Sturmbringer
Schattenwesen, die ihre Marionettenrollen spielten, ehe die wahre Geschichte der Erde begann und die Menschen das Schicksal in ihren eigenen Händen hielten. Dann sagt mir Sepiriz, ich müsse mich gegen das Chaos wenden und dabei helfen, die Natur der mir bekannten Welt zu zerstören, sonst könne die Geschichte keinen Neuanfang finden und die Absicht des Schicksals würde zunichte gemacht. Ich bin es also, der zerrissen und gehärtet werden muß, meine Bestimmung zu erfüllen - ich darf keinen Seelenfrieden finden und muß ewig Menschen und Götter und die Materie des Chaos bekämpfen, muß den Tod dieses Zeitalters herbeiführen, damit in irgendeinem fernen Morgengrauen die Menschen, die von Zauberei oder den Lords der Höheren Welten wenig wissen, sich auf einer Welt bewegen können, zu der die Hauptkräfte des Chaos keinen Zugang mehr haben und in der Gerechtigkeit tatsächlich Realität werden kann und nicht nur ein Konzept in den Köpfen von Philosophen.«
Er rieb sich die roten Augen.
»Das Schicksal macht Elric also zu einem Märtyrer, damit die Ordnung die Welt beherrschen kann. Es gibt ihm ein Schwert von häßlicher Bösheit in die Hand, das Freund und Feind gleichermaßen vernichtet und ihnen die Seelenmasse aussaugt, um ihm die Kraft einzuflößen, die er braucht. Die Waffe bindet mich an das Böse und an das Chaos, damit ich in der Lage bin, das Böse und das Chaos zu vernichten - doch es macht mich nicht zu einem Tölpel, der sich schnell überzeugen und opfern läßt. Nein, es macht mich zu Elric von Melnibone und durchflutet mich mit gewaltigem Elend...«
»Mein Herr spricht laut zu sich selbst - und seine Gedanken sind finster. Teile sie lieber mir mit, damit ich dir helfen kann, sie zu ertragen, Elric.«
Elric erkannte die weiche Stimme, war aber dennoch verblüfft. Er wandte sich um und erblickte seine Frau Zarozinia, die Arme ausgestreckt, einen Ausdruck tiefen Mitgefühls auf dem schönen Gesicht.
Er machte einen Schritt in ihre Richtung, aber dann blieb er stehen und sagte vorwurfsvoll: »Warum bist du gekommen? Warum? Warum? Ich habe dich gebeten, im Palast deines Vaters in Karlaak zu bleiben, bis diese Sache vorüber ist, wenn es je dazu kommt!«
»Wenn es je dazu kommt...«, wiederholte sie und senkte mit einem leichten Achselzucken die Arme. Obwohl sie dem Mädchenalter gerade erst entwachsen war, mit ihren vollen roten Lippen und dem langen schwarzen Haar, hatte sie die Haltung und Ausstrahlung einer Prinzessin und schien sehr gereift für ihr Alter.
»Diese Frage solltest du nicht stellen«, sagte er bitter. »Niemand hier stellt sie sich. Aber beantworte die meine: Wie bist du hierhergekommen und warum?« Er ahnte ihre Antwort voraus, doch er sprach nur, um seinen Zorn auszudrücken, der eine Folge seines Entsetzens war, daß sie der Gefahr so nahe stand - einer Gefahr, vor der er sie bereits einmal gerettet hatte.
»Ich bin mit den zweitausend Mann meines Cousins Upluk gekommen«, antwortete sie und hob trotzig den Kopf. »Er ist zu den Verteidigern Uhaios gestoßen. Ich bin hier, um meinem Mann nahe zu sein, in einer Zeit, da er meinen Trost vielleicht braucht. Die Götter wissen sehr wohl, wie wenig Gelegenheit ich hatte zu erfahren, ob er ihn braucht!«
Aufgebracht schritt Elric hin und her. »Ich liebe dich, Zarozinia, und du kannst mir glauben, daß ich in diesem Augenblick lieber bei dir in Karlaak wäre, hätte ich auch nur den geringsten Vorwand dafür. Aber den habe ich nicht - du kennst meine Rolle, meine Bestimmung, meine Verdammnis. Deine Gegenwart bringt mir nur noch mehr Kummer und keine Hilfe. Wenn diese Sache ein zufriedenstellendes Ende findet, werden wir uns wieder gegenübertreten - in Freude und nicht voller Niedergeschlagenheit, wie es jetzt in diesem Augenblick unausweichlich ist!«
Er ging zu ihr und nahm sie in die Arme. »Oh, Zarozinia, wir hätten uns niemals begegnen, hätten niemals heiraten dürfen. In solchen Zeiten können wir uns nur gegenseitig weh tun. Unser Glück war so kurz.«
»Wenn du dir durch mich weh tun lassen willst«, sagte sie leise, »dann muß es dir eben weh tun, aber wenn du getröstet werden möchtest, bin ich hier, um meinen Herrn zu trösten.«
Seufzend lenkte er ein. »Aus deinen Worten spricht die Liebe, mein Schatz - doch sie fallen nicht in liebevollen Zeiten. Ich habe die Liebe zunächst beiseitegeschoben. Versuch es mir gleichzutun, dann umgehen wir beide zusätzliche Komplikationen.«
Ohne Zorn wich sie langsam von
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