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Sturm ueber roten Wassern

Sturm ueber roten Wassern

Titel: Sturm ueber roten Wassern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Lynch
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Männer!«
    Locke zählte neun Hände. Die meisten Matrosen, die aufgezeigt hatten, wirkten zu alt und zu abgezehrt, um zupacken zu können, und Locke nickte. »Eure Ehrlichkeit wird euch nicht zum Nachteil gereichen. Sobald ihr euch erholt habt, bekommt ihr schon eure Aufgaben zugeteilt. Bis dahin sucht euch ein ruhiges Plätzchen an Deck oder in der Back. In der Hauptlast gibt es Matten und Segeltuch. Ihr könnt schlafen oder zusehen, wie eure Kameraden sich abschuften, ganz wie ihr wollt. Ach so – befindet sich jemand unter euch, der von sich behaupten kann, dass er so was wie ein Koch ist?«
    Einer der Männer, die hinter Jabril standen, hob die Hand.
    »Gut. Wenn wir ankerauf gehen, verdrück dich nach unten, und sieh dir die Vorräte an. Unter der Back findest du einen Herd aus Ziegeln, einen alchemischen Stein und einen Kessel. Sowie wir die gläsernen Riffe hinter uns gelassen haben, wollen wir eine schmackhafte Mahlzeit, sozusagen als Belohnung. Und zapf ein Fass Bier an.« Die Männer fingen an zu jubeln, und Jean blies energisch auf der Pfeife, um die Ruhe wiederherzustellen.
    »Es geht los!« Locke deutete auf den finsteren Schatten der Elderglasinsel, die drohend hinter ihnen aufragte. »Gleich auf der anderen Seite dieser Insel liegt die Schwert Marina, und wir sind noch nicht weg. Jerome! Die Spillspaken einsetzen und klar zum Anker lichten! Jabril! Lass dir von Caldris ein Tau geben, und hilf mir mit diesem Burschen!«
    Gemeinsam stellten Locke und Jabril den »unschädlich gemachten« Soldaten auf die Füße. Mit einem Stück Seil, das Caldris herausgegeben hatte, fesselte Locke ihm die Hände, wobei er einen sehr sicher aussehenden, aber in Wirklichkeit nur locker sitzenden Knoten band; sobald die Kurier davongesegelt war, konnte sich der Mann binnen weniger Minuten selbst befreien. »Töten Sie mich nicht, Kapitän, bitte«, murmelte der Soldat. »Das hatte ich gar nicht vor«, antwortete Locke. »Ich brauche dich, damit du dem Archonten eine Botschaft von mir überbringst. Sag ihm, er kann Orrin Ravelle am Arsch lecken, dass ich meine Bestallung zurückgebe, und dass sein schmuckes Schiff von nun an nur noch unter der roten Flagge segeln wird.«
    Locke und Jabril hievten den Mann über die Seitenpforte und ließen ihn neun Fuß tief in das längsseits dümpelnde Langboot fallen. Der Soldat schrie vor Schmerzen auf (ohne Zweifel war es dieses Mal nicht gespielt) und rollte auf die Seite, schien aber nicht verletzt zu sein.
    »Richte ihm das wortwörtlich aus!«, schrie Locke, und Jabril lachte. »Und jetzt, Meister Jabril, bringen wir die Kurier auf See!«
    »Aye, aye, Käpt’n Ravelle.« Caldris schnappte sich die vier ihm am nächsten stehenden Männer und bugsierte sie in den Schiffsbauch. Unter seiner Anleitung sollten sie die Trosse den Hauptniedergang hinunter und weiter auf das Orlopdeck führen, wo sie ordentlich in den Kabelgatts aufgeschossen wurde.
    »Jerome!«, rief Locke, »an die Handspaken und alle Mann klar zum Anker einholen!« Locke und Jabril gesellten sich zu den anderen arbeitsfähigen Matrosen am Ankerspill, wo die letzten der wuchtigen Handspaken in die dafür vorgesehenen Öffnungen gerammt wurden. Jean pfiff auf der Bootsmannspfeife das schrille Signal: Alle Mann klar zum Loswerfen, und die Männer stemmten sich Schulter an Schulter gegen die Spaken.
    »Holt auf Anker! Schritt-für-Schritt! Schritt-für-Schritt! Strengt euch an, gleich zieht sie mit!«, sang Jean aus Leibeskräften aus, um den Rhythmus vorzugeben, in dem die Männer vorwärts stampften. Die Matrosen mobilisierten ihre letzten Kraftreserven – viele von ihnen waren schwächer, als sie zugeben wollten –, und endlich fing die Ankerwinde an sich zu drehen, und der Geruch von feuchtem Tauwerk lag in der Luft.
    »Hiev-und-ho! Hiev-und-ho! Wenn ihr jetzt schlappmacht, sind wir tot!«
    Nicht mehr lange, und der Anker war auf und nieder, und Jean schickte einen Trupp zum Steuerbordbug, um ihn zu bergen. Die meisten Männer verließen ächzend und sich reckend das Gangspill, und Locke lächelte zufrieden in sich hinein. Die Anstrengung hatte ihm nicht viel ausgemacht, nicht einmal seine alten Wunden schmerzten.
    »Und jetzt«, brüllte er, »will ich wissen, wer von euch auf diesem Schiff gesegelt ist, als es noch Gunst des Schicksals hieß. Vortreten!«
    Vierzehn Männer, einschließlich Jabril, trennten sich vom Rest der Mannschaft.
    »Und wer von euch war ein guter Toppgast?«
    Sieben Hände hoben sich; das

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