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Sturms Jagd

Titel: Sturms Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Quandt
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hübsch.« Er betrachtete Mara mit jäh erwachtem Interesse. »Ist sie Ihre Tochter?«
    Fast hätte Mara geantwortet: »Ich kann keine Kinder bekommen.« Sie besann sich jedoch und nannte zum dritten Mal innerhalb weniger Minuten ihren Namen, ihren Dienstgrad und den Grund ihres Hierseins. Annes Worte fielen ihr ein, wonach sie, Mara, der armen Laura sehr ähnlich sah, ausgenommen Alter und Haarfarbe, wie die Redakteurin gescherzt hatte. Offenbar war diese Ähnlichkeit nicht nur ihrer Freundin aufgefallen, sondern auch Herrn Garbrecht.
    »Laura ist verschwunden?«, fragte er, ebenfalls zum dritten Mal. »Eine Entführung, sagen Sie? Guter Gott! Was wollen Sie wissen? An welchen Tagen sie für mich gearbeitet hat? Wo sie gearbeitet hat? Mit welcher Putzkolonne sie unterwegs war?« Er durchwühlte die Papiere, die sich vor ihm auftürmten. »Kein Problem, dazu brauche ich nur einen Blick auf die Stundenabrechnungen zu werfen. Sekunde, die müssen hier irgendwo sein …«
    Während er Aktenmappen, Blätter und Zettel von links nach rechts verschob, wies er darauf hin, dass sein Unternehmen das älteste und renommierteste in der ganzen Stadt sei. »Sie können sich gar nicht vorstellen, wo wir überall tätig sind. Zu unseren Kunden gehören das hiesige Ford-Werk, die Uniklinik, eine ganze Reihe von Kaufhäusern … Mist, wo sind bloß diese Stundenabrechnungen?«
    Er stellte die Suche ein, als ihm eine seiner eigenen Visitenkarten in die Finger fiel, die er sogleich an Mara weiterreichte, verbunden mit der dringenden Bitte, an höherer Stelle nachzufragen, ob nicht auch für das Polizeipräsidium Reinigungskräfte gesucht würden. So ein großes Gebäude, da müsse es doch eine Menge Staub geben, nicht wahr? Er stehe jedenfalls bereit, und sein guter Name bürge schließlich für Qualität. Und ja, wenn seine Bürogehilfin, die leider nur halbtags arbeite, morgen früh wieder zum Dienst erscheine, werde er sie sofort dazu verdonnern, Lauras Stundenabrechnung herauszusuchen. Ehrensache, schließlich liege ihm die kleine Rose am Herzen. Hoffentlich habe man ihr nichts angetan. Die Welt wurde aber auch zunehmend gewalttätiger.
    Mara sah ein, dass hier im Augenblick kein Weiterkommen war. Sie schrieb ihre Handynummer auf einen Zettel, den sie vor Garbrecht auf den Schreibtisch legte, mit der Bitte um Rückruf.
    »Sie können sich auf mich verlassen«, beteuerte er, um sie anschließend daran zu erinnern, sich in seinem Namen nach einem Reinigungsauftrag für das Polizeipräsidium zu erkundigen. Das war in etwa so abwegig, als hätte er versucht, über den Kassierer der Tankstelle an der Ecke mit der Firmenzentrale des Exxon-Konzerns in Kontakt zu treten.
    Mara unternahm keinen Versuch, ihn dahingehend aufzuklären, sondern verabschiedete sich.
    Kurz darauf kehrte sie mit Lohmann zum Polizeipräsidium zurück.
    »Das war’s für heute«, sagte sie, als er vom Motorrad kletterte. »Wir sehen uns morgen um acht.«
    Lohmann stand die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. »Wieso morgen? Was ist mit Petrow?«
    Vor dessen Wohnung lauerte derzeit ein Observationsteam, auf Maras Geheiß, und sie hatte den Kollegen eingeschärft, unverzüglich Bescheid zu geben, falls sich dort etwas regte. Damit war allerdings so bald nicht zu rechnen, denn vor ihrer Visite bei Herrn Garbrecht hatten sie zunächst Petrows Adresse aufgesucht und vom Hausmeister erfahren, dass der Russe für gewöhnlich erst spätabends heimkehrte, oftmals weit nach Mitternacht, wobei er dann regelmäßig im Treppenhaus herumpolterte, als wäre er der einzige Mieter, dieser rücksichtslose Zeitgenosse.
    Wie auch immer, wenn er auftauchte, wollte sich Mara den Burschen so schnell wie möglich vornehmen, und da wäre Lohmann gern dabei gewesen.
    »Du hast doch gehört, was der aufmerksame Hausmeister gesagt hat«, frischte sie seine Erinnerung auf. »Herr Petrow ist ein Spätheimkehrer. Willst du wirklich mitten in der Nacht …?«
    »Ja, will ich«, fiel er ihr ins Wort.
    Sie überlegte, musterte ihn, als sehe sie ihn gerade zum ersten Mal. »Also schön, wenn dein Seelenheil davon abhängt.«
    »Ja, tut es.«
    Sie schenkte ihm ein Lächeln. »Gib mir deine Nummer, ich ruf dich an, sobald ich etwas höre. Dann treffen wir uns vor seiner Wohnung. Unter drei Bedingungen.«
    »Bedingungen? Was denn für Bedingungen?«
    »Erstens: Die Knarre bleibt zu Hause. Irgendwann schießt noch jemand auf dich, weil er das Ding für echt hält.«
    Er nickte.
    »Zweitens: Es wird

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