Sturm der Verfuehrung
Fensterrahmen und zog sich hoch. Durch den Schwung schoss er regelrecht kopfüber in den Raum, landete auf dem Holzboden - und spürte die Hitze durch die Dielen.
Als er sich aufrappelte, hörte er jemand - bestimmt Barnaby, dachte er - auf das Vordach klettern.
Quince brachte ihm das erste Bündel. Sie runzelte die Stirn. »Was ...«
Mit einer Handbewegung schnitt er ihr das Wort ab. »Bringen Sie das andere!«
Das Feuer hatte sich der Balken unter dem Fußboden bemächtigt, und er hatte keine Ahnung, wie lange sie noch halten würden.
Er trat ans Fenster, beugte sich hinaus, reichte dem wartenden Barnaby das erste, gut verpackte, aber beunruhigend stille Kind, und sah zu, wie dieser das Bündel an hilfsbereit in die Höhe gestreckte Hände weitergab.
Quince brachte den zweiten Säugling. Nachdem Charlie auch diesen durch das Fenster nach unten gereicht hatte, drehte er sich zu Quince um und hob die vor Schreck quiekende Frau hoch. »Jetzt sind Sie dran.«
Mit ihrem gebrochenen Arm hatte sie keine Möglichkeit, sich zu wehren, und musste zulassen, durch die kleine Fensteröffnung in Barnabys Arme und von ihm nach unten gereicht zu werden, wo Kennett sie um die Taille fasste und auf die Füße stellte.
Sobald sie in Sicherheit war, wandte Barnaby sich wieder Charlie zu. »Komm da raus!«, kommandierte er. »Sofort!«
Das letzte Wort ging in einem ohrenbetäubenden Krachen unter, dem ein Brausen folgte, als Flammen über Charlies Kopf an der Decke entlangrasten.
Er hatte das Feuer unten wahrgenommen - nach oben hatte er nicht geschaut.
Durch das Dach des Hauptgebäudes schlugen Flammen.
Barnaby sprang auf den Vorplatz hinunter.
Charlie hechtete zum Fenster hinaus und landete - wie eine Katze auf den Füßen - auf dem Vordach. Bevor es unter ihm nachgeben konnte, sprang er auf den Boden, rollte weg - und sah, dass alle flüchteten.
Mit brennenden Lungen nach Luft ringend, drehte er sich dem Haus zu und musste ein paarmal blinzeln, bis er mit seinen vom Rauch tränenden Augen das Flammenmeer erkennen konnte, zu dem das Hauptgebäude geworden war.
Noch immer am Boden liegend, sah er, wie anfangs langsam und dann immer schneller, mit Höllenlärm das Dach einstürzte.
Er wurde bei der Schulter gepackt, und jemand schrie »Komm!« Als Charlie den Kopf in die Richtung der Stimme drehte, sah er, dass es Sarah war. »Du bist zu dicht am Feuer!«, rief sie. »Steh auf! Wir müssen hier weg!«
Mit ihrer Hilfe kam er auf die Beine. Sie waren erst ein paar Schritte weit gekommen, als es hinter ihnen eine ungeheure Explosion gab. Sarah schaute zurück und stieß einen Schrei aus.
Instinktiv packte Charlie sie und zog sie zu sich heran, schützte sie mit seinem Körper.
Etwas traf ihn am Rücken und warf sie beide zu Boden.
Es schmerzte.
Sarah wand sich panisch unter ihm hervor. Er konnte nicht verstehen, was sie sagte. Sie sprang auf, benützte ihren Umhang, um ihre Hände zu schützen, und schob und schob, bis das Gewicht, das ihn am Boden hielt, von ihm herunterglitt.
Er wollte Luft holen, doch er musste husten, so heftig, dass ihm schwindlig wurde. Er spürte Sarahs Hände seinen Rücken klopfen. Und dann packte sie seinen Arm. Im gleichen Augenblick kam Barnaby, auf dem Kies schlitternd, auf der anderen Seite neben ihm zum Stehen.
»Komm, beweg dich, Morwellan!« Er packte seinen zweiten Arm.
Dank Sarah und Barnaby und seinen eigenen Bemühungen kam er auf die Füße und ließ sich über den Vorplatz auf das Meer von im Feuerschein rot leuchtenden, angstvollen Gesichtern zuführen.
Das Meer teilte sich. Sarah und Barnaby ließen Charlie los, und er setzte sich auf den Boden, zog die Knie an die Brust, legte den Kopf darauf und konzentrierte sich aufs Atmen.
Sarah setzte sich neben ihn - das wusste er, ohne hinzuschauen.
Sie streichelte seine Wange. Dann schob sie ihre Hand in seine und lehnte sich an ihn.
Und das Waisenhaus brannte und brannte.
Die kühle Luft belebte Charlie, und lange, bevor die letzte Mauer einstürzte und das Feuer nachließ, hatte er sich so weit erholt, dass er beginnen konnte, die Maßnahmen zu planen, die dieses Desaster notwendig machte.
Der Balken, der ihn und Sarah getroffen hatte, war herausgeschleudert worden, als der Fußboden des Dachgeschosses in das Stockwerk darunter stürzte. Die jenseits des Vorplatzes Wartenden waren durch die Entfernung vor ähnlichen Gefahren geschützt gewesen, doch viele hatten bei der Bekämpfung des Feuers Verletzungen erlitten.
In
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