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Sturmbringer

Sturmbringer

Titel: Sturmbringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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verächtlich.
    »Nicht so jämmerlich wie du, Elric von Melnibone!« lachte der Tote Gott. »Bist du gekommen, um zu schachern oder mir die Seele deiner Frau anzuvertrauen, so daß sie die Ewigkeit mit Sterben verbringen kann?«
    Elric ließ es nicht zu, daß sich der Haß auf seinem Gesicht zeigte.
    »Ich würde dich gern vernichten; es entspricht meinem Instinkt, dies zu tun. Aber...«
    Der Tote Gott lächelte beinahe mitleidvoll. »Du mußt vernichtet werden, Elric. Du bist ein Anachronismus. Deine Zeit ist um.«
    »Sprich für dich selbst, Darnizhaan!«
    »Ich könnte dich vernichten.«
    »Aber du wirst es nicht tun.« Obwohl Elric das fremde Wesen leidenschaftlich haßte, überkam ihn zugleich ein beunruhigendes Gefühl der Kameradschaft mit dem Toten Gott. Sie beide repräsentierten eine Zeit, die vergangen war; keiner von beiden hatte mit der neuen Erde wirklich etwas gemein.
    »Dann vernichte ich sie«, sagte der Tote Gott. »Das könnte ich mit leichter Hand tun.«
    »Zarozinia! Wo ist sie?«
    Wieder ließ Darnizhaans gewaltiges Lachen das Tal von Xanyaw erbeben. »Oh, was ist aus der alten Rasse geworden? Es gab eine Zeit, da kein Mann aus Melnibone, und schon gar kein Angehöriger der Königsfamilie, zugegeben hätte, für eine andere sterbliche Seele etwas zu empfinden, besonders wenn sie zu der Tierrasse gehört, der neuen Rasse dieses Zeitalters, das du die Zeit der Jungen Königreiche nennst. Wie? Paarst du dich mit Tieren, König von Melnibone? Wo ist dein Blut, dein grausames, schönes Blut?
    Wo ist die prachtvolle Verderbtheit? Wo das Böse, Elric?«
    Absonderliche Gefühle regten sich in Elric, als er sich an seine Vorfahren erinnerte, die Zauberer-Herrscher der Dracheninsel. Er erkannte, daß der Tote Gott diese Gefühle bewußt weckte, und verhinderte voller Mühe, daß sie ihn beherrschten.
    »Das ist Vergangenheit!« rief er. »Auf der Erde ist eine neue Zeit angebrochen. Unsere Zeit wird bald vorüber sein - die deine ist es bereits!«
    »Nein, Elric. Denk an meine Worte, was auch passieren mag. Die Tagesdämmerung ist vorbei und wird bald wie totes Laub vor dem Wind des Morgens verweht werden. Die Geschichte der Erde hat noch nicht einmal begonnen. Du, unsere Vorfahren, sogar die Menschen der neuen Rasse - ihr seid nichts anderes als ein Vorwort zur Geschichte. Ihr alle werdet vergessen sein, wenn die wirkliche Geschichte der Welt beginnt. Aber wir können das verhindern - wir können überleben, die Erde erobern und gegen die Lords der Ordnung halten, gegen das Schicksal selbst, gegen das Kosmische Gleichgewicht - wir können weiterleben, du aber mußt mir die Schwerter geben!«
    »Ich verstehe dich nicht«, gab Elric zurück, die Lippen zusammengepreßt, die Zähne zusammengebissen. »Ich bin hier, um über meine Frau zu verhandeln oder um sie zu kämpfen.«
    »Du verstehst nichts«, sagte der Tote Gott auflachend, »weil wir alle, Götter und Menschen, nur Schatten sind, die Marionettenrollen spielen, ehe das eigentliche Stück beginnt. Du wärst besser beraten, mich nicht zu bekämpfen - stell dich vielmehr auf meine Seite, denn ich kenne die Wahrheit. Wir teilen eine gemeinsame Bestimmung. Keiner von uns ist im eigentlichen Sinne existent. Die alten Wesen sind zum Untergang verurteilt, du, ich und meine Brüder, wenn du mir die Schwerter nicht gibst. Wir dürfen einander nicht bekämpfen. Teile unser schreckliches Wissen mit uns - das Wissen, das uns den Verstand raubte. Es gibt nichts, Elric - keine Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft. Wir existieren nicht - keiner von uns!«
    Hastig schüttelte Elric den Kopf. »Ich verstehe dich noch immer nicht. Ich möchte dich auch nicht verstehen, selbst wenn ich es könnte. Ich erstrebe nur die Rückkehr meiner Frau - keine wirren Rätselsprüche!«
    Wieder lachte Darnizhaan. »Nein! Du wirst die Frau nicht zurückbekommen, wenn wir nicht die Kontrolle über die Schwerter erhalten. Du erkennst ihre Möglichkeiten nicht. Sie sind nicht nur dazu bestimmt, uns zu vernichten oder in die Verbannung zu treiben - ihre Bestimmung ist es, die Welt zu vernichten, wie wir sie kennen. Wenn du sie behältst, Elric, bist du dafür verantwortlich, jenen, die nach dir kommen, die Erinnerung an dich ausgelöscht zu haben.«
    »Das würde ich begrüßen«, sagte Elric.
    Dyvim Slorm sagte nichts, obwohl er mit Elrics Worten nicht ganz einverstanden war. In den Argumenten des Toten Gottes schien ein Kern von Wahrheit zu liegen.
    Darnizhaan schüttelte seinen

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