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Sturz der Titanen

Titel: Sturz der Titanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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einsperren: Wenn er den Satz über eine »glückliche Nacht las«, würde er Walter erschießen.
    »Darf ich?«, wiederholte Fitz und streckte die Hand aus.
    »Natürlich«, sagte Maud. Sie zögerte noch kurz, dann griff sie nach dem Brief. Im allerletzten Augenblick hatte sie eine Idee und stieß die Tasse um. Kaffee ergoss sich über das Briefpapier. »Oh, wie dumm!«, sagte sie, während sie mit Erleichterung beobachtete, wie der Kaffee die blaue Tinte verlaufen ließ.
    Grout trat vor und machte sich daran, die Bescherung zu beseitigen. Maud tat, als wollte sie ihm helfen, hob den Brief auf und faltete ihn zusammen, sodass die Zeilen, die dem Kaffee bisher entkommen waren, ebenfalls verschmiert wurden. »Es tut mir leid, Fitz«, entschuldigte sie sich. »Aber es stand nicht mehr darin, als ich gesagt habe.«
    »Schon gut.« Er wandte sich wieder seiner Zeitung zu.
    Maud legte die Hände in den Schoß, damit niemand sah, wie sehr sie zitterten.

    Das war erst der Anfang.
    Das Haus allein zu verlassen würde für Maud nicht einfach sein. Wie alle Damen der besseren Gesellschaft konnte sie es sich nicht erlauben, ohne Begleitung irgendwohin zu gehen. Die Männer gaben vor, diese Regel diene dem Schutz ihrer weiblichen Familienangehörigen, doch in Wahrheit war es ein Werkzeug der Kontrolle, das zweifellos benutzt würde, bis die Frauen das Wahlrecht erlangten.
    Maud hatte ihr halbes Leben lang Möglichkeiten gefunden, dieser Regel aus dem Weg zu gehen. Nun musste sie sich aus dem Haus schleichen, ohne gesehen zu werden, was ziemlich schwierig war. Zwar wohnten nur vier Familienangehörige in Fitz’ Villa in Mayfair, aber es waren stets mindestens ein Dutzend Dienstboten im Haus.
    Und dann musste sie über Nacht wegbleiben, ohne dass jemand es merkte.
    Sie setzte ihren Plan methodisch und sorgsam in die Tat um.
    »Ich habe Migräne«, sagte sie nach dem Mittagessen. »Würdest du mich beim Dinner entschuldigen, Bea?«
    »Aber natürlich«, antwortete Bea. »Kann ich etwas tun? Soll ich nach Dr. Wallace schicken lassen?«
    »Nein, danke, es ist nichts Ernstes.« Eine Migräne, die nichts Ernstes war, stellte eine gängige Umschreibung der Menstruationsbeschwerden dar, die jeder akzeptierte, ohne weiter darauf einzugehen.
    So weit, so gut.
    Maud ging hinauf in ihr Zimmer und klingelte nach ihrem Dienstmädchen. »Ich gehe zu Bett, Sanderson«, begann sie die Ansprache, die sie genau ausgearbeitet hatte. »Wahrscheinlich bleibe ich für den Rest des Tages hier. Bitte sagen Sie den anderen Dienstboten, dass ich unter keinen Umständen gestört werden möchte. Kann sein, dass ich nach Abendessen klingle, ich glaube es aber nicht: Ich fühle mich, als könnte ich rund um die Uhr durchschlafen.«
    Damit sollte sichergestellt sein, dass ihre Abwesenheit für den Rest des Tages nicht bemerkt wurde.
    »Fühlen Sie sich nicht wohl, Mylady?«, fragte Sanderson mit besorgtem Blick. Einige Damen hüteten regelmäßig das Bett, aber bei Maud kam es nur selten vor.
    »Es sind die üblichen Regelbeschwerden, nur stärker als gewöhnlich.«
    Maud merkte, dass Sanderson ihr nicht glaubte. Am gleichen Tag hatte sie das Dienstmädchen bereits mit einer geheimen Botschaft losgeschickt, was noch nie zuvor geschehen war. Sanderson wusste daher, dass etwas Ungewöhnliches vorging. Ein Dienstmädchen hatte seine Herrin jedoch nicht ins Kreuzverhör zu nehmen. Sanderson musste sich damit begnügen, verwundert zu sein.
    »Und wecken Sie mich morgen früh nicht«, fügte Maud hinzu. Sie wusste nicht, wann sie zurückkehrte oder wie sie sich ungesehen ins Haus schleichen sollte.
    Sanderson ging. Es war Viertel nach drei. Maud kleidete sich rasch aus. Dann blickte sie in ihren Schrank.
    Sie war es nicht gewöhnt, ihre Kleider selbst auszuwählen; das erledigte normalerweise Sanderson. Ihr schwarzes Straßenkleid hatte einen Hut mit Schleier, aber sie konnte ja nicht in Schwarz zu ihrer Hochzeit gehen.
    Sie blickte auf die Uhr über dem Kamin: zwanzig nach drei. Sie durfte keine Zeit verlieren.
    Maud entschied sich für eine eng geschlossene weiße Spitzenbluse mit hohem Kragen, der ihren langen Hals betonte. Darüber trug sie ein Kleid in einem so blassen Himmelblau, dass es fast weiß erschien. Weil es nach der neuesten wagemutigen Mode geschnitten war, endete es einen oder zwei Zoll über ihren Knöcheln. Dazu kamen ein breitkrempiger dunkelblauer Strohhut mit einem Schleier in der gleichen Farbe und ein hübscher blauer Sonnenschirm mit weißem

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