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Sturm

Sturm

Titel: Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Schlössern gesichert waren, waren davor befestigt worden.
    Ana rüttelte daran. »Hallo?«, rief sie. »Ist jemand da? Ich brauche Hilfe!«
    Niemand antwortete. Ana dachte an den verlassenen Grenzposten auf der anderen Seite der Berge. Warum sollte ein Gasthaus im Winter geöffnet sein, wenn niemand den Pass überquerte? Wahrscheinlich kamen die Besitzer des Gasthauses ebenso wie die Soldaten erst im Sommer zurück, wenn Waren über den Pass gebracht wurden und Händler von beiden Seiten ihre Dienste benötigten.
    Ana ging um das Haus herum. Es gab nur ein Stockwerk und ein spitzes Dach, von dem der Schnee herunterrutschte, wenn er zu schwer wurde. Hügel aus Schnee, die so hoch wie Anas Pferd waren, zeugten von der Härte des Winters.
    Sie hatte gehofft, wenigstens einen Weg in den Stall zu finden, aber das Tor war genauso verriegelt wie das Haupthaus. Ana fand keinen Weg hinein.
    Sie schluckte ihre Angst hinunter. Kälte und Feuchtigkeit krochen durch ihren Körper, ihre Finger waren fast taub, ihr Gesicht brannte, als wäre sie zu lange in der Sonne gewesen.
    Ich muss etwas tun, dachte sie, bevor ich erfriere. Irgendetwas tun.
    Ihre einzige Hoffnung war das Gasthaus. Es war zu dunkel, um weiterzureiten, und zu kalt.
    Ihr Fuß stieß gegen einen Stein. Er war so schwer, dass sie ihn mit beiden Händen aufheben musste. Vor der Hintertür des Gasthauses, die vermutlich in die Küche führte, blieb sie stehen, holte mit dem Stein aus und schlug ihn mit aller Kraft gegen den Riegel.
    Ana schrie auf, als der Stein ihr aus der Hand geprellt wurde. Einen Moment lang glaubte sie, sie habe sich die Finger gebrochen, doch der Schmerz ließ so schnell nach, wie er aufgekommen war. Sie biss die Zähne zusammen, hob den Stein wieder auf und probierte es noch einmal, dieses Mal mit weniger Schwung. Rost platzte von dem Vorhängeschloss ab. Fast ein Dutzend Mal schlug Ana zu, doch mehr erreichte sie nicht.
    Sie ließ den Stein fallen und begann wütend gegen die Tür zu treten. »Lass mich rein!«, schrie sie. »Lass mich doch endlich rein.«
    »Was machst du da?« Die Stimme klang harsch, befehlsgewohnt. Ana fuhr herum. Drei Männer tauchten hinter ihr aus dem Schneegestöber auf. Sie trugen knöchellange Fellmäntel und hatten ihre Kapuzen tief ins Gesicht gezogen.
    Ana trat ihnen entgegen, versuchte sich nicht anmerken zu lassen, dass sie Angst hatte. »Gehört euch dieses Gasthaus?«
    »Beantworte meine Frage.«
    »Ich suche Schutz vor der Kälte und dem Schnee.« Ana zeigte auf die verschlossene Tür. »Es wird nicht zum Schaden des Besitzers sein, wenn er mich einlässt.«
    »Ich kann mir schon vorstellen, wie du bezahlen würdest«, sagte einer der Männer. Die anderen beiden lachten.
    »Wenn wir nur den Schlüssel hätten«, sagte der erste.
    Anas Hoffnungen sanken. »Dann gehört euch das Gasthaus nicht? Seid ihr Reisende?«
    Der Mann mit der befehlsgewohnten Stimme antwortete. »Nein, sind wir nicht«, sagte er und zog die Kapuze vom Kopf. Ana sah die Tätowierung auf seiner Stirn, ein Dreieck in einem Kreis.
    »Ihr seid Soldaten Braekors!« Erleichterung strich über sie, warm und willkommen. »Ich habe nach euch gesucht.«
    Die Männer sahen sich an. Ana spürte ihre Verwirrung.
    »Bringt mich zu eurem Offizier«, fuhr sie fort. »Ich habe wichtige Nachrichten für ihn.«
    »Ich bin der einzige Offizier hier.« Wieder sprach der Mann, der sie zuerst angesprochen hatte. Er blieb vor ihr stehen und musterte sie aus schräg stehenden Augen und einem faltigen Gesicht. Er musste zu den Sraval gehören, dem Hirtenvolk, das Braekor einst allein für sich beansprucht hatte. Das war längst Vergangenheit.
    »Was sollen das für Nachrichten sein?«, fragte er nach einem Augenblick scharf, als wolle er den Eindruck vermeiden, dass er ihr glaubte.
    Ana zögerte. Der Offizier hatte wahrscheinlich einen sehr niedrigen Rang, wenn man ihm trotz seines reiferen Alters nur das Kommando über eine kleine Patrouille anvertraute. Sie fragte sich, ob er überhaupt verstehen würde, was ihre Anwesenheit in Braekor bedeutete. Andererseits würde er sie wohl einfach stehen lassen, wenn sie ihm verschwieg, wer sie war.
    »Fällt dir keine Lüge ein, die du mir auftischen könntest?«, fragte der Offizier. Er drehte sich zu seinen Männern um. »Kommt, wir …«
    »Mein Name ist Ana von Somerstorm«, unterbrach Ana ihn. »Ich bin die Tochter von Lennard von Somerstorm. Erweise mir deinen Respekt, so wie ich es verdiene.«
    »Du

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