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Sturmbringer

Sturmbringer

Titel: Sturmbringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Verbündeter«, antwortete der Kopf.
    Halb wahnsinnig vor Kummer ertrug es Elric kaum, sie anzusehen. »Eine weitere große Rechnung, die zu begleichen ist«, flüsterte er.
    Im nächsten Augenblick schnellte sich der Wurmkörper hoch und warf sich in sein Schwert. »Nimm wenigstens meine Seele in dich auf, Elric. Ich bitte dich. Trage meine Seele in der deinen,

    dann sind wir für immer beisammen.«
    Er versuchte die durstige Runenklinge zurückzuziehen, doch es gelang ihm nicht. Und im Gegensatz zu allen früheren Empfindungen, die die Klinge ihm vermittelt hatte, war dieses Überströmen warm und angenehm, beinahe sanft, die Seele seiner Frau glitt in die seine, und er begann zu weinen.
    »O Zarozinia!« schluchzte er. »Oh, meineLiebste!«
    So starb sie, und ihre Seele verschmolz mit der seinen, wie es vor Jahren mit der Seele seiner ersten Geliebten Cymoril geschehen war. Er sah den scheußlichen Wurmkörper nicht an, blickte auch nicht in ihr Gesicht, sondern bedeckte das Gesicht und verließ langsamen Schrittes die Kabine.
    Inzwischen sah es so aus, als löse sich das Deck bereits auf, als beginne es auseinanderzufließen. Jagreen Lern hatte offensichtlich fliehen können; ohnehin wäre Elric in seiner jetzigen Stimmung nicht gewillt gewesen, ihm nachzugehen. Schwert und Schild halfen ihm auf ihre Weise, als er von dem Schiff auf den pulsierenden Boden sprang und zu seinem nihrainischen Pferd lief.
    Er ritt los, und die Tränen strömten ihm über das Gesicht, und die Schiffe der Hölle zerfielen hinter ihm. Sie würden keine Gefahr mehr für die Welt darstellen, dem Chaos war eine große Schlappe zugefügt worden. Jetzt blieben nur noch die eigentlichen Armeen übrig, und der Kampf gegen sie würde hart sein.
    Schweigend kehrte er zu seinen Freunden zurück, denen er nichts sagte; er führte sie über den unsicheren Grund in Richtung Melnibone, Insel seiner Vorfahren, auf der der letzte Kampf gegen das Chaos stattfinden würde, die letzte Schlacht, in der sich seine Bestimmung erfüllen sollte.
    Und während er dahinritt, glaubte er in seinem Inneren Zarozinias jugendliche Stimme zu hören, die ihm tröstende Worte zuflüsterte. Schluchzend gab er seinem Pferd die Sporen und ließ das zerfallende Lager des Chaos hinter sich zurück.

Viertes Buch
    Der Untergang des verdammten Lords
    Denn allein der menschliche Geist vermag die Weite der kosmischen Unendlichkeit zu erkunden, das normale Bewußtsein zu verlassen und durch die geheimen Korridore des Gehirns zu streifen, in denen Vergangenheit und Zukunft miteinander verschmelzen... Und Universum und Individuum sind miteinander verbunden, das eine sich im anderen widerspiegelnd und jedes das andere enthaltend.

    Die Chronik des Schwarzen Schwertes
1
    Die Träumende Stadt träumte nicht mehr in alter Pracht. Die zerstörten Türme Imrryrs waren geschwärzte Ruinen, wirre Steinhaufen, die düster vor einem grauen Himmel aufragten. Vor langer Zeit hatte Elrics Rache Feuer in die Stadt getragen, und das Feuer hatte die Zerstörung gebracht.
    Wolkenstreifen strömten wie rußiger Qualm vor der pulsierenden Sonne her, so daß die tosenden rotgefleckten Gewässer rings um Imrryr von Schatten befleckt waren und sich zu beruhigen schienen, als beeindruckten sie die schwarzen Narben, die sich über ihren rätselhaften Turbulenzen bewegten.
    Auf einem Haufen umgestürzten Mauerwerks stand ein Mann und beobachtete die Wogen. Ein großer Mann mit breiten Schultern und schmalen Hüften, ein Mann mit schrägen Brauen, spitzen Ohren ohne Ohrläppchen, hohen Wangenknochen und umwölkten roten Augen in einem totenstarren, asketischen Gesicht. Er trug ein schwarzes gefüttertes Wams und einen schweren Mantel, beide mit hohen Kragen versehen, der die Bleichheit seiner Albinohaut unterstrich. Der böige warme Wind spielte mit seinem Mantel, betastete ihn und strömte weiter zwischen den eingestürzten Türmen.
    Elric vernahm das Heulen des Windes, und sein Gedächtnis füllte sich mit den süßen, bösen und melancholischen Melodien des alten Melnibone. Er erinnerte sich auch an die andere Musik, die seine Vorfahren erschaffen hatten, auf subtile Weise ihre Sklaven quälend, die sie wegen der Schrillheit ihrer Schreie aussuchten und zu Instrumenten für unsägliche Symphonien werden ließen. Seinen nostalgischen Gedanken nachhängend, fand Elric darin etwas, das dem Vergessen nahe war, und er wünschte, er hätte die melniboneische Lebensart niemals angezweifelt, sondern sie fraglos

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