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Sturmsommer

Sturmsommer

Titel: Sturmsommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Belitz
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düster sind die, aber er selbst wirkt immer fröhlich, auch wenn er ernst ist. »Ein kleiner Buddha«, hat Lissi mal gesagt. Zwischen Marc und mir fiel noch nie ein böses Wort. Ehrlich gesagt: Ich würde mich auch gar nicht trauen.
    »Ähm ja, danke«, sag ich zerstreut und reibe mir meinen Bauch. »Hi, was machst du hier?« Ich bin verwirrt. Wusste er, dass ich gerade jetzt vom Springunterricht komme? Oder ist das Zufall?
    »Kann sich nicht jeder leisten.« Er ist mit den Gedanken immer noch bei meinem Fahrrad. Was meint er damit? Er kennt doch mein Rad. Ich hab es schon seit einem halben Jahr. Aber Marc sagt das nicht einfach so. Ohne Sinn. Meint er sich? Nein, Marcs Eltern haben Geld. Er könnte auch so ein Rad haben, wenn er wollte, aber er will nicht.
    Ich wage kaum aufzusteigen, so wie Marc mich anschaut.
    »Es ist wegen Tanja, oder?«, sagt er leise.
    »Was?« O Mann, jetzt fängt der auch noch an. Toni - hat der etwa was ausgeplaudert? Er hat mir doch versprochen, nichts zu erzählen.
    »Was weißt du?«, frage ich atemlos. Mein Gesicht wird wieder ganz heiß.
    »Ich weiß gar nichts. Ich sehe nur, dass du sie nicht gerade nett behandelst, und ich frage mich, warum. Okay, das geht mich wohl nichts an. Aber warum ziehst du Toni mit rein? Er hat ihr nur gratuliert. Mehr nicht. Und Tanja hat’s verdient. Sie hat sonst nicht viel zu lachen.«
    Ich würde so gerne widersprechen, ihm ans Schienbein treten, einfach abhauen, all das vergessen. Doch wenn ich das mache, ist unsere Clique kaputt. Ich weiß das. Marc hält uns irgendwie zusammen. Und wenn er dabei ist, erlauben uns unsere Eltern auch viel mehr. Ich kann ihm nicht widersprechen. Ich setze mich neben ihn auf den Bordstein und starre auf meine Schuhe.
    »Wir haben es alle ziemlich gut, weißt du das eigentlich?«, fragt er mich.
    »Na ja.«
    »Nix na ja. Wir sind die Bonzenclique. Wir haben alles. Und du streitest mit deinem besten Freund, weil er einem Mädchen die Hand gegeben hat. - Ich meine, wir könnten schlimmere Probleme haben. Zum Beispiel deinem Gesinge zuhören zu müssen.«
    Au weia, er hat was mitbekommen. Ich hab eben beim Radfahren vor mich hin gesummt. Und ich kann wirklich nicht singen. Ich bin nicht unmusikalisch, aber singen - das geht gar nicht. Trotzdem tu ich es gerne.
    »Wie hältst du das nur aus?«, fragt er mich und schaut mich an. Wieder hat er ein Lachen in seinen großen runden Augen. »Du bist schließlich besonders nah dran.«
    »Idiot«, brumme ich und remple ihn in die Seite. Jetzt muss ich auch grinsen. Das war wieder ein typisches Marc-Tom-Gespräch: Er redet, ich sag nichts und verstehe auch nicht im Geringsten, was er meint. Und trotzdem fühl ich mich anschließend besser.
    Marc steht auf und klopft sich den Staub vom Hosenboden. Er ist kleiner als ich und kräftig, na, eher rund als kräftig, aber nicht dick. Kompakt eben. Und so was von cool. Kein Wunder, dass Anja mit ihm geht.
    »Okay, kannst rauskommen«, ruft Marc zur anderen Seite des Weges. Hinter der Hecke bewegt sich etwas, der Busch beginnt zu wackeln und Toni krabbelt raus, wischt sich nervös die Blätter vom Körper und springt mit einem erschrockenen Schrei zur Seite. »Bah! Igitt! ‘ne Wanze, ich hab dir gleich gesagt, dass dieser Busch lebt.«
    Während Toni zappelt und sich fluchend von Insekten befreit, versuche ich, Marc böse anzuschauen. Gelingt aber nicht.
    »Du hättest doch nicht mit ihm geredet, ich kenn dich«, sagt Marc und zuckt mit den Schultern. »Nun vertragt euch schon.«
    Toni hat sich wieder beruhigt und schaut mich fragend an.
    »Na gut«, brummle ich.
    »Ich möchte eine Gruppenumarmung«, ruft Toni theatralisch. Au Backe, der hat wirklich zu viele Vorabendserien geschaut.
    »O ja, Gruppenumarmung«, äfft Marc ihn krähend nach und fängt an zu lachen. Mit ausgebreiteten Armen kommen beide auf mich zu.
    Da hilft nur noch Flucht. Ich springe auf mein Rad und kratze die Kurve. Erfolglos. Marc und Toni hängen sich an den Gepäckträger und bringen mich ins Schleudern. Mit voller Wucht pralle ich samt Rad, Toni, Marc und Reithelm gegen die Bank und wir purzeln zu dritt ins Gebüsch.
    »Ihr seid bekloppt«, schnaufe ich verzweifelt. Und bin froh. Ich darf einfach nicht mehr dran denken, dass Toni Tanja vielleicht mag. Oder toll findet. Er ist mein bester Freund und daran darf sich nichts ändern. Es ändert sich doch schon so viel zu viel in meinem Leben.

COUNTDOWN
    »Ich kümmere mich gut um ihn.« Dörte linst über die

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