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Stumme Zeugen

Titel: Stumme Zeugen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Fenster, dachte Newkirk.
    Auf dem Bildschirm war wieder Schnee zu sehen, dann begann erneut die Übertragung des Footballspiels. Der Reporter kommentierte gerade eine Zeitlupenaufnahme. Für mehrere Minuten sagte niemand ein Wort.
    Dann ging Singer zu dem Videorekorder und drückte auf »Pause«. »Möchten Sie es noch mal sehen?«, fragte er den Sheriff.
    »Um Himmels willen«, sagte Carey. »Nein, im Moment kann ich auf eine Zugabe verzichten.«
    »Sieht so aus, als hätten wir unseren Mann«, bemerkte Singer. »Ob wir ihn finden, ist natürlich eine andere Sache.«
    »Mein Gott, die armen Kinder.«
    »Die Videokassette gehörte Boyd, daran kann kein Zweifel bestehen«, sagte Singer. »Er hat während der letzten Saison alle Spiele der Seahawks mitgeschnitten. Auf seinem Bücherregal stehen hübsch ordentlich achtzehn identische Kassetten. Die letzte fehlt, Sie haben gerade gesehen, was jetzt darauf ist. Seine Videokamera ist ebenfalls verschwunden, nur die Tasche ist noch da.«
    »Vielleicht sollten wir ein paar Hunde organisieren, sie
im Haus der Mutter an den Klamotten der Rangen schnuppern lassen und sie am Fluss aussetzen«, schlug Gonzales vor. »Meiner Meinung nach werden sie da die Leichen finden. Ich weiß nicht, wie’s hier aussieht, aber wir haben ein paar Jungs mit Spürhunden an der Hand, die wir anrufen könnten.«
    Carey schien es die Sprache verschlagen zu haben. Er saß reglos da und starrte auf das Standbild.
    »Sheriff?«, fragte Singer sanft.
    »Die Mutter muss es erfahren«, sagte Carey. »Auf das Gespräch freue ich mich nicht gerade.«
    Singer verzog mitfühlend das Gesicht. Newkirk wurde erneut ganz übel. Er wandte den Blick ab und schaute durch die Glaswand in den leeren Sitzungssaal des Stadtrats. Vielleicht würde es seinen Magen beruhigen, wenn er Singer, Gonzales und den Sheriff nicht sah.
    »Wir könnten Swann anrufen«, schlug Singer vor. »Er könnte es ihr beibringen.«
    Der Sheriff wirkte beunruhigt. »Nein, das ist meine Aufgabe.«
    »Swann kennt sie gut. Ist vielleicht besser, wenn er das übernimmt.«
    Carey dachte darüber nach. »Ja, vermutlich haben Sie recht.«
    Feigling, dachte Newkirk.
    »Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, Großalarm auszulösen und das FBI einzuschalten«, fuhr Carey fort. »Wir haben einen Verdächtigen, sind aber nicht mehr zuständig. Wahrscheinlich ist Boyd mittlerweile in Nevada. Wenn nicht in Kanada.«

    In Singers Augen flackerte etwas auf, doch es war so schnell vorbei, dass Newkirk sich fragte, ob Carey es mitbekommen hatte.
    »Kein FBI«, sagte Singer. »Wenn die auftauchen, reißen sie den Fall komplett an sich. Ich habe es erlebt, glauben Sie’s mir. Die gefährlichste Position auf dieser Welt ist die zwischen dem Sprecher des FBI und einer Fernsehkamera. Sie denunzieren die örtliche Polizei als unfähig und lahm. Wir haben alles bedacht, das FBI kann auch nichts anderes tun.«
    Carey schüttelte den Kopf. »Wir brauchen Fachleute, die das Videoband analysieren. Vielleicht finden sie heraus, wo die Aufnahme gemacht wurde. Oder ihnen fällt etwas auf, das uns entgangen ist.«
    Plötzlich hatten die Dinge eine überraschende Wendung genommen. Sheriff Careys Entschlossenheit konsternierte Newkirk. Und Singer war sich so sicher gewesen, ihn in der Tasche zu haben.
    »Warum sollte es wichtig sein, wo er es aufgenommen hat?«, fragte Singer. »Es zählt nur, was er sagt. Er hat ein Geständnis abgelegt, Sheriff. Wir haben unseren Mann. Jetzt müssen wir uns darauf konzentrieren, Boyd und die Leichen zu finden. Dabei kann uns das FBI nicht wirklich helfen. Sie kennen das County wie Ihre Westentasche, die nicht.«
    Carey räusperte sich. »Meinem Gefühl nach stimmt hier etwas nicht. Warum sollte Boyd auf dem Video ein Geständnis ablegen und uns auffordern, ihn zu jagen? Er scheint nicht stolz zu sein auf seine Tat. Nein, er fühlt sich beschissen und sieht auch so aus. Vielleicht hat sein Gewissen ihn
zu dem Geständnis getrieben, aber warum stellt er sich nicht einfach? Er ist kein hartgesottener Krimineller, sondern nur einer von uns, der auf die schiefe Bahn geraten ist.«
    »Sheriff …«
    Carey blickte Singer an. »Genau, hier bin immer noch ich der Sheriff. Mir scheint es sinnvoll, auf den Sachverstand des FBI zurückzugreifen.«
    Für einen Außenstehenden, dachte Newkirk, könnte es so aussehen, als hätte der Sheriff die Sache für sich entschieden. Aber Singers Miene war gelassen, verriet keine Regung. Er schien über Careys Worte

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