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Sturmkönige 03 - Glutsand

Sturmkönige 03 - Glutsand

Titel: Sturmkönige 03 - Glutsand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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nicht.
    Khalis’ Zauber zuckte und wirbelte wie Rauch in einer Glaskugel, während er einem Wurfgeschoss gleich aufwärtsraste, auf die Fransenkante des Teppichs zu. Ifranji war von hier unten aus noch immer zu sehen, saß zu nah am Rand des Knüpfwerks, und nun zeichnete sich ab, dass das magische Flirren sie streifen würde.
    Almarik stöhnte, aber Tarik stieß noch immer nicht zu. Das Mädchen dort oben war der Attacke des Alten ausgeliefert; sie hatte genug damit zu tun, den Teppich auf Kurs zu halten und nicht über den Rand der Brücke abzutreiben.
    Nachtgesicht schrie ihren Namen.
    Khalis schlug in einem Ausbruch dunkler Euphorie die Hände zusammen, als er sah, dass Ifranji nicht mehr ausweichen konnte. Sie verfiel in Panik, eine ganz neue Seite an ihr – und eine, mit der auch Khalis nicht gerechnet hatte. Abrupt verlor sie die Kontrolle über den Teppich, der auf der Stelle zu schwanken und zu rotieren begann.
    Khalis brüllte auf, als er begriff, was er getan hatte.
    »Nicht gut«, keuchte Almarik unter Tariks Waffe am Boden.
    »Nein«, flüsterte Tarik. »Ganz und gar nicht.«
    Der Zauber wurde auf seinem Weg zu Ifranji von einer Ecke des wirbelnden Teppichs abgefangen. Das Flirren legte sich wie eine funkelnde Eisschicht über die Unterseite des Knüpfwerks, traf statt der Reiterin das Muster und schob sich über die Fransen hinweg zur Oberseite. Der Teppich bäumte sich auf, warf Ifranji in die Höhe, fing sie wieder auf, verlor sie erneut.
    Die starren Aufhängungen des Honigschreins zerbrachen. Holz barst auseinander, Eisen bog sich wie Leder. Seile rissen und peitschten durch die Luft.
    Der Kristallzylinder kippte.
    Jetzt brüllten sie alle, am lautesten Khalis und Nachtgesicht.
    Ifranji war von dem Ruck, mit dem sich der Teppich gedehnt und wieder zusammengeschoben hatte, in hohem Bogen zur Seite geschleudert worden. Strampelnd und schreiend stürzte sie in die Tiefe, nicht auf den Scherbensteg, sondern knapp daran vorbei in den Nebel. Dunst stob auseinander, als die Oberfläche sie verschluckte.
    Der Schrein aber krachte mit seinem ungeheuren Gewicht auf das Glas, unweit der Stelle, an der Khalis gestanden hatte. Vielleicht wäre es zu einfach gewesen, wenn er den Magier einfach erschlagen hätte, obwohl Tarik das einen Augenblick lang glaubte. Dann aber sah er den alten Mann äußerlich unversehrt am Boden liegen. Khalis bewegte sich, wollte sich hochstemmen, rutschte mit den Füßen weg und sackte erneut auf das Glas.
    Die Wucht des Aufschlags hatte die gesamte Brücke erbeben lassen. Wie verstimmte Saiten eines Musikinstruments geriet das gläserne Band in Schwingung und verursachte ein tiefes Summen und Heulen. Im nächsten Moment fraßen sich Risse mit schrillen Lauten durch das Glas und sprengten die Schmelznähte, an denen die Bruchstücke aneinanderhafteten.
    Die Brücke zerbrach.
    Mit unerträglich hohem Klirren lösten sich die Scherbenbrocken voneinander, wurden gespalten und wie von mächtigen Werkzeugen auseinandergestemmt.
    Und noch etwas geschah. Wo gerade eben noch Nachtgesicht gestanden hatte, schraubte sich blitzschnell ein Wirbelsturm in die Höhe, geformt aus rotierenden Winden und Dunkelheit, fegte über den Rand des Scherbenstegs und folgte der kreischenden Ifranji in die Tiefe.
    Auch der Honigschrein rutschte ab und schlitterte eine Schräge hinunter. Der Kristallzylinder war noch immer unversehrt, durch ein Wunder oder Khalis’ Magie, als das schwere Gefäß über eine Glaskante rollte und im Abgrund verschwand, als wollte es Ifranji und Nachtgesicht in seinem Wirbelsturm nachfolgen.
    Khalis heulte auf. Tarik wurde von den Erschütterungen der Brücke umgeworfen, fort von Almarik, der seinerseits ins Rutschen geriet, als sich das Bruchstück langsam zur Seite neigte. Das Schwert des Byzantiners verschwand in einem Spalt, der gezackt wie ein Blitz durch das Glas raste. Tarik verlor seine eigene Waffe einen Augenblick später, als er sich entscheiden musste, ob er sich abstützen oder das Schwert festhalten wollte. Instinktiv stieß er sich von einer blanken Glasfläche ab, wich nur mit Glück einer Kante aus und blieb in einer Vertiefung liegen.
    Nun wurde das Schwanken noch wilder, das Beben heftiger. Er sah Khalis nicht mehr, dafür aber Almarik, gar nicht weit entfernt, der verzweifelt versuchte, auf die Beine zu kommen. Auch Tarik stemmte sich hoch, fand taumelnd sein Gleichgewicht und hielt Ausschau nach einem der Teppiche. Der von Khalis war nirgends zu sehen, aber

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