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Sturmkönige 03 - Glutsand

Sturmkönige 03 - Glutsand

Titel: Sturmkönige 03 - Glutsand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Kluft vereinigte.
    Unter ihnen befand sich ein Abgrund von mindestens fünfzig Metern. Bis zur Kante über ihnen, dem eigentlichen Bodenniveau des Untersands, waren es noch einmal zwanzig Schritt.
    Die panischen Elfenbeinpferde preschten aus der Schlucht heran, galoppierten durch die Luft, schlugen mit ihren Schwingen und achteten nicht auf die Stege und Brücken, die sie im Flug mit Hufen und Flügeln streiften. Einige wichen nicht rechtzeitig aus, kollidierten mit den schwankenden Übergängen oder verfingen sich im Netz der Stricke und strähnigen Strukturen. Sie alle kamen wieder frei, zerrissen Seile, zerbrachen Stege und flogen trudelnd und schlingernd weiter. In Todesangst näherten sie sich der Hängebrücke, auf der die beiden Gefangenen und ihre Wächter ihnen schreckensstarr entgegenblickten.
    Sabateas Lähmung hielt nur einen Atemzug an, dann rannte sie los. Sie achtete nicht auf die Krieger der Eskorte. Im Laufen wurde sie von der bebenden Brücke auf- und abgeschleudert, musste sich immer wieder an den Führungsseilen festhalten, um nicht unter ihnen hindurch in die Tiefe zu schlittern.
    Khalis hatte größere Mühe, schnell genug von der Stelle zu kommen. Seine Arme waren noch immer auf den Rücken gebunden. Entsetzt schrie er in seinen Knebel, als er den Schwarm der Zauberpferde in blinder Panik auf sich zukommen sah. Vor und hinter ihm waren Rochkrieger, irgendwo dazwischen der Zeremonienmeister, der aufgebracht Befehle brüllte, die Sabatea trotz der Rochsprache verstehen konnte: Vorwärts! Schnell!
    Sie stolperte, schwankte, taumelte weiter, vor sich nur einen einzigen Roch, der zum Glück noch schneller war als sie, geübter auf dem wackeligen Untergrund, und ihr deshalb nicht im Weg stand.
    Einmal blickte sie zur Seite, geradewegs in die Mündung des Felsspalts, wo die vorderen Elfenbeinpferde jetzt keine dreißig Meter mehr entfernt waren. Immer wieder verfingen sie sich in Seilen zwischen den Felsen, rammten die Nestbauten an den Wänden und preschten inmitten wallender Staubwolken weiter.
    Vor Sabatea erreichte der Rochkrieger die andere Seite. Die Brücke mündete in eine winzige Plattform, von der aus Stege eng an der Felswand entlang nach rechts und links führten. Darüber hing eine Masse aus blumenkohlförmigen Rochbauten. Wenn die Pferde sie rammten, würden die Überreste abstürzen und alle unter sich begraben, die es bis ans Ende der Brücke geschafft hatten. Aber auf dem Übergang selbst standen ihre Chancen noch viel schlechter.
    Hinter ihr schrie ein Roch schmerzerfüllt auf. Sie warf einen Blick über die Schulter und sah, wie ein missgestaltetes Elfenbeinpferd in Todesangst durch den Pulk der Wachen am Ende ihrer Eskorte galoppierte. Zwei Roch wurden über die Halteseile gerissen; einer stürzte in die Tiefe. Der andere hielt sich strampelnd fest, wurde vom nächsten Pferd gestreift und verschwand kreischend in der Spalte.
    Noch drei Schritt. Der Roch vor ihr streckte ihr eine Hand entgegen. Sabatea lief das letzte Stück, fühlte sich am Arm gepackt und auf die Plattform gerissen. Gleich hinter ihr erreichte ein weiterer Krieger das Brückenende, dann Khalis. Der Magier stolperte kurz vor dem Ziel, ein anderer Roch sprang achtlos über ihn hinweg. Sabatea zögerte nur kurz, dann machte sie einen taumelnden Satz nach vorn, packte Khalis am Arm und zerrte ihn auf die Beine. Gleich hinter ihm folgte Crahac, der dem alten Mann einen Stoß in den Rücken versetzte und ihn gemeinsam mit Sabatea auf die Plattform drängte. Auch der Zeremonienmeister verließ die Brücke, während hinter ihm ein weiterer Roch der fliegenden Stampede zum Opfer fiel.
    »An die Wand!«, schrie Sabatea und zerrte Khalis in den Schatten der Rochbauten. Auch Crahac und die Krieger pressten sich mit den Rücken gegen die Felsen.
    Ein unüberschaubarer Pulk aus entstellten Elfenbeinpferden ergoss sich aus dem Spalt. Die meisten wichen der Brücke aus, die sich mitten durch ihre Flugbahn spannte, und strömten hinaus in die zentrale Kluft der Neststadt. Dennoch kollidierten einige mit den Haltetauen. Die ersten Seile zerrissen. Überreste der Bauten prasselten in die Tiefe. Überall war Staub, die Sicht reichte jetzt kaum noch zehn Meter weit. Was weiter draußen in der Kluft geschah, war nicht mehr zu erkennen. Schreie ertönten, irgendwo in dem wirbelnden Grau, während die Stampede im Mittelschacht der Stadt zu kreisen begann, über den Gehegen der gezähmten Pferde unten am Grund, aus denen nun ebenfalls

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