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Stumme Zeugen

Titel: Stumme Zeugen Kostenlos Bücher Online Lesen
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den neunundvierzig Prozent, die ihm ihre Stimme verweigert hatten.
    »Wie war noch mal Ihr Name …?«

    »Jess Rawlins.«
    Carey tat so, als würde er sich erinnern. »Ach ja, natürlich.«
    »Ich besitze eine Ranch nördlich der Stadt, nicht weit vom Sand Creek.«
    »Also nicht weit von der Stelle, wo die Taylor-Kinder verschwunden sind.«
    »Bis dahin sind es fünfzehn Kilometer«, sagte Jess, als müsste er sich verteidigen.
    »So war’s nicht gemeint«, beschwichtigte der Sheriff. »War nur so dahingesagt.«
    Jess ging nicht weiter darauf ein. »Also, was ist mit den Freiwilligen?«
    Carey schien dankbar, dass die Sache erledigt war. »Ja, es sind alles Excops vom LAPD. Sie sind im Ruhestand, aber noch nicht besonders alt.«
    »Wie viele sind es?«
    »Vier arbeiten direkt mit mir zusammen, zwei weitere sind bei den Suchtrupps.«
    Jess nickte. Annie hatte am Küchentisch eine nicht besonders detaillierte Zeichnung angefertigt, die zusammengefaltet in seiner Tasche steckte - ein dünner Mann mit grauem Haar und blauen Augen, ein anderer mit einer Baseballkappe und ein Dritter, größer, dunkelhäutig und mit einem schwarzen Schnurrbart. Drei Männer, nicht vier. Doch dann fiel ihm Swann ein.
    »Kannten sie sich schon vorher?«, fragte er.
    »Ich denke schon«, antwortete Carey. »Sie scheinen ziemlich vertraut miteinander zu sein. Und es gibt anscheinend keine Diskussionen darüber, wer der Boss ist.«

    »Und, wer ist es?«
    »Ein Mann namens Singer. Wenn ich es richtig verstanden habe, war er mal Lieutenant.«
    »Dieser Swann.« Jess tippte mit dem Finger auf die Zeitung, sorgsam bemüht, sich seine Beklommenheit nicht anmerken zu lassen. »Hier steht, er sei Monica Taylors Sprecher. Was hat man sich darunter vorzustellen?«
    Der Sheriff schien etwas misstrauisch zu werden. Vielleicht stellte er zu viele Fragen.
    »Kennen Sie ihn?«, fragte Carey.
    »Nur vom Namen«, antwortete Jess wahrheitsgemäß.
    »Wie’s aussieht, ist er mit der Mutter befreundet. Er hat freiwillig angeboten, bei ihr zu bleiben. Für den Fall, dass jemand anruft. Doch bei dem Medienrummel ist er vermutlich vollauf damit beschäftigt, die Reporter abzuwimmeln. Ich kann dafür wirklich keinen Mann erübrigen.«
    Jess nickte. »Meine Frage klingt vielleicht etwas abwegig, aber ist dies der einzige große Fall, an dem Sie momentan arbeiten? Mir ist ein Gerücht zu Ohren gekommen, in unserem County sei vielleicht jemand ermordet worden.«
    Carey hob die Augenbrauen. Der Opa spinnt, schien sein Blick jetzt zu sagen. »Wo zum Teufel haben Sie das her?«, fragte er genauso leise wie Jess.
    »Sie kennen das Gerede der Leute.«
    »Und wo soll dieser angebliche Mord passiert sein?«
    »Am Fluss.«
    Carey schüttelte den Kopf. An seiner Schläfe trat eine Vene hervor, und er wirkte aufgebracht. »Die Leute sollen aufhören zu spinnen.«
    »Also gibt es kein anderes Verbrechen?«

    Jetzt tippte Carey auf die Zeitung, zugleich wütend und verzweifelt. »Reicht das ganze Theater noch nicht?«
    Die Kellnerin brachte Careys Frühstück und schenkte ihm Kaffee nach.
    Carey bohrte ein Stück Toast in ein Eigelb. »Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen wollen …«
    Jess hatte nicht bemerkt, dass ein Mann das Panhandle Cafe betreten hatte und zielstrebig auf den Sheriff zuging.
     
    Aber Villatoro hatte ihn gesehen. Es war Newkirk, und er legte dem Sheriff einen Arm um die Schulter, als hätte er ihm etwas Vertrauliches mitzuteilen.
     
    Jess schaute nicht zu den beiden hinüber, lauschte aber angestrengt. Der Mann hatte gerade im Flüsterton etwas von einem Videoband gesagt. Er trug eine Baseballkappe.
    Careys Gabel schwebte zwischen dem Teller und seinem Mund in der Luft. »Und woher kommt es?«
    »Irgendjemand hat es heute Morgen in einer Plastiktüte in der Nähe des Eingangs Ihres Büros deponiert. Aber niemand hat gesehen, wer es war.«
    »Haben Sie es sich angeschaut?«
    Newkirk schüttelte feierlich den Kopf. »Das ist Ihre Aufgabe, Sheriff.«
    »Kann ich in Ruhe zu Ende frühstücken?«
    »Nein, ich glaube nicht.«
    Carey rief nach der Kellnerin, damit sie ihm sein Essen einpackte.
    Newkirk schaute sich in dem Lokal um und wirkte auf einmal sehr nervös. Jess folgte seinem Blick und sah, dass
Newkirk den dunkelhäutigen Mann in der Nische anstarrte, der gerade frühstückte. Den Mann, der so erschrocken gewesen war, als er draußen den Bären gesehen hatte.
     
    Nachdem Newkirk mit dem Sheriff verschwunden war, zog Jess Annies Zeichnung aus der

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