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Sturm ueber roten Wassern

Sturm ueber roten Wassern

Titel: Sturm ueber roten Wassern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Lynch
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du keinen blassen Schimmer hast, was du Iono, dem Vater der Stürme, schuldest, wenn du durch sein Reich segelst.«
    »Herr der Gierigen Wasser beschütze uns!«, rief ein Matrose.
    »Für unser Unglück bist allein du verantwortlich!«, warf Jabril ihm vor. »Du gibst zu, dass du gelogen und von der See keine Ahnung hast. Ich sage, das Schiff ist erst sauber, wenn wir dich los sind! Was sagt ihr dazu, Männer?«
    Prompt ertönte ein lauter, zustimmender Chor; die Matrosen drohten Locke und Jean mit ihren Waffen, während sie lärmend ihr Einverständnis kundtaten.
    »Das war’s dann«, erklärte Jabril. »Legt sämtliche Waffen, die ihr bei euch tragt, auf das Deck …«
    »Warte!«, fiel Locke ihm ins Wort. »Du sagtest, wir würden miteinander reden, und ich bin noch nicht fertig!«
    »Ich habe euch sicher nach oben gebracht, und wir haben geredet. Das Gespräch ist zu Ende, ich habe mein Wort gehalten.« Jabril kreuzte die Arme vor der Brust. »Waffen ablegen!«
    »Aber …«
    »Bogenschützen!«, donnerte Jabril. Die Männer auf der Back zielten auf Locke und Jean.
    »Was habt ihr mit uns vor?«, rief Locke wütend. »Was passiert, wenn wir die Waffen abgeben?«
    »Von mir aus könnt ihr sie behalten, dann verblutet ihr hier auf Deck«, versetzte Jabril nüchtern. »Wenn ihr sie abgebt, dürft ihr schwimmen, so weit ihr wollt. Soll Iono euer Richter sein.«
    »Schnell und qualvoll oder langsam und qualvoll. Na schön.« Locke löste seinen Schwertgurt und ließ ihn auf das Deck fallen. »Meister Valora hatte mit meinen Schlichen nichts zu tun. Ich habe ihn genauso belogen wie euch!«
    »Jetzt hör aber auf mit diesem Scheiß …«, knurrte Jean, während er die Bösen Schwestern ehrfürchtig vor seine Füße legte.
    »Was sagst du dazu, Valora?« Jabril sah zu seinen Männern, um sich von ihrer Reaktion zu überzeugen. Er konnte keine Feindseligkeit entdecken. »Ravelle ist der Lügner. Er gibt zu, dass er allein die Schuld an dem ganzen Unglück trägt; weg mit ihm, und der Fluch wird von dem Schiff genommen. Du kannst bleiben, wenn du willst.«
    »Wenn er schwimmt, schwimme ich mit ihm«, grollte Jean.
    »Ist er dir so viel wert?«
    »Ich bin dir keine Erklärung schuldig, verdammt noch mal!«
    »Ganz recht. Deine Haltung kann ich respektieren«, meinte Jabril. »Es geht los!«
    »Nein!«, brüllte Locke, als sich ein paar Matrosen mit erhobenen Säbeln näherten.
    »Nein! Zuerst möchte ich noch etwas sagen!«
    »Du hast genug gesagt. Der Sturmvater wird dein Richter sein.«
    »Als ich zu euch gefunden habe«, fuhr Locke unbeirrt fort, »habt ihr in einem Kerker gesessen. Unter einem verdammten Felsen. Ihr wart eingesperrt hinter Eisen und Stein!
    Wer nicht verreckt ist, wäre irgendwann einmal auf einer Galeere des Archonten gelandet und hätte sich unter der Peitsche die Gedärme aus dem Leib gepullt! Ihr wart so gut wie tot und verrottet, jeder Einzelne von euch!«
    »Das hab ich doch schon mal gehört«, erwiderte Jabril verächtlich.
    »Vielleicht bin ich kein Marineoffizier«, sprach Locke eiter. »Vielleicht habe ich das verdient; vielleicht handelt ihr richtig, wenn ihr den Mann bestraft, der euch in dieses Unglück gestürzt hat. Aber ich bin auch der Mann, er euch die Freiheit zurückgab. Ich bin der Mann, dem ihr euer Leben verdankt! Und im Angesicht der Götter spuckt ihr auf dieses Geschenk, wenn ihr mich ins Wasser werft.«
    »Soll das heißen, ein Pfeil in der Brust wäre dir lieber?«, ragte Aspel, und die Männer um ihn herum lachten.
    »Nein!«, rief Jabril und hob die Hände. »Nein! Was er sagt, ergibt einen Sinn. In den Augen der Götter ist dies kein glückliches Schiff, das steht einwandfrei fest. Wir können uns nicht auf unser Glück verlassen, selbst wenn wir ihn losgeworden sind.
    Für die Verbrechen, die er begangen hat, verdient er den ibd; wegen seiner Lügen, seiner Versäumnisse und wegen der Männer, die nie wieder Land sehen werden, sollte er von rechts wegen sterben. Aber er hat uns tatsächlich befreit.« Jabril blickte in die Runde und biss sich auf die Lippe, ehe er fortfuhr. »Dafür sind wir ihm etwas schuldig.
    Ich schlage vor, wir geben ihnen das Boot.« »Das Boot brauchen wir selbst!«, brüllte Mazucca. »In Port Prodigal gibt es Boote in rauen Mengen«, meinte Treva. »Vielleicht können wir unterwegs auch eines erbeuten, wenn wir ein Schiff aufbringen.«
    »Aye. Und Katzen!«, grölte ein anderer Matrose. »Ein offenes Boot«, erklärte Jabril.
    »Aber sie

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