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Sturm ueber roten Wassern

Sturm ueber roten Wassern

Titel: Sturm ueber roten Wassern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Lynch
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der Gierigen Wasser!«
    Ächzend rappelte sich Caldris wieder auf und beschmierte seine Tunika mit ein wenig Blut. »Das war’s. Wenn das nichts nützt, dann hatten wir von vornherein keine Chance.«
    »Ich bitte um Entschuldigung«, wandte Jean ein, »aber ich finde, Sie hätten uns ruhig in Ihr Gebet mit einschließen können …«
    »Zerbrechen Sie sich darüber nicht den Kopf, de Ferra. Wenn es mir gut geht, dann habt auch ihr nichts zu befürchten. Wenn ich in den Arsch gekniffen bin, dann seid ihr ebenfalls ganz beschissen dran. Wenn ich Iono um gutes Gelingen bitte, und er erhört mein Gebet, dann profitiert ihr beide genauso davon wie ich. Und jetzt stecken Sie die Katze in den Korb zurück, Kosta, damit wir anfangen können.«
    Bald darauf ließ Caldris Locke und Jean nebeneinander im Heck der Jolle Platz nehmen, die immer noch an mehreren in den Platz eingelassenen Eisenringen vertäut war. Der wieder mit dem Deckel verschlossene Korb stand auf dem schmalen Deck vor Lockes Füßen, und gelegentlich drangen scharrende und kratzende Geräusche heraus.
    »Also«, hob Caldris an, »im Grunde genommen ist ein Boot nichts weiter als ein kleines Schiff, und ein Schiff ist nur ein etwas größeres Boot. Der Rumpf liegt im Wasser, und die Mastspitze zeigt nach oben.«
    »Ist klar«, bemerkte Locke, während Jean eifrig nickte.
    »Die Nase des Boots nennt man Bug, der Arsch heißt Heck. Auf See gibt es kein rechts und kein links. Rechts ist steuerbord, links backbord. Wenn ihr nur ein einziges Mal rechts oder links sagt, lasse ich euch auspeitschen. Und denkt daran, wenn ihr jemandem eine Richtung angebt, orientiert ihr euch immer an der Steuerbord- und Backbordseite des Schiffs, nicht an eurer eigenen Position.«
    »Wir wissen zwar nicht viel, Caldris, aber ich denke, dass uns dieser Schnitzer nicht unterläuft«, meinte Locke.
    »Tja, nichts liegt mir ferner, als euch zu korrigieren, werter Herr«, gab Caldris zurück, »aber dieses Unterfangen ist so hirnrissig, und sobald wir erst einmal auslaufen, wird unser aller Leben an einem so dünnen Faden hängen, dass ich euch einfach mal unterstelle, ihr könnt Wasser nicht von Ziegenpisse unterscheiden. Habt ihr was dagegen?«
    Locke klappte den Mund auf, um sich zu einer unklugen Entgegnung hinreißen zu lassen, doch Caldris ließ ihn gar nicht erst zu Wort kommen.
    »Und jetzt hakt die Riemen aus. Schiebt sie in die Dollen. Kosta, Sie sind der Steuerbordrudergast. De Ferra, Sie der Backbordrudergast.« Caldris machte die Jolle von den Eisenringen los, warf die Taue ins Boot und sprang selbst hinein, direkt vor dem Mast landend. Er setzte sich auf eine Bank und grinste, als das Boot schwankte.
    »Vorerst habe ich das Ruder festgebunden. Ihr zwei übernehmt also das Steuern. Mögen die Götter uns beistehen.
    De Ferra, setzen Sie uns vom Kai ab. So ist’s recht. Immer hübsch langsam! Man kann nicht gleich nach dem Ablegen die Segel aufheißen, zuerst muss man Seeraum gewinnen. Außerdem verhindern die Wände, dass hier überhaupt eine Brise weht. Pullt ganz sachte. Gebt gut Obacht, wenn ich mich bewege … und jetzt bringe ich das Boot zum Schaukeln. Das gefällt euch gar nicht, was? Sie werden ja ganz grün im Gesicht, Kosta.«
    »Wohl kaum«, murmelte Locke.
    »Das ist wichtig. Ich versuche euch etwas über den sogenannten Trimm beizubringen. In einem Boot oder einem Schiff muss die Last ordentlich verteilt werden. Wenn ich mich nach steuerbord bewege, krängen wir an Kostas Seite über. Verlagere ich mein Gewicht nach backbord, krängen wir auf de Ferras Seite noch stärker über. Das darf nicht sein. Deshalb ist es von größter Bedeutung, Lasten auf Schiffen vernünftig zu stauen. Am Bug, am Heck, Steuerbord und Backbord muss das Gleichgewicht stimmen. Ein Boot befindet sich im richtigen Trimm, wenn es weder vorlastig noch achterlastig ist, das heißt, der Bug darf niemals in die Luft zeigen und das Heck kann nicht höher stehen als der Mast. Wenn das passiert, sieht es nicht nur komisch aus, sondern das Boot versinkt und man stirbt. Das meine ich im Großen und Ganzen, wenn ich vom ›Trimm‹ spreche. Und jetzt wird es Zeit, dass ihr pullen lernt.« »Wir können bereits …«
    »Es interessiert mich nicht, was ihr zu können glaubt, Kosta. Fürs Erste gehen wir davon aus, dass ihr zu blöd seid, um bis eins zu zählen.«
    Später hätte Locke schwören können, dass sie zwei bis drei Stunden damit verbracht hatten, im Kreis durch diese künstliche Bucht zu

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