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Sturmkönige 03 - Glutsand

Sturmkönige 03 - Glutsand

Titel: Sturmkönige 03 - Glutsand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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vorbereitet.
    Dass Almarik tot war, berührte sie kaum.
    Die Art und Weise aber, wie es geschehen war -
    Sie riss den Kopf herum und erbrach sich. Nicht viel, nur Wasser und das Wenige, das sie am Vortag zu sich genommen hatte. Ein paar Meter neben ihr kam der gefesselte Khalis zu Bewusstsein, strampelte gegen seine Fesseln an, erkannte, dass Almariks Mörder fort war und beruhigte sich ein wenig.
    Sie schob sich an der Wand entlang auf die Beine, überwand ihren Ekel und bewegte sich wie in Trance zu Almariks Lager. Dem Ifritjäger war keine Zeit geblieben, sich zu wehren. Sein Blutverlust hatte ihn geschwächt, womöglich hatte er nicht mal mehr kommen sehen, was ihm bevorstand.
    Sein Schädel fehlte. Anders als der des Roch war er nicht mit einem sauberen Hieb von den Schultern geschlagen worden; dazu war es im hinteren Teil der Nesthöhle zu eng. Der Mörder hatte Almariks Hals langwierig mit einer gezahnten Klinge durchtrennen müssen.
    Als Sabatea eingeschlafen war, hatte sich der Ifritjäger auf seinem Lager geregt. Sie hatte angenommen, dass er allmählich aus seiner Bewusstlosigkeit erwachte. Hatte er jemanden kommen sehen? Vielleicht war er wieder betäubt worden, bevor sich sein Mörder ans Werk gemacht hatte.
    Khalis strampelte erneut in seinen Fesseln, wollte sie auf sich aufmerksam machen. Sie löste sich vom Anblick der Leiche und entfernte sich rückwärts von ihr, noch immer benommen und kaum in der Lage einzuatmen. Als sie sich schließlich umdrehte, starrte der alte Mann sie mit wild aufgerissenen Augen an und brüllte unverständlich in seinen Knebel. Wenn er so weitermachte, würde er ersticken.
    Die Angst um Tarik pochte jetzt wie ein zweites Herz in ihrer Brust. Er war nirgends zu entdecken, und sie fürchtete sich davor, über die Balustrade in die Tiefe des Felsspalts zu schauen. Was, wenn er dort unten lag, abgeschlachtet wie Almarik? Sie war niemals schwach gewesen, niemals leicht zu erschüttern. Aber wenn Tarik tot sein sollte -
    Schritte ließen den Steg vor der Nesthöhle erbeben. Stimmen näherten sich. Sabatea stand unschlüssig zwischen dem Eingang und dem aufgebrachten Khalis, der ihr unbedingt etwas sagen wollte. Wenn sie seinen Knebel löste und die Roch dort draußen auf die beiden toten Wächter stießen, würde der erste Verdacht zwangsläufig auf sie fallen.
    Nein, durchfuhr es sie, nicht auf mich. Auf denjenigen, der nicht hier ist. Auf Tarik.
    Und etwas an diesem Gedanken verstörte sie so sehr, dass sie sich einen Augenblick lang an der Wand abstützen musste, weniger um sich festzuhalten, als um irgendetwas zu berühren, das ihr sagte: All das ist wahr! Das hier ist die Wirklichkeit!
    Die Schritte stammten von vielen Roch, die sich eilig näherten.
    »Wo ist Tarik?«, wandte sie sich an Khalis, huschte auf ihn zu und streckte eine Hand nach dem Knebel aus, den sie schon deshalb entfernen musste, weil die Laute, die er durch den dicken Stoff von sich gab, sie in den Wahnsinn trieben.
    »Warte!«
    Sie wirbelte herum. Crahac, der Zeremonienmeister der Roch, stand im Eingang der Nesthöhle, blickte nur flüchtig auf die toten Wächter, dann herüber zu ihr.
    »Rühr ihn nicht an!«
    Aber sie musste es wissen. Sie schob die Finger unter den Knebel, riss ihn übers Kinn des Magiers nach unten.
    »Was ist mit Tarik passiert?«, fuhr sie ihn an.
    Khalis schnappte nach Luft, aber die Antwort erhielt sie nicht von ihm, sondern von Crahac.
    »Er hat das hier getan«, sagte der Roch. »Dein Gefährte hat unsere Männer getötet« – sein Blick fiel auf Almarik -»und ihn.«
    »Tarik?« Sie klang zu schrill, zu aufgebracht. Sie konnte mit allem fertigwerden, auch hiermit. »Er hätte keinen Grund, so etwas -«
    Crahac stieß etwas in der krächzenden Sprache der Roch aus, das sie innerlich gefrieren ließ. Sie verstand nicht, was er sagte. Aber sie spürte die Tragweite dessen, was er veranlasste.
    Einer der Krieger aus dem Tross des Zeremonienmeisters trat vor und schleuderte achtlos etwas vor Sabateas Füße. Mit stockendem Atem sah sie nach unten. Ihr Blick fiel auf schwarze, verklebte Haarsträhnen.
    Es war nicht Tarik, aber allein die Möglichkeit raubte ihr einen Moment lang die Stimme. Sie konnte nichts sagen, nur zu Boden starren. Zögernd stieß sie den Kopf mit der Fußspitze an, rollte ihn herum.
    Almariks Augen waren aufgerissen, sein Mund verzogen. Er hatte aus allen Öffnungen seines Gesichts geblutet.
    »Wo ist Tarik?«, stieß sie noch einmal aus, ohne Crahac und

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