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Sturmbringer

Sturmbringer

Titel: Sturmbringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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diesen Geruch gewöhnt, bemerkte ihn kaum; er ging sofort durch die erste und zweite Höhle, bis er Dyvim Slorm fand, der mit einer Fackel in der einen und einer Schriftrolle in der anderen Hand herumwanderte und leise vor sich hin fluchte.
    Als er die Schritte der beiden Männer hörte, hob er den Kopf. Er breitete die Arme aus und rief mit hallender Stimme: »Nichts! Nichts rührt sich, nicht einmal ein Lid zuckt! Es gibt keine Möglichkeit, sie zu wecken. Sie erwachen erst, wenn sie die nötige Anzahl von Jahren geschlafen haben. Oh, ich wünschte, wir hätten sie bei den letzten beiden Anlässen nicht eingesetzt, denn heute brauchen wir sie dringender!«
    »Weder du noch ich wußten damals, was wir heute wissen. Reue ist sinnlos, da sich damit nichts erreichen läßt!« Elric wandte sich um und betrachtete die im Schatten liegenden Riesengestalten. Ein Stück von den anderen entfernt lag der Leitdrache, ein Tier, das er erkannte und mochte: Flammenkralle, der älteste, fünftausend Jahre alt und für einen Drachen noch jung. Doch Flammenkralle schlief so fest wie die anderen.
    Elric näherte sich dem Wesen und fuhr ihm über die metallähnlichen Schuppen, bewegte die Hand über die Elfenbeinglätte der gewaltigen Vorderzähne, spürte den warmen Atem an seinem Körper und lächelte. An seiner Hüfte begann Sturmbringer zu murmeln. Er tätschelte die Klinge. »Das ist eine Seele, die du nicht besitzen kannst. Die Drachen sind unzerstörbar. Sie werden überleben, selbst wenn die ganze Welt ins Nichts zerfallen sollte.« Aus einem anderen Winkel der Höhle sagte Dyvim Slorm: »Ich wüßte nichts, was man im Augenblick noch unternehmen könnte, Elric. Kehren wir in den Turm von D'a'rputna zurück und erfrischen wir uns.«
    Elric nickte. Gleich darauf wanderten die drei Männer durch die Höhlen zum Eingang und erklommen die Stufen ins Sonnenlicht.
    »So«, sagte Dyvim Slorm, »wir haben also noch immer nicht Abend. Die Sonne steht nun schon dreizehn Tage lang an derselben Stelle, seit wir das Lager des Chaos verließen und uns auf gefährlichen Wegen nach Melnibone durchschlugen. Wie mächtig muß das Chaos sein, wenn es die Sonne auf ihrer Bahn anhalten kann!«
    »Wir wissen nichts Genaues - vielleicht ist das Chaos gar nicht dafür verantwortlich«, wandte Mondmatt ein. »Natürlich ist damit zu rechnen.
    Die Zeit hat angehalten. Die Zeit wartet. Aber worauf wartet sie? Auf neue Verwirrungen, neue Unordnung? Oder auf den Einfluß des großen Gleichgewichts, das die Ordnung wiederherstellen und sich an jenen Kräften rächen wird, die gegen seinen Willen gehandelt haben? Oder wartet die Zeit auf uns - auf drei sterbliche Männer, die ohne Lenkung dahintreiben, die von allem abgeschnitten sind, was anderen Menschen passiert, auf die Zeit wartend, so wie die Zeit auf uns wartet?«
    »Vielleicht wartet die Sonne auf uns«, sagte Elric zustimmend. »Denn ist es nicht unsere Bestimmung, die Welt auf ihren neuen Weg vorzubereiten? Wenn das der Fall ist, würde ich mir weniger wie ein bloßer Spielstein vorkommen. Was passiert, wenn wir nichts unternehmen? Wird die Sonne ewig dort verharren?«
    Sie blieben einen Augenblick lang stehen und starrten zu der pulsierenden roten Scheibe empor, die das Land mit rotem Licht überflutete, zu den schwarzen Wolken, die davor über den Himmel huschten. Wohin zogen die Wolken? Woher kamen sie? Sie schienen sich zielstrebig zu bewegen. Durchaus möglich, daß es sich gar nicht um Wolken handelte, sondern um Geister des Chaos, die dunkle Absichten verfolgten.
    Elric brummte vor sich hin, wußte er doch, wie sinnlos solche Spekulationen waren. Er ging den anderen voraus auf den Turm von D'a'rputna zu, wo er vor vielen Jahren seine Liebste gesucht hatte, seine Cousine Cymoril, um sie später an den gierigen Durst der Klinge an seiner Hüfte zu verlieren.
    Der Turm hatte die Brände überlebt, auch wenn die Farben, mit denen er sich einmal geschmückt hatte, von den Flammen geschwärzt worden waren. Hier ließ er seine Freunde allein und suchte sein Zimmer auf, warf sich voll angezogen auf das weiche melniboneische Bett und schlief augenblicklich ein.
2
    Elric schlief, und Elric träumte, und obwohl er sich der Unwirklichkeit seiner Visionen bewußt war, nützten alle Versuche nichts, ins Wachsein zurückzukehren. Nach kurzer Zeit gab er die Versuche auf und ließ die Träume ungehindert walten, ließ sich von ihnen in ihre schimmernden Landschaften locken...
    Er sah Imrryr, wie es vor

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