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Sturms Jagd

Titel: Sturms Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Quandt
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herumzuschnüffeln. Aber nein, stattdessen war sie beinahe genauso schnell mit dem Motorrad zurückgekehrt wie er mit dem Learjet. Typisch. Irgendwann würde sie sich das verdammte Genick brechen, so wie sie fuhr.
    »Was hast du vor?«, drängte Smertin.
    Ganz einfach, dachte der Narbige, ich werde meine Schwester davon abhalten, ihre Nase in einen 400-Millionen-Euro-Coup zu stecken. Irgendetwas hat diese Spielverderberin herausgefunden, sonst wäre sie nicht hier erschienen.
    Er erschauderte. Hätte sie geahnt, dass ihr eigener Bruder mit einem Erzverbrecher wie Victor Smertin gemeinsame Sache machte, hätte sie ihn kalt lächelnd eingesperrt, Verwandtschaft hin, geschwisterliche Liebe her. Tamara war nicht zu verbiegen, das war schon immer so gewesen, und insgeheim bewunderte er sie dafür.
    Nun galt es schleunigst herauszufinden, was sie wusste.
    »Auf Wiedersehen, Victor«, sagte der narbengesichtige Johannes Strasser und verließ das Büro.

Kapitel 23
    Bis vor ein paar Stunden hatte Lohmann noch angenommen, das Büro von Frau Sturm und ihrem griesgrämigen Kollegen Schmitz wäre vor seiner Aufräumaktion das größte von Menschenhand geschaffene Durcheinander aller Zeiten gewesen, doch was er nun sah, bewies wieder einmal, dass es zu allem und jedem eine Steigerung gab.
    Herr Gernot Garbrecht junior, Chef und Besitzer der Gebäudereinigungsfirma 3G, hatte nämlich das kleine Wunder vollbracht, seine Arbeitsstätte noch chaotischer zu gestalten, als die gute Frau Sturm das vermocht hatte. Und so war er hinter den Papierstapeln und Aktenbergen auf seinem Schreibtisch kaum zu sehen. Dazwischen: ein wahres Heer ungespülter Kaffeetassen. Hinter Garbrecht hing ein Kalender von 1991, daneben eine Pinnwand, die mit zirka drei Millionen Zettelchen gespickt war, sowie ein vergilbtes, fast lebensgroßes Poster der Miss Wrigleys Spearmint Gum . Jedes einzelne Möbelstück war mit Aufklebern gespickt: Prilblumen, Ich bin Energiesparer , Phantasialand , Krombacher rettet den Regenwald , unzählige Embleme des 1. FC Köln.
    »Laura Rosenzweig?«, murmelte der mindestens fünfzigjährige Gernot Garbrecht junior inmitten des Chaos. Er sprach breitestes Kölsch. »Rosenzweig … Rosenzweig … Der Name sagt mir etwas.«
    »Sollte er auch«, stellte Mara fest. Sie schnitt eine Grimasse, da der Raum penetrant nach Reinigungsmitteln stank, fast so intensiv, als würde man die Nase direkt an eine Domestosflasche halten. »Laura Rosenzweig ist bei Ihnen angestellt«, half sie Garbrechts Erinnerung auf die Sprünge. »Wie ich hörte, schon seit vielen Jahren, als Aushilfskraft.«
    Diese Information stammte von Anne von Kalck, die sich vorhin bei Mara gemeldet hatte mit dem Vorschlag, die Firma 3G aufzusuchen. Mara hielt das für Zeitverschwendung, da sie überzeugt war, bereits zu wissen, wo Laura festgehalten wurde, nämlich in Smertins Fleischfabrik. Ein Besuch bei 3G versprach somit keine neuen Erkenntnisse. Allerdings konnte er auch nicht schaden, und vielleicht erwies es sich sogar als vorteilhaft, etwas besser über Lauras persönliches Umfeld Bescheid zu wissen, zu dem natürlich neben der Uni auch ihr Aushilfsjob gehörte.
    Doch leider gab es an dieser Front ebenfalls nichts Neues, da Garbrecht junior jeglicher Überblick über sein Personal fehlte.
    »Das ist alles nicht so einfach«, erklärte er mit der Dienstbeflissenheit und dem Charme eines Gebrauchtwagenverkäufers. »Ich habe über 200 Angestellte, wissen Sie, von denen 190 Aushilfskräfte sind. Fast alle haben Zeitverträge, etwa für die Dauer der Semesterferien. Das sind nämlich in der Hauptsache Studenten und ausländische … äh, Mitbürger. Gelegenheitsarbeiter. Es ist ein ständiges Kommen und Gehen. Das ist so üblich in der Branche.« Er machte eine hastige Geste. »Natürlich sind alle ordnungsgemäß gemeldet. Da läuft nichts am Finanzamt vorbei, davon können Sie sich gern überzeugen. Laura Rosenzweig, sagten Sie?«
    Mara und Lohmann nickten einträchtig.
    »Und Sie sind wirklich nicht von der Steuerfahndung?«
    Mara und Lohmann schüttelten einträchtig den Kopf.
    Garbrecht legte die Stirn in tiefe Falten, doch dann erhellte sich seine Miene. Er schnippte mit den Fingern. »Na klar, die kleine Laura! Wird von allen Rosi genannt. Oder Rose? Weiß nicht mehr so genau. Auf jeden Fall sehe ich sie jetzt deutlich vor mir. Hat irgendwann in den Sommerferien bei uns angefangen, ist lange her, damals war mein Vater noch hier. Fleißiges Mädchen. Und

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