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Sturms Flug

Sturms Flug

Titel: Sturms Flug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Quandt
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sich in seiner eigenen Überheblichkeit suhlen. Da ist es am besten, ihm nicht mit einer Übermacht gegenüberzutreten. Machen Sie sich keine Sorgen. Wie gesagt, ich behalte Sie im Auge.« Er klopfte ihm auf die Schulter. »Sollten Sie den Eindruck haben, dass Gefahr droht, sagen Sie laut und deutlich Hafturlaub . Das ist unser Signal, wir werden dann auf der Stelle eingreifen.«
    »Hafturlaub«, wiederholte Lohmann und brachte ein dünnes Lächeln zustande.
    Wolf und die Vollzugsbeamten verließen den Raum.
    Kurz darauf erschien das fleischige Gesicht Rinderhälftes in der Tür, um dem Jungstaatsanwalt einen fragenden Blick zuzuwerfen. Lohmann war bemüht, sich seine Angst nicht anmerken zu lassen. Er nickte.
    Der Somalier, aufsässig wie eh und je, wurde in den Raum geschoben, dann verschwand Hälfte wieder. Donnernd fiel die Tür ins Schloss; Lohmann, Omar Aidid und der Dolmetscher, der unruhig am Tisch saß, blieben als Einzige zurück.
    Lohmann spürte, wie sich sein Puls beschleunigte. Der Schweiß ließ ihm das Hemd am Rücken kleben, und er fühlte sich, als wäre er in einem Raubtiergehege eingeschlossen. Dann mobilisierte er seinen gesamten Mut. Ohne Vorwarnung brüllte er Omar an. »Hinsetzen!«
    Der Dolmetscher ließ vor Schreck den Kugelschreiber fallen, mit dem er herumgespielt hatte. Sogar Omar zuckte zurück, allerdings nur für einen Augenblick, bevor er sich zu seinem üblichen, mutwilligen Grinsen herabließ.
    Der Dolmetscher übersetzte die Aufforderung zum Hinsetzen, doch der Pirat blieb stehen, baute sich sogar breitbeinig auf und verschränkte demonstrativ die Arme vor der Brust.
    Lohmann holte tief Luft und schrie los, dass ihm die Blutgefäße zu platzen drohten: »Sind Sie taub? Setzen Sie sich gefälligst auf den verdammten Stuhl!« In Gedanken hatte er sich einen anderen Satz zurechtgelegt, der lautete: Setz dich gefälligst auf deinen verdammten Arsch, du Sohn einer Sau! Mit Letzterem konnte man einen Moslem tödlich beleidigen, doch so etwas wollte ihm partout nicht über die Lippen.
    Trotzdem war der Ausbruch heftig genug, dass zumindest der Dolmetscher erneut zusammenfuhr, bevor er seiner Aufgabe nachgehen konnte.
    Innerlich erwartete Lohmann, dass sich Omar, der nur knapp vier Schritte von ihm entfernt stand, auf ihn stürzen würde, doch der Angriff blieb aus. Stattdessen klatschte der Somalier höhnisch Beifall.
    »Von mir aus«, murmelte Lohmann. »Dann steh dir doch die Beine in den Bauch.«
    War der Kampf damit bereits verloren? Viel Eindruck hatte er mit dem Geschrei jedenfalls nicht gemacht. Er rief sich seinen Auftrag in Erinnerung, der darin bestand, möglichst viel über Omars Umfeld herauszubekommen. Packen Sie ihn hart an! , hatte Wolf vorgegeben. Verdammt, so etwas lag ihm einfach nicht!
    »Vermissen Sie Ihre Familie?«, fragte er, einer plötzlichen Eingebung folgend.
    »Was interessiert dich meine Familie?«, übersetzte der Dolmetscher die Entgegnung des Piraten.
    Im Geiste vermerkte Lohmann, dass dies die erste halbwegs vernünftige Antwort war, die ihm der Somalier bisher gegeben hatte, auch wenn sie in Form einer Gegenfrage formuliert wurde. »Weil ich dafür sorgen kann, dass Sie Ihre Familie wiedersehen.«
    Omar Aidid stieß einen amüsierten Grunzlaut aus. »Ach ja, kannst du das?«
    Und schon wieder so etwas wie eine Antwort. Die Richtung stimmte anscheinend! »Haben Sie eine Frau?«, schlug er in die gleiche Kerbe. »Kinder?«
    » Eine Frau?« Der Somalier grinste. »Ich kann jede Frau haben, die ich will!«
    Davon bin ich überzeugt , dachte er, ohne darauf einzugehen. Stattdessen erkundigte er sich: »Sie kommen aus der Region Puntland, nicht wahr? Aus der Hafenstadt Boosaaso. Leben Sie dort allein oder mit Ihrer Familie? Haben Sie Schwestern? Brüder?«
    Diese Frage musste einen empfindlichen Punkt berühren, denn augenblicklich wurde die Miene des Gefangenen zu Stein. Er kniff die Augen zusammen und erstach Lohmann mit seinem Blick. »Mein Zwillingsbruder ist euer schlimmster Albtraum!«, sagte er mit gefährlich leiser Stimme. »Er wird über euch kommen, auf euch spucken und euch für eure Überheblichkeit bestrafen. Wie könnt ihr es wagen, mich einzusperren? Mich, Omar Nuruddin Jibril Hassan Aidid. Dafür werdet ihr büßen, Allah ist mein Zeuge!«
    Während er sprach, trat er auf seinen verhassten Widersacher zu, langsam und mit ausgestrecktem Zeigefinger, und das wirkte weitaus bedrohlicher als jeder noch so ungestüme Angriff.
    Lohmann wich

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