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Sturmkönige 01 - Dschinnland

Sturmkönige 01 - Dschinnland

Titel: Sturmkönige 01 - Dschinnland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Lederschläuche hatten genug Gewicht, um sie aus der Balance zu bringen.
    »Wirf ihn fort!«, rief Tarik ihr zu.
    Sie schüttelte verbissen den Kopf. »Nicht das Wasser«, brachte sie mühsam hervor. Der Gegenwind riss die Worte von ihren Lippen und trug sie zu Tarik.
    Die Dschinne schwärmten aus. Augenscheinlich wollten sie die beiden Teppiche von mehreren Seiten in die Zange nehmen.
    Ein weiteres Wurfnetz zischte über Tariks Kopf hinweg und streifte Junis’ Teppich, diesmal die Unterseite. Tarik wurde noch schneller. Der Teppich seines Bruders bockte, stellte sich in Flugrichtung schräg und wurde schlagartig langsamer. Sabatea schrie auf, als sie erst gegen Junis geschleudert wurde, abrupt zurückprallte – und hinterrücks über den Teppichrand fiel.
    Tarik sandte einen Befehl ins Muster. Zog die Hand hervor. Schob mit der anderen das Schwert unter seine Knie.
    Er war jetzt genau unter der stürzenden, schreienden Sabatea.
    Und bekam sie mit beiden Armen zu fassen.
    Sie klammerte sich an ihn wie eine Katze im Wasser, realisierte im selben Moment, dass sie nicht weiter fiel, und schwang sich in einer geschickten, bewundernswert gefassten Bewegung hinter ihn. Das Korbbündel mit den vollen Wasserschläuchen schlitterte über den Rand und drohte sie mitzureißen. Sabatea blieb keine Wahl als loszulassen. Trotzdem geriet auch Tariks Teppich kurz ins Schwanken, legte sich aber sofort wieder in die Waagerechte.
    Sie schossen unter Junis’ Teppich hinweg. Tarik rammte die Hand zurück ins Muster und gab Befehl zu einer blitzschnellen Kehre.
    Als sie herumgewirbelt wurden und zurückblickten, sahen sie, dass drei Dschinne zugleich die Ränder von Junis’ schwankendem Teppich zu fassen bekamen. Sechs weitere rasten Tarik und Sabatea entgegen.
    »Nein!«, stieß sie aus, weit zorniger als verzweifelt.
    Tarik konnte nicht kämpfen, solange Sabatea sich an ihm festhielt. Sie löste ihren Arm von ihm und rückte ein Stück nach hinten.
    Dennoch war es aussichtslos. Zu viele Dschinne. Und dieser Magier, der mit seinen vier Sklaven über dem Wasser zurückgeblieben war und aus der Ferne beobachtete, was über dem Kaktuswald geschah. Noch griff er nicht ein. Die Dschinne waren den drei Menschen haushoch überlegen.
    Junis hatte sich noch einmal von seinen drei Gegnern losreißen können. Nicht sein Verdienst, sondern eine Folge der Panik, in die sein Teppich nun endgültig verfiel. In schnellen, ruckartigen Schüben fegte er über die Spitzen der Kakteen hinweg, erwischte mehrere Äste und rasierte die Kuppen ab. Stacheln und Fruchtfleisch sprühten in alle Richtungen.
    Tarik und Sabatea entgingen den entgegenkommenden Dschinnen nur durch ein verzweifeltes Manöver, das sie ebenfalls gefährlich nah an die Kakteen hinabführte. Zugleich tauchten sie unter den purpurnen Zapfenleibern der Dschinne hinweg. Doch noch während die eine Gruppe herumwirbelte, schoss bereits eine andere auf sie zu, tiefer, zahlreicher, mit Schwertern, Lanzen und Spießen bewaffnet.
    »Es sind zu viele«, stieß Tarik aus. »Kannst du Junis sehen?«
    »Noch hält er sich in der Luft.«
    Er ahnte, dass ihn die winzige Spur von Optimismus in ihrer Stimme dazu bringen sollte, sich auf seinen eigenen Teppich zu konzentrieren. Darauf, sie beide in Sicherheit zu bringen und sich dann um seinen Bruder zu sorgen.
    Aber er konnte Junis nicht aufgeben. Nicht einmal für ein paar Sekunden.
    »Festhalten!«, brüllte er und riss den Teppich steil nach oben und zugleich in eine Kurve. Sie packte ihn erneut von hinten, viel beherrschter, als er erwartet hatte, nicht überstürzt oder gar panisch, und ließ sofort wieder los, nachdem sie sich in der Horizontalen befanden.
    Hinter ihnen fauchten und kreischten ihre Gegner. Von rechts nahm der zweite Pulk die Verfolgung auf. Und ein ganzes Stück vor ihnen schlingerte Junis dahin, bedrängt von vier Dschinnen, unter sich den bockenden, taumelnden Teppich.
    Ein Dschinn bekam ihn am Arm zu fassen. Ein anderer, mit einem Schwert bewaffnet, ließ die Klinge ungenutzt und versuchte, mit der linken Klaue den Fransenrand des Teppichs zu packen. Stränge aus erbeutetem Menschenhaar wehten als dunkle Schweife hinter ihnen her. Ihre geflammten Körperfarben auf dunklem Purpur verwischten zu einem Farbenwirrwarr.
    Tarik holte auf – genau wie die Dschinne, die ihm und Sabatea auf den Fersen waren.
    Über dem See schwebte der Kettenmagier in seinem Kleid aus erschlaffter, zu groß gewordener Faltenhaut und verfolgte das

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