu sehen, ob etwas fehlte. Es war alles vorhanden.
    Nach kurzer Zeit brach Springender Wolf wieder auf. Doch während zuerst Mißtrauen in seinem Blick gelegen hatte, wirkte er jetzt entspannt, und sie hätte schwören können, daß er unmerklich lächelte.
    Er sagte etwas zu ihr, wartete aber nicht, bis Chandos es übersetzt hatte. Sobald er gegangen war, hockte sich Chandos ans Feuer, kaute an einem Grashalm und beobachtete die Stelle, an der sein Freund zwischen den Bäumen verschwunden war.
    Da er offenbar nicht die Absicht hatte, Courtney zu verraten, was Springender Wolf gesagt hatte, sah sie nach, was sie von ihren Vorräten für ein Abendessen verwenden konnte.
    Als sie die üblichen Bohnen, das Trockenfleisch und die Zutaten für Pfannkuchen zum Feuer gebracht hatte, wandte sich Chandos ihr zu.
    »Ich möchte, daß du diese Bluse verbrennst.«
    Courtney nahm die Bemerkung nicht ernst. »Möchtest du Pfannkuchen oder Klöße?«
    »Verbrenn sie, Kätzchen.«
    Er blickte auf das tiefe V, das bis dorthin reichte, wo sie die Bluse zusammengebunden hatte. Das zerrissene Hemd darunter hatte sie verkehrt herum angezogen, so daß sich der Riß jetzt auf ihrem Rücken befand; das Hemd bedeckte ihre Brüste allerdings nur knapp.
    »Hat dein Freund eine Bemerkung über meine Bluse gemacht?«
    »Schweif nicht vom Thema ab.«
    »Das tue ich nicht. Aber wenn es dich glücklich macht, zieh ich eine andere Bluse an.«
    »Nun mach schon. Und bring die alte –«
    »Das werde ich nicht tun.« Was war bloß mit ihm los? »Ich kann diese Bluse ohne weiteres flicken. Ich habe ja auch die andere …« Sie unterbrach sich und kniff die Augen zusammen. »Jetzt verstehe ich. Du findest nichts dabei, wenn du meine Bluse zerreißt, aber wenn es jemand anders tut, muß ich sie verbrennen. Das ist der wahre Grund, nicht wahr?«
    Er sah sie wütend an, und ihr Zorn schmolz dahin. Eifersucht, Besitzdenken – ganz gleich, worum es sich handelte, es bedeutete, daß er etwas für sie empfand. Daraufhin beschloß sie, seinen Wunsch zu erfüllen.
    Sie holte eine korallenrote Bluse und zog sich hinter einem Baum um. Als sie zurückkehrte, ließ sie die zerrissene weiße Bluse wortlos ins Feuer fallen. Die zarte, weiße Seide verbrannte im Nu. Ascheflöckchen wirbelten in die Höhe und wurden vom Wind fortgetragen.
    Chandos starrte weiterhin mürrisch in die Flammen.
    »Was hat dein Freund zu mir gesagt?« fragte Courtney.
    »Er hat nicht zu dir gesprochen.«
    »Aber er hat mich angesehen.«
    »Er hat von dir gesprochen.«
    »Und?«
    Das nur vom Knistern des Feuers unterbrochene Schweigen hielt an.
    »Er hat deinen Mut gelobt«, antwortete Chandos schließlich.
    Courtney sah ihn mit großen Augen an, doch er bemerkte es nicht, denn er stand auf und ging zum Fluß hinunter. Sie seufzte und hätte gern gewußt, ob er ihr die

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