Sturm im Elfenland
Verbot einfach umgangen wird.«
Erramun lächelte ein wenig schuldbewusst. »Wahrscheinlich hast du recht«, räumte er ein, »aber wir waren damals so betroffen und unglücklich darüber, dass der König uns dermaßen einschränkt … nun, gleichgültig, ob wir damit im Unrecht waren, es hat sich herausgestellt, dass die magischen Apparate und Zaubersprüche der Menschen nur für sie selbst funktionieren. Für uns Elfen waren sie tote Gegenstände und leere Worte ohne jede Magie.«
»Hast du solch einen Apparat hier?«, fragte Alana.
Erramun zögerte, dann schüttelte er den Kopf.
»Wie war es, von einem Menschen unterwiesen zu werden?«, fragte Aindru.
»Merkwürdig.« Erramun schüttelte lachend den Kopf. »Das war die seltsamste Zeit meines Lebens und ich habe viel gelernt.«
»Erzähl uns doch ...«, begann Alana, als sie unterbrochen wurde. Die Tür der Bibliothek öffnete sich und jemand trat ein.
Alana warf einen missbilligenden Blick zur Tür. Dies war ihre Unterrichtszeit, in der niemand stören durfte, denn das hatte ihr Vater angeordnet.
Auch Aindru und Erramun drehten sich um. So starrten drei Augenpaare, mehr oder weniger freundlich, den Jungen an, der unschlüssig dort stand und aussah, als wollte er am liebsten auf dem Absatz kehrtmachen und wieder hinausstürmen.
Er senkte den Kopf und blinzelte durch seine zotteligen dunklen Stirnfransen. »Bist du Erramun?«, fragte er mit seiner rauen Stimme. »Der Herr Gondiar, mein Onkel, sagte mir, dass ich dich hier finde.« Er ignorierte die beiden Geschwister, die sich vielsagende Blicke zuwarfen.
»Du bist Ivaylo, nicht wahr?«, erwiderte der Lehrer. Seine Stimme klang so besänftigend, als spräche er mit einem scheuenden Pferd. »Ich freue mich, dich zu sehen. Setz dich hierher, du kommst eben recht zum Unterricht.«
Der Junge schob sich linkisch auf den Stuhl neben Aindru. Der nickte Ivaylo aufmunternd zu. Alana blickte an ihm vorbei und rümpfte die Nase. Was wollte der Junge hier bei ihnen?
Erramun räusperte sich. »Worüber haben wir gesprochen?«
Alana hatte keine Lust, vor dem fremden Jungen über ein so spannendes und verbotenes Thema wie Zauberapparate zu sprechen. »Wolltest du uns nicht zeigen, wie man Goldknöpfchen konserviert?«, fragte sie mit unschuldiger Miene.
In Aindrus Gesicht ging die Sonne auf. Pflanzen und Heilkräuter waren sein Lieblingsthema, und wenn es darum ging, zog Alana sich gelangweilt mit einem Buch zurück.
Erramun sah Alana verdutzt an und sie lächelte unschuldig zurück.
»Goldknöpfchen, ja«, sagte Erramun und sah sich fragend in der Bibliothek um, als erwartete er, dass irgendwo ein Büschel dieser Pflanze zwischen den Büchern zu sprießen begann.
»Ich habe heute Mittag welche gepflückt«, warf Aindru ein. »Soll ich sie holen?« Er stand schon an der Tür, wartete Erramuns Nicken ab und stob hinaus.
Die drei Elfen schwiegen. Alana schaute starr an Ivaylos linkem Ohr vorbei auf das Bücherregal, der Junge sah auf seine Hände nieder, und Erramun hatte den Kopf in den Nacken gelegt und blickte nachdenklich zur Decke.
»Gefällt es dir hier?«, fragte der Lehrer unvermittelt.
Alana zuckte zusammen, aber Ivaylo blieb reglos sitzen.
Erst nach einer Weile, in der die Stille in den Raum zurückkehrte, hob er den Kopf, blinzelte durch seine Haare und antwortete: »Danke.«
Alana schnaubte unterdrückt. Das war keine Antwort auf Erramuns Frage, sondern die klare Aussage: »Lass mich in Ruhe.«
Zu ihrer Überraschung lächelte Erramun. »So schlimm?«, fragte er mitfühlend.
Der Junge hob die Schultern.
»Du vermisst deine Eltern und deine Freunde.«
Wieder stieß Alana Luft durch die Nase. Freunde? Wie konnte Erramun glauben, dass so jemand Freunde hatte?
Sie sah, dass Ivaylo mit den Lidern zuckte. »Ja«, sagte er beinahe unhörbar.
»Deine Eltern kommen bestimmt bald zurück«, ließ Erramun nicht locker.
Der Junge lachte. Es klang nicht fröhlich, und auch seine Miene war wütend oder traurig oder beides zugleich. Alana erwartete, dass er etwas sagte, aber er schwieg und kniff die Lippen zusammen.
Erramun sah Alana an und gab ihr mit den Augen einen Wink. Sie sollte hinausgehen und ihn mit Ivaylo allein lassen. Alana lächelte Erramun zu und blieb sitzen. Das fehlte noch, dass sie aus dem Zimmer gewiesen wurde und dieser fremde Junge mit Erramun allein reden durfte!
Der Lehrer seufzte. »Alana, wärst du so liebenswürdig, uns aus der Küche einen Krug mit Wasser zu holen?«.
Alana
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