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Sturm ueber Thedra

Sturm ueber Thedra

Titel: Sturm ueber Thedra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Stuhr
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Kämpfer, den ich dir anbieten kann, ist dieser hier!" Die steinernen Augen drehten sich in den Höhlen und schauten auf das starr dasitzende Kaninchengerippe.
    Voller Schrecken sah Teri, dass die Rippen des Knochentieres begannen sich zu heben und zu senken. - Es atmete! Plötzlich schnellte das Gerippe sich mit einem schrillen Schrei von seinem Platz und krallte sich mit fingerlangen Klauen in ihrem Gesicht fest. Teri riß die Arme hoch und versuchte das Tier abzuwehren. Sie stürzte zu Boden und sah nichts mehr.
    "Teri! - Deine Wanderschaft wird nie enden - Teri!", schrie die Steinerne Frau und lachte schrill auf. "Blind sollst du deine Suche fortsetzen für alle Zeiten! - Teri!"
    Aufschluchzend versuchte Teri sich von dem Tier zu befreien, dass sich in ihre Augenhöhlen gekrallt hatte.
    "Teri!"
    Etwas rüttelte an ihrer Schulter, und ein Lichtschimmer tauchte auf. - Vielleicht war doch noch nicht alles verloren!
    "Teri, wach auf!"
    Das war die Stimme von Aganez. Verstört schlug Teri die Augen auf und ließ die Hände sinken.
    "Du bist in der Sonne eingeschlafen." Aganez' Stimme kam wie von weither. "Ich habe es nicht rechtzeitig bemerkt, sonst hätte ich dich früher geweckt!"
    "Aber - die Steinerne Frau ..." Teri richtete sich auf.
    "Na großartig", freute Aganez sich. "Du weißt ja sogar noch, wo wir sind! - Und ich hab' schon befürchtet, du hättest einen Sonnenstich. - Geh aber trotzdem lieber in den Schatten."
    Teri war sich im Gegensatz zu Aganez durchaus nicht so ganz sicher, ob sie noch vollständig normal war. Vorsichtig richtete sie sich auf. Jetzt fiel es ihr wieder ein: Sie lag hier vor der Grotte der Steinernen Frau, und Ging hatte vorhin ein Kaninchen verspeist. - Was hatte sie bloß für einen verrückten Traum daraus gemacht! Schwerfällig, noch schlaftrunken, stand Teri auf und machte ein paar Schritte, um ihre Muskeln zu lockern. Alles war so, wie es vorher gewesen war: Aganez hatte sich wieder seinen Magier- und Reiseutensilien zugewandt, und Ging schlief nach wie vor fest in der Grotte.
    Trotz des hellen Tageslichts konnte Teri den Traum nicht abschütteln. Mißtrauisch schaute sie auf das Gerippe des Kaninchens, das noch neben der Feuerstelle lag. Besondere Aufmerksamkeit widmete sie den Läufen, aber es war nichts von fingerlangen Krallen zu erkennen. - Trotzdem: Sicher war sicher! Vollkommen zufällig machte sie einen Schritt auf das Feuer zu und stieß dabei ganz versehentlich mit dem Stiefel an den Knochenhaufen, so dass die Reste von Gings Mahlzeit in hohem Bogen von dem Plateau flogen und sich weit über den Hügelhang verteilten. - Jetzt war ihr besser!

    Zwei Tage später war es dann zur Zeit der Tagteilung wirklich so weit. Jetzt war die Gruppe dem Hauptmassiv des Großen Gebirges schon recht nahegekommen, und Ging blieb auf einem Hochplateau, direkt am Rand einer Schlucht stehen. "Hier ist es! - Hier!", behauptete er und zeigte auf den Boden unter sich.
    Einen Augenblick lang fragte Teri sich, ob Ging es ernst meinte mit seiner Behauptung. - Hier sollte das Versteck der Schlafenden Armee sein? Dafür war sie fast zwei Jahre lang unterwegs gewesen, um auf dieser Geröllplatte zwischen Steinen herumzukramen, wo wahrscheinlich noch nicht einmal Insekten zu finden waren?
    Tatsächlich brachte Ging dann aber sofort Licht in die Sache, indem er vorsichtig über den Rand der Felsplatte glitt und an der Seite des Tafelberges herunterrutschte. Kurz entschlossen folgte Teri ihm, wobei sie darauf achtete, dass auch Aganez den Steilhang unbeschadet hinunterkam. Dabei mußte sie sich sehr darauf konzentrieren selbst im Gleichgewicht zu bleiben, so dass sie nicht sofort bemerkte, dass Ging direkt unter ihr seitlich im Fels verschwand. Sie bekam einen ziemlichen Schreck, als sie den kleinen Wanderer plötzlich in der Dunkelheit einer Felsspalte direkt neben sich entdeckte. Auch Aganez hatte die Einbuchtung im Fels total übersehen und grunzte überrascht, als Teris Arm aus der Spalte kam und ihn in die Höhlung hineinzog.
    Es kam Teri seltsam vor, wie gelassen der Magier war. Fast hätte man meinen können, dass ihn die ganze Angelegenheit überhaupt nicht mehr besonders interessiere. Jedenfalls war es für Teri äußerst erstaunlich, welch bedächtiges Verhalten Aganez an den Tag legte, seit er sich mit Ging und ihr besser verstand. Noch vor wenigen Tagen wäre er jetzt vorausgestürzt, um die Führung zu übernehmen, aber jetzt stand er nur ruhig auf dem seltsam glatten und ebenen Boden der

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