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Sturm über Sylt

Sturm über Sylt

Titel: Sturm über Sylt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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Boden blickte.
    »Apropos Verehrer ...«, wandte sich Hütten nun an Insa. »Der Kalkhoff von nebenan stellt Ihnen hoffentlich nicht mehr nach?«
    Aletta starrte Insa an, die wieder damit begann, im Suppentopf herumzurühren. »Wir haben uns ausgesprochen«, sagte sie schließlich steif. Dann fiel ihr auf, wie sinnlos es war, was sie tat, und sie zog ärgerlich den Topf vom Herd.
    Leutnant Fritz trat von einem Bein aufs andere, machte einen Schritt auf Hütten zu, damit dieser die Tür freigab und er sich dem peinlichen Gespräch entziehen konnte.
    Doch der Hauptmann, der selbst merkte, dass er ins Fettnäpfchen getreten war, wollte sich unbedingt einen eleganten Abgang verschaffen. »Wenn man so hübsch ist wie Sie beide«, versuchte er zu schmeicheln, »und dann noch ledig ... da darf man sich nicht wundern, wenn die Männer verrückt werden vor Liebe.«
    Insa trug mit versteinertem Gesicht den Suppentopf zum Spülstein, während Aletta versuchte, den heiteren Tonfall des Hauptmanns aufzunehmen. »Hauptsache, er kommt uns nicht noch einmal ins Haus.«
    Hauptmann Hütten versicherte, dass er notfalls persönlich dafür sorgen wolle, dass seinem Kollegen die Tür gewiesen würde, wenn der sich ein weiteres Mal vergessen sollte. »Aber wie gesagt ...«
    Nun wurde es Leutnant Fritz zu viel, der offenbar Sorge hatte, dass Hauptmann Hüttens Bemühungen, höflich zu sein, mit jedem Wort, das er anfügte, weniger erfolgreich sein würde.
    Er drängte Hütten aus der Küche und zog die Tür so nachdrücklich ins Schloss, als wollte er zeigen, dass Insa und Aletta nun vor Bemerkungen sicher sein konnten, die auf die verhängnisvolle Nacht anspielten, in der Hauptmann Kalkhoff sich vergessen und Aletta ihr Kind verloren hatte.
    Insa ließ sich erschöpft auf einen Stuhl fallen, Aletta setzte sich ihr gegenüber. »Was ist, wenn Kalkhoff mit seiner Drohung ernst macht?«, fragte sie. »Er hat gesagt, ein paar Tage noch, dann falle eine Entscheidung. Ich habe es gehört, Insa! Entweder er schweigt, oder alle erfahren die Wahrheit. Damit hat er gedroht!«
    »Aber ich habe dir gesagt ...«, begann Insa.
    »... er hat dich verwechselt, ich weiß.« Die Enttäuschung, dass Insa jetzt, da sie das Geheimnis um Sönke teilten, immer noch nicht die Wahrheit sagte, tat weh.
    Insa griff nach ihrer Hand und drückte sie. »Mit Kalkhoff werde ich schon fertig. Aber die Sache mit Sönke hatte ich mir einfacher vorgestellt.« Nun lächelte sie sogar und betrachtete ihreSchwester mit einem Blick, der so voller Dankbarkeit und Zuneigung war, dass Aletta alles andere vergaß. Bevor sie Sylt verlassen hatte, um Sängerin zu werden, hatte Insa ihr nie einen solchen Blick geschenkt.
    Aletta nahm ihren ganzen Mut zusammen, griff in ihre Schürzentasche und legte ein Päckchen auf den Tisch. »Ein Schmerzmittel für Sönke!«
    Insa nahm es mit gerunzelter Stirn zur Hand. »Aspirin? Dieses neue Mittel? Davon habe ich schon gehört.«
    »Der Tee, den Frauke gekocht hat, wird nicht helfen. Wir müssen verhindern, dass Sönke vor Schmerzen schreit. Wir landen im Gefängnis, wenn ihn jemand hört, und Sönke vor dem Exekutionskommando.«
    »Wie kommst du an dieses Aspirin? So was gibt’s nur in der Apotheke. Und es muss von einem Arzt verschrieben worden sein. Im Übrigen habe ich gehört, dass es auf Sylt noch nicht zu bekommen ist.«
    »Es stammt aus dem Medikamentenschrank von Jorits Schwiegervater.«
    Insas Augen weiteten sich vor Staunen. Der Zuneigung, die noch immer in ihrem Blick war, gesellte sich nun sogar Bewunderung hinzu. »Wie hast du das gemacht?« Dann erschien in ihren Augen eine Erkenntnis, direkt daneben die Hoffnung, dass sie sich irren möge, und schließlich die Gewissheit, dass es nicht anders sein konnte. »Jorit hat dir dabei geholfen?«
    »Wie hätte ich es sonst bewerkstelligen sollen?«
    Aletta konnte zusehen, wie jedes positive Gefühl in Insas Augen erlosch. Ein Licht nach dem anderen ging aus, am Ende blieb nur finstere Abneigung. »Du hast ihn eingeweiht?«
    »Er hat es selbst herausbekommen. Schon vor Tagen. Er hat gesehen, dass die Dachluke geöffnet war.«
    »Daraus hat er geschlossen, dass wir einen Deserteur auf dem Speicher verstecken?«
    Aletta starrte auf ihre Hände, die noch so dalagen, wie sie vonInsa gehalten worden waren. Jetzt waren sie schutzlos, verlassen, zurückgewiesen.
    Die Fragen rasten durch ihren Kopf. Gestehen, dass sie sich heimlich mit Jorit im Gartenhäuschen getroffen hatte? Dass sie Insa und

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