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Stumme Zeugen

Titel: Stumme Zeugen Kostenlos Bücher Online Lesen
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gefunden, das mit brennenden Zigaretten gequält worden ist.‹«
    Newkirk warf Villatoro einen Blick zu. Seine Augen leuchteten grünlich im Licht der Anzeigeinstrumente des Armaturenbretts. Dann blickte er wieder nach vorn, fast eher zu sich selbst als zu Villatoro redend.
    »Sie wissen, wie es ist, wenn man von einem Polizistengehalt eine Familie mit Kindern ernähren will. Meine Frau musste arbeiten, die Kinder waren noch klein. Tagesheime, Tagesmütter, der ganze Mist. Tagesmütter, die nicht viel besser waren als die Arschlöcher, die ich auf der Straße verhaftete. Tatsächlich habe ich einige von ihnen dort wiedergesehen. Ich wollte meine kleinen Jungs und meine Tochter von diesem Milieu fernhalten. Also habe ich mich für Jobs in Montana und Wyoming beworben. Ich dachte, es würde mir dort gefallen, aber als Cop hätte ich da weniger verdient als in Los Angeles. Irgendwann glaubte ich, nie mehr aus der Stadt herauszukommen, zu einem dieser Typen zu werden, die man nachts wecken kann und die einem bis auf den Penny genau sagen, wie hoch mittlerweile ihre Pensionsansprüche sind.«
    Man kennt die Höhe des Gehalts, wenn man sich bewirbt, hätte Villatoro fast gesagt, aber er beherrschte sich. Newkirk sollte weiterreden.
    »Da entdeckte ich, dass man als Cop an dienstfreien Tagen in der Security-Branche arbeiten kann.« Newkirk lächelte. »Bald hatte ich raus, dass ich so mein Einkommen
fast verdoppeln konnte. Es war jede Menge zusätzliche Arbeit, aber verdammt, wir wollten aus dem Schlamassel herauskommen. Die Schulden, verstehen Sie? Meine Frau gibt gern mehr Geld aus, als wir haben, und bei den Kindern kann ich nicht Nein sagen. Also habe ich häufig Security-Jobs übernommen.«
    »In Santa Anita.«
    »Unter anderem. Ja, in Santa Anita habe ich regelmäßig gearbeitet. In dem Raum, wo das Geld gezählt wurde, aber das wissen Sie ja.«
    Die Art und Weise, wie er das sagte, beunruhigte Villatoro. Er befürchtete, Newkirk könnte sein Wissen überschätzen und Dinge als bekannt voraussetzen, die er erst noch in Erfahrung bringen musste. Deshalb erschien es ihm ratsam, seine Kommentare auf ein Minimum zu beschränken.
    Newkirk nahm einen großen Schluck und rieb sich die Augen. »Was immer heute aus mir geworden ist, zu der Zeit war ich noch verdammt stolz darauf, Cop zu sein. Stolz auf das LAPD, das ich auch heute für eine der besten Polizeibehörden im Land halte. Dort arbeiten Tausende engagierter Männer und Frauen, die jeden Tag ihr Leben aufs Spiel setzen. Gute Menschen, Mann. Hart und ehrlich, von ein paar Ausnahmen abgesehen. Zu schade, dass immer alle auf die paar schwarzen Schafe zeigen und uns insgesamt als Kriminelle abstempeln. Außerdem soll es besser geworden sein, angeblich räumt der neue Chef auf. Was gut wäre, wenn es stimmt. Aber diese Stadt ist immer noch eine beschissene Senkgrube, das LAPD braucht doppelt so viele Cops. Wenn nicht dreimal so viel. Aber der Steuerzahler will nicht dafür aufkommen.«

    Villatoro wartete einen Moment. »Santa Anita«, sagte er dann.
    »Ist das alles, was Sie interessiert?«, fragte Newkirk höhnisch.
    »Durchaus nicht«, antwortete Villatoro, um einen umgänglichen Tonfall bemüht. »Aber ich habe die letzten sieben Jahre herauszufinden versucht, was dort passiert ist.«
    Newkirk lachte. »Ich auch.«
    Villatoro glaubte schon, das Ganze würde zu nichts führen, als Newkirk seufzte und weiterredete: »Es war ein guter Job. Eigentlich standen wir nur herum, wie es auch bei der Polizeiarbeit so oft vorkommt. Die Türen öffneten wir erst, wenn die Geldtransporter eintrafen. Dann sahen wir draußen zu, wie die Kohle in die Wagen gepackt wurde. Anschließend blieben wir, bis die Besucher der Rennbahn verschwunden waren, dann gingen wir nach Hause. Wie gesagt, ein guter Job für mich und Rodale. Wir haben die ganze Zeit über dort zusammengearbeitet. Sie mochten uns, wir mochten sie. Unser Sergeant hieß Gonzales. Alle Cops respektierten und fürchteten ihn. Er sagte immer irgendwelchen Mist, etwa: In Santa Anita müsste ja einiges zu holen sein, wenn wir so scharf darauf wären, dort zu arbeiten.«
    Villatoro schwieg, wenngleich ihm nicht entgangen war, dass der Name Gonzales auf seiner Liste stand. Er war eines der Vorstandsmitglieder der SRPOF-Stiftung und einer der Freiwilligen, die den Sheriff bei seinen Ermittlungen unterstützten.
    »Gonzo war großartig. Was ihm nicht in den Kram passte, war ihm scheißegal. Er tat immer, was er für richtig hielt, ob

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