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Sturms Flug

Sturms Flug

Titel: Sturms Flug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Quandt
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Begeisterung. »Sie hat mit ihm gesprochen, hat seine Stimme gehört, und sie hat umfangreiche Erkundigungen über ihn eingeholt. Wenn das nicht reicht für ein Täterprofil, dann will ich ab sofort Waldemar heißen.« Während er sprach, nahm er bereits das Mobiltelefon ans Ohr. Es verging eine halbe Minute, ehe er schimpfte: »Verdammt, da stimmt was nicht.«
    »Wieso?«
    »Ich habe ihre Nummer gespeichert, bekomme jedoch keine Verbindung. Nur eine blödsinnige Computerstimme, die behauptet, die Nummer wäre nicht vergeben.« Er schüttelte den Kopf. »Und Festnetz ist ebenfalls Fehlanzeige. Da springt sofort der AB an.«
    »Das bedeutet also, dass sich unser unerwarteter Joker plötzlich in Luft aufgelöst hat«, stellte Wolf fest. »Und was nun?«

Kapitel 22
    Bernd, der natürlich keine Ahnung hatte, dass der Anführer der Luftpiraten Asad Aidid hieß, nannte ihn gedanklich weiterhin Tyson.
    Der Brutalo wandte sich wieder an Grietje und ließ sie per Lautsprecherdurchsage verkünden, dass er wünschte, ab sofort mit Hoheit angesprochen zu werden.
    Bernd nahm diese völlig abstruse Anweisung nur beiläufig wahr, da er neben der Leiche des Easy Riders kauerte, deren Anblick ihm Übelkeit bescherte.
    »Sie haben ihn umgebracht«, sagte er laut in Richtung des Geiselnehmers. Seine Unterlippe zitterte, in seiner Stimme hielten sich Wut und Angst die Waage.
    Erneut krachte der Lauf der Maschinenpistole gegen seinen Kopf und fügte der Beule eine Platzwunde hinzu. Er zuckte zurück, riss reflexartig die Arme vor den Kopf, um sich zu schützen, und spürte Blut in sein Gesicht rinnen.
    »Wie sollst du mich nennen?«, geiferte Tyson.
    Der Afrikaner beugte sich zu ihm herunter. Das Weiße in seinen stechenden, hasserfüllten Augen war nicht wirklich weiß, sondern gelb.
    Bernd schaute ihn verständnislos an.
    »Wie sollst du mich nennen?«, schrie der Entführer abermals.
    Bernd begriff immer noch nicht, was der Kerl von ihm wollte, doch dann raunte Grietje ihm zu: »Hoheit!«
    Er war unfähig zu sprechen, gefangen vom Blick dieser gelbbraunen Augen.
    »Hoheit!«, drängte die Stewardess. Ihr Tonfall war beschwörend, flehend.
    »Sie haben diesen Mann totgeschlagen«, hörte er sich endlich sagen. Einen Moment war er versucht, seine Abscheu kundzutun, indem er mutwillig auf die abwegige Anrede verzichtete, doch schließlich lenkte er ein. Heldentum lag ihm nicht. »Sie haben den Mann totgeschlagen, Hoheit.«
    Tyson zuckte mit den Schultern. »Na und? Jeder stirbt irgendwann«, meinte er lässig. Seine Gleichmut schlug blitzartig in Angriffslust um. »Was kümmert dich der Fettsack? Bist du sein verdammter Bruder?«
    »Nein … Hoheit«, sagte Bernd leise.
    »Nein«, äffte Tyson ihn nach. »Was dann? Ein schwuler Pfarrer? Ein Missionar? Krankenschwester?«
    »Ich bin Musiker.«
    »Pah, Musiker. Welches Instrument spielst du? Maultrommel?«
    »Violine.«
    Diese Antwort rief ein verächtliches Lachen hervor sowie eine Reihe blödsinniger Gebärden, die wohl ein Geigenspiel imitieren sollten. Während der Afrikaner so tat, als wäre die MP i eine Geige, auf der er spielte, rief er etwas in seiner Heimatsprache in Richtung Cockpit, wo einer seiner drei Komplizen Wache hielt. Auch der lachte daraufhin, und es klang nicht weniger verächtlich.
    »Wie heißt du, Geigenmann?«
    Bernd wünschte sich, endlich in Ruhe gelassen zu werden. Für diese überflüssige Unterhaltung gab es nicht den geringsten Grund. Trotzdem antwortete er. »Bernhard, ich heiße Bernhard.« Seinen richtigen Vornamen hatte er schon seit einer Ewigkeit nicht mehr gebraucht, und er konnte sich nicht erklären, warum er ihn ausgerechnet diesem widerlichen Totschläger verriet.
    »Bernhard«, wiederholte der Geiselnehmer befremdet. »Hört sich an wie der Name einer Schwuchtel.«
    Tyson, der die ganze Zeit Englisch sprach, verwendete für diese Beleidigung das Wort faggot , und Bernd kannte die Bedeutung nur deshalb, da er während seines Engagements an der Royal Opera für etwas mehr als vier Jahre in London gelebt hatte. Er erinnerte sich, dass die dortigen Bühnenbauer männliche Balletttänzer gelegentlich als faggots bezeichnet hatten, als Schwuchteln.
    »Bist du eine verdammte Schwuchtel?«
    »Nein, Hoheit.«
    »Siehst aber aus wie eine. Du bist ab sofort mein Knecht. Rate, wie ich heiße!«
    Was für ein dämliches Ansinnen, wie kann man so etwas erraten? »Ich habe keine Ahnung, Hoheit.«
    Tyson klärte ihn auf. »Mein Name ist Asad, und das bedeutet

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