Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Stumme Zeugen

Titel: Stumme Zeugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
stellte, ging in seinem Kopf alles durcheinander.
    Nachdem er eine Weile hektisch auf und ab gelaufen war, traf er eine Entscheidung. Er würde heute Nacht in dem anderen Bett schlafen. Vielleicht war das nicht ganz so weich.
    Er lag in der Dunkelheit, verwirrt, aber auch ein bisschen erregt. Es war Jahre her, seit eine Frau …
    Er schaltete die Nachttischlampe ein und schaute auf das Foto seiner Frau und seiner Tochter. »Es tut mir leid,
Donna«, sagte er. »Mach dir keine Sorgen.« Dann knipste er das Licht wieder aus.
    Doch es sollte noch Stunden dauern, bis er wirklich fest schlief.

Samstag, 22.23 Uhr
    Newkirk saß auf der Rückbank von Singers weißem Geländewagen und sah zwischen den Köpfen von Singer und Gonzales hindurch das Spiel des hellen Scheinwerferlichts zwischen den Bäumen. Sie fuhren auf einer nicht asphaltierten, aber gut befahrbaren Straße, die sich durch den Wald den Berg hinaufschlängelte und zu Gonzales’ Haus führte. Plötzlich trat Singer hart auf die Bremse, um nicht eine Dammhirschkuh mit ihrem Kitz zu überfahren. Newkirk wurde nach vorn geschleudert und musste sich an der Rückenlehne des Vordersitzes festhalten.
    »Sorry, Newkirk«, sagte Singer.
    »Ich habe die Augen der Hirschkuh im Scheinwerferlicht glitzern sehen, aber es schon war zu spät, um dich zu warnen«, sagte Gonzales. »Warum überqueren sie die Straße nicht, wenn sie ein Fahrzeug aus der Ferne hören? Sie warten, bis man sie fast über den Haufen gefahren hat, die dusseligen Viecher.«
    »Hier gibt’s jede Menge Wild«, bemerkte Singer.
    »Ist dir schon mal aufgefallen, dass die Augen der Tiere im Scheinwerferlicht immer andersfarbig leuchten?«, fragte Gonzales. »Grün bei Hirschen, blau bei Kojoten, wie ich
kürzlich gesehen habe. Bei Kaninchen gelblich. Vor ein paar Tagen sind mir orangefarbene aufgefallen, aber ich weiß immer noch nicht, was für ein Tier es war.«
    »Ein Dachs«, entgegnete Newkirk. »Meinem Sohn und mir ist bei einem Dachs aufgefallen, dass seine Augen orange waren.«
    »Verschon mich mit den Scheißdachsen«, sagte Gonzales.
     
    Gonzales’ Haus stand oben auf der Anhöhe, und man hatte einen atemberaubenden Blick auf das dunkle, bewaldete Tal und die vom Mondlicht beschienenen Berge in der Ferne. Von der Terrasse aus sah Newkirk unter sich einen nierenförmigen See, in dem sich das Licht der Sterne und des Mondes spiegelte. Wie sie alle lebte auch Gonzales in einem Haus, von dem er vor zehn Jahren nicht einmal zu träumen gewagt hätte. In L. A. hätte das Haus allein sieben oder acht Millionen Dollar gekostet, ganz zu schweigen von den acht Morgen Land, die dazugehörten.
    Singer trat durch die offene Schiebetür zu Newkirk auf die Terrasse, reichte ihm eine Flasche Bier und lehnte sich neben ihm auf das Geländer.
    »Weißt du, wie der See heißt?«, fragte Newkirk.
    »Nein, keine Ahnung.«
    »Es gibt hier so viele Seen. Ich habe versucht, mir ihre Namen zu merken.«
    »Nennen wir ihn doch einfach Gonzos See.«
    Newkirk trank einen Schluck Bier. Wieder einmal ärgerte ihn, dass Singer und Gonzales kein wirkliches Interesse daran hatten, wo sie jetzt lebten.

    »Du weißt, wie du dich zu verhalten hast, wenn wir nach unten gehen«, sagte Singer. »Was auch geschieht, wir beide sagen kein Wort. Wir wollen nicht, dass er weiß, wer oder wie viele wir sind. Er darf unsere Stimmen nicht noch mal hören, sonst zählt er zwei und zwei zusammen.«
    »Gonzo ist einverstanden?«
    »Selbstverständlich.«
    Newkirk atmete tief durch und wandte den Blick ab.
    Singer schien Newkirks Befürchtungen erkannt zu haben. »Wir gehen hier ein kalkulierbares Risiko ein. Boyd ist unverzichtbar für unser Ablenkungsmanöver, durch das wir die Suchtrupps aus den Wäldern holen, und das muss passieren, bevor sie etwas finden. Wir müssen ihre Agenda ändern; statt der Suche nach den verschwundenen Kindern muss nun die nach Tom Boyd an erster Stelle stehen. Wenn sich die Aufmerksamkeit des Sheriffs, seiner Leute und der Öffentlichkeit ganz auf Boyd richtet, sinken die Chancen, dass die Taylor-Kinder gefunden werden. Oder, Gott bewahre, vom Fernsehen interviewt werden. Steht dagegen Boyd im Zentrum des Interesses, können wir die gewonnene Zeit nutzen, die Kinder selbst zu finden. Durch gute, solide, professionelle Polizeiarbeit - jede Spur verfolgen, jeden möglichen Zeugen befragen, Ausbildung und Erfahrung nutzen. Das führt immer ans Ziel, Newkirk, immer. So finden wir sie, bevor uns irgendein Deputy

Weitere Kostenlose Bücher