Sturm der Verfuehrung
»beabsichtige ich etwas in Ordnung zu bringen, bevor ich gehe, einmal etwas zu tun, was Edith Baimain billigen würde - und was wäre passender, als es für ihre Nichte zu tun.«
Sarah wandte sich ihm wieder zu. Die innere Stärke, die er plötzlich ausstrahlte, und die Entschlossenheit in seinen Zügen ließ sie instinktiv zurückweichen.
Schnell wie der Blitz packte er sie beim Handgelenk. Sie versuchte, sich loszureißen, doch obwohl sein Griff nicht so fest war, dass er schmerzte, war er unentrinnbar.
»Wehren Sie sich nicht.« Wieder glitt sein Blick an ihr vorbei. »Ich habe absolut nicht vor, Ihnen oder Charlie irgendein Leid zuzufügen.« Unglaublicherweise hoben sich seine Mundwinkel »Das wäre gelinde gesagt kontraproduktiv.«
Sarah starrte ihn wütend an. »Sie sprechen in Rätseln.«
Sein Blick kehrte zu ihr zurück, und seine Gefühle verschwanden hinter der üblichen Maske. »Ich habe Ihnen alles gesagt, was ich Ihnen sagen wollte.« Erneut schaute er zu dem Pfad hinüber. »Aber mit Charlie bin ich noch nicht fertig.«
»Was soll das heißen?«, fragte sie alarmiert.
Einen Moment lang dachte sie, er würde nicht antworten, doch dann tat er es kühl und gefasst. »Wie ich erwähnte, geht mein Leben aus den Fugen, ist meiner Kontrolle entzogen. Das Einzige, was ich noch bestimmen kann, ist die Art und Weise, in der ich damit umgehe.«
Plötzlich schnaubte hinter Sarah ein Pferd. Sie fuhr herum und sah Charlie oberhalb des kurzen Steilhangs Storm zügeln. Mit steinerner Miene schaute er auf das Bild hinunter, das sich ihm bot, erfasste mit einem Blick das Tagebuch in Sarahs einer Hand und Malcolms Klammergriff um ihre andere.
Er saß ab, warf die Zügel über den Sattel und schickte seinen Wallach mit einem Klaps auf die Hinterhand zu den beiden anderen Pferden auf die Lichtung. Dann kam er die roh behauenen Steinstufen herunter.
»Halt!«
Malcolms Befehl ließ Charlie aufblicken. Ungerührt trat er auf die nächste Stufe - die vorletzte - und forschte in Sarahs Gesicht. Sie wirkte verwirrt und unsicher, aber nicht ängstlich.
Sein Blick ging zu Sinclair. Trotz der Dinge, die er jetzt wusste, und dessen, was er sich zusammengereimt hatte, sah er, als er den haselnussbraunen Augen begegnete, nach wie vor den Mann, den er noch vor einer halben Stunde bewundert hatte. »Sie sind das, nicht wahr? Sie wollten die Farm kaufen. Sie stecken hinter den Grundstücksgesellschaften, die von der Entwicklung der Eisenbahn profitieren.«
Obwohl ihm der Beweis fehlte, hielt er seine Theorie für einleuchtend. Vielleicht erklärte sie sogar dieses seltsame Stelldichein. Malcolm hatte erkannt, dass er Sarah mit dem Tagebuch ihrer Tante herlocken konnte und mittels Sarah ihn. Was der Mann damit bezweckte, war ihm allerdings noch völlig unklar.
Malcolm zog die Brauen hoch, ansonsten blieb seine Miene unbewegt. »Ich hatte mich gefragt, wie lange es dauern würde, bis Sie darauf kämen. Dass es so schnell gehen würde, habe ich allerdings nicht erwartet.« Sein Ton deutete darauf hin, dass er angenehm überrascht war. Sein Blick wurde nachdenklich. »Ah ... natürlich«, sagte er. »Das waren Sie, nicht wahr, der jemand veranlasste, in der Vergangenheit zu forschen, die Quelle der Gelder zu suchen, anstatt zu verfolgen, wohin die Profite gingen?«
Charlie hielt seinem Blick stand und schwieg.
Malcolms Mundwinkel zuckten. »In der Tat - wer sonst?«
Es gab ein großes Problem mit dem Szenario, das in Charlies Kopf Gestalt annahm. Er hatte das Entsetzen gesehen, mit dem Malcolm auf die Nachricht von Sarah Schussverletzung reagierte, hatte gesehen, wie er erbittert wie alle anderen gegen das Feuer kämpfte. Er neigte den Kopf ein wenig zur Seite und fragte: »Was ist passiert? Hat Ihr Handlanger über die Stränge geschlagen?«
Malcolm erstarrte, und Charlie legte nach: »Wer ist er?«
»Sie werden seinen Namen früh genug erfahren. Im Augenblick interessiert er mich nicht.« Seine Stimme war härter geworden. »Aber Sie tun es.«
Charlie überlegte kurz und breitete dann die Arme aus. »Sie haben verlangt, dass ich herkomme - hier bin ich.«
Er machte Anstalten, auf die letzte Stufe hinunterzutreten.
»Nein!« Charlie gehorchte instinktiv. Malcolm fing seinen Blick ein und deutete mit einer Kopfbewegung auf die Pfeiler, an denen die Brücke aufgehängt war. »Sehen Sie sich die Seile an.«
Charlie tat es, und was er sah, raubte ihm den Atem. Die dicken, zuverlässigen Seile, die die Brücke seit Jahren
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