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Sturmjahre

Sturmjahre

Titel: Sturmjahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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fortgeschritten. Sie hat ein kritisches Stadium erreicht. Es könnte sogar geschehen, daß die Sache durch die Operation noch schlimmer wird.«
    »Das Risiko nehme ich auf mich. Wie lange wird es denn dauern?«
    »Da ich mit Narkose arbeiten muß und die Nähte sehr fein und empfindlich sind, werden Sie eine Weile hier bleiben müssen. Zehn Tage, würde ich sagen. Wollen Sie das?«
    {286} »Ich werde meinem Mann sagen, daß ich meine Schwester in Sacramento besuche.«
    Als Samantha sie verwundert ansah, fügte sie verlegen hinzu: »Ich muß Ihnen etwas gestehen, Doktor Hargrave. Mein Mann weiß nichts von diesem Besuch bei Ihnen. Wenn er davon erführe, würde er sehr böse werden. Für ihn sind alle Ärztinnen nur Pfuscherinnen.«
    »Und wie sehen Sie es?«
    Sie sah Samantha ruhig in die Augen. »Ich glaube, daß Sie mir helfen können.«
    »Dann kommen Sie wieder, sobald Sie soweit sind. Und bringen Sie bitte Elsie mit. Meine Tochter Jenny wird ebenfalls helfen.«
     
    Sie hieß Hilary Gant, und unmittelbar, bevor Elsie ihr die Äthermaske aufs Gesicht legte, sagte sie: »Wenn mir etwas passieren sollte, weiß mein Mädchen, was sie zu tun hat. Sie werden keinerlei Unannehmlichkeiten bekommen, Doktor Hargrave, das verspreche ich Ihnen.«
    Samantha nickte lächelnd und ließ ihre Hand auf Hilarys Schulter liegen, bis diese eingeschlafen war. Mach dir um mich keine Sorgen, dachte sie, während sie darauf achtete, daß Elsie nicht zuviel Äther gab. Ich habe schon einiges hinter mir.
    »Nur ein paar Tropfen, Elsie«, sagte sie. »Hören Sie jetzt auf und beobachten Sie genau ihre Augenlider. Wenn sie zu flattern anfangen, geben Sie noch ein paar Tropfen drauf.«
    Elsie war blaß und sichtlich aufgeregt, aber Samanthas Ruhe gab ihr Sicherheit. Tapfer lächelnd hielt sie die Flasche, den Blick unverwandt auf Hilarys Gesicht gerichtet.
    Jennifer hielt brav die Retraktoren, während Samantha arbeitete. Sie war es gewöhnt, Samantha in der Praxis zu helfen; man brauchte ihr jeden Handgriff nur einmal zu zeigen, und sie vergaß ihn nie wieder. Ruhig und ohne Neugier erfüllte Jenny jede Aufgabe, die man ihr stellte, mit größter Gewissenhaftigkeit und Hingabe; niemals gab sie auf. Auch jetzt stand sie unerschütterlich, und mit großen aufmerksamen Augen sah sie Samantha zu.
    Die arbeitete mit großer Sorgfalt und Genauigkeit. Die Ränder der Wunde mußten präzise zusammengezogen werden, die Naht mit den Silberfäden mußte äußerst behutsam angelegt werden, damit das Gewebe nicht riß. Zum Schluß führte sie einen der neuen Katheter ein und richtete sich dann mit einem Seufzen auf.
    »Wir haben getan, was wir konnten. Jetzt können wir nur hoffen, daß alles gut verheilt.«
    {287} Zusammen mit Elsie trug sie die Bewußtlose in das Gästezimmer im Erdgeschoß. Es war ein freundliches Zimmer mit hellen Möbeln und Blumen, in dem jeder Gast sich wohlfühlen konnte. Denn seelisches Wohlbefinden, meinte Samantha, war für den Heilungsprozeß genauso wichtig wie Salben und Verbände.
    In den ersten zwei Nächten schlief Samantha auf einem Feldbett neben Hilary, um sie überwachen zu können. Danach hatte sich Hilary soweit erholt, daß sie keine ständige Kontrolle mehr brauchte.
    Neun Tage lag Hilary Gant in Samanthas Gästezimmer, eine fügsame Patientin, die sich niemals beklagte. Elsie brachte ihr das Essen, wusch sie und leistete ihr Gesellschaft. Dreimal täglich ließ Hilary geduldig Samanthas Untersuchungen über sich ergehen. Ärztin und Patientin sprachen wenig miteinander, ihre kurzen Unterhaltungen beschränkten sich auf das Sachliche. Samantha hatte in der Praxis viel zu tun und mußte häufig weg, um Hausbesuche zu machen. Am neunten Tag zog sie Hilary Gant die Fäden; am zehnten entließ sie ihre Patientin nach Hause.
    Eine Woche später erhielt sie eine auf edelstem Büttenpapier geschriebene Einladung zum Tee im Haus der Gants in der California Street auf Nob Hill.

3
    Samantha war die große, wuchtige Villa in der California Street auf einem ihrer Spaziergänge durch die Stadt schon einmal aufgefallen, und sie war stehengeblieben, um den palastartigen Bau, der inmitten grüner Rasenflächen stand, eingehender zu betrachten. Als sie jetzt im Wagen der Gants durch das hohe schmiedeeiserne Tor fuhr und die zahllosen Türmchen und gedrehten Säulen, die Giebeldächer über den blitzenden Fenstern sah, kam sie sich vor wie zu Besuch bei einer königlichen Familie.
    Ein chinesischer Hausdiener führte sie durch

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