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Sturm der Seelen: Roman

Sturm der Seelen: Roman

Titel: Sturm der Seelen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McBride
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betreten. Ohne ihre Augen von ihm zu nehmen, gingen Jake und seine Mutter in das Zimmer. »Warum ruht ihr beiden euch nicht ein bisschen aus? Ihr seid für heute Nachmittag von den anstehenden Arbeiten befreit.«
    »Wir können genauso mithelfen wie alle anderen auch.«
    »Eine wichtige gesellschaftliche Position bringt gewisse Vergünstigungen mit sich«, sagte Richard und zog die Tür hinter ihnen zu. »Nehmt euch einfach ein Zimmer, das euch zusagt, solange ihr mir nur das gleich neben den beiden hier lasst.«
    »Wird gemacht«, sagte Peckham und ging den Flur hinunter, wo er die Tür des nächsten Zimmers eintrat und sogleich darin verschwand, um es zu inspizieren.
    Garrett wartete, bis Peckham weg war, dann begleitete er Richard zu seiner Suite, um sie für ihn aufzubrechen. Gemeinsam traten sie ein und schlossen die Tür hinter sich.
    Den Rücken ganz flach gegen die Wand gepresst, schob sich Gray den Flur hinunter.
    »Seine Mutter wird uns nicht allzu nahe an den Jungen heranlassen«, kam eine flüsternde Stimme aus der Suite.
    »Nun, das muss sie jetzt auch gar nicht mehr, nicht wahr?«
    »Sie hat ihn die ganze Zeit über noch nicht eine einzige Minute lang aus den Augen gelassen.«
    »Das spielt keine Rolle. Er ist es, den wir brauchen, nicht sie. Er ist der Schlüssel zu unser aller Überleben.«
    »Sie meinen seine Visionen.«
    Ein klatschendes Geräusch brachte die Stimme zum Verstummen.
    »Meine Visionen.«
    Es folgte eine kurze Stille, und Gray hielt den Atem an.
    »Warum gehen Sie nicht hinunter zu den anderen und holen sich etwas zu essen?«
    »Richard …«
    »Schon in Ordnung, Garrett. Ich bin derjenige, der sich entschuldigen sollte. Sie sind meine rechte Hand. Ich brauche Sie mehr als alle anderen zusammen.«
    »Es war meine Schuld, Richard. Ich hätte meinen Mund halten sollen.«
    »Ich sage Ihnen was … Nachdem Sie sich was zu essen besorgt haben, möchte ich, dass Sie den Jungen zu Ihrer Hauptaufgabe machen. Bringen Sie ihm so viel zu essen, wie er nur in sich reinstopfen kann, und jedes Getränk, das er haben will. Sorgen Sie dafür, dass er keinen Grund hat, das Zimmer zu verlassen.«
    »Was ist mit seiner Mutter?«
    »Behandeln Sie sie wie eine Königin. Die Hauptsache ist, dass die beiden in ihrem Zimmer bleiben.«
    »Und was, wenn sie das nicht wollen?«
    »Dann sorgen Sie dafür. Verstanden?«
    »Ich glaube, ja …«
    »Gut.« Es folgte eine weitere kurze Pause. »Wir brauchen lediglich den Jungen.«
    Gray hatte alle Mühe, nicht laut nach Luft zu schnappen. Hatten sie gerade wirklich gesagt, was er gehört hatte? Plötzlich schwang ohne Vorwarnung die Tür neben ihm auf, und Gray kauerte sich so klein in seiner Ecke zusammen wie nur irgend möglich und betete, dass sie ihn in der Dunkelheit übersehen würden.
    Garrett und Richard gingen an ihm vorbei den Gang hinunter, ohne sich noch einmal umzudrehen, dann verschwanden sie lautlos ins Treppenhaus, doch erst als er durch die geschlossene Tür hindurch hören konnte, wie sich ihre Schritte hallend nach unten entfernten, wagte er es weiterzuatmen.
    Er hätte ihnen niemals folgen dürfen. Er könnte jetzt unten im Restaurant sein und mit seiner Frau eine ganze Schüssel von Erdnüssen verzehren, aber stattdessen stand er hier oben in der dunkelsten Ecke des dritten Stocks und versuchte sich das auszureden, wovon er wusste, dass er es tun musste. Sie hatten ihr Schicksal in die Hände eines machtbesessenen Wahnsinnigen gelegt, und sie würden alle sterben, wenn er nicht rechtzeitig etwas unternahm. Er fühlte diese Gewissheit so stark, dass er zitterte.
    Zuerst musste er Carrie von hier fortschaffen. Sie könnten zurück zu den anderen am Großen Salzsee gehen oder einfach weiterfahren, in wärmere Gefilde, sich an irgendeinem Strand eine Hütte bauen und …
    Hinter einer der Zimmertüren erschien ein kleines Gesicht und blinzelte ihn an. In der Dunkelheit konnte er die Augen zwar nicht sehen, aber Gray spürte den starrenden Blick auf seiner Haut.
    Er konnte die beiden unmöglich zurücklassen. Ebenso gut hätte er sie selbst beerdigen können.
    »Ist schon in Ordnung«, flüsterte der Junge. »Uns wird nichts passieren.«
    Doch, das würde es, und Gray wusste es.

XXIII
     
    MORMON TEARS
     
    Phoenix saß mit den anderen um das Feuer herum. Sie hatten bereits die gesamte Brennkohle aus den Räumen des Pueblos geschafft, nur einer war noch übrig, und sie hatten sich diese kurze Pause verdient, aber jetzt mussten sie sich auf das

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