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Sturz der Titanen

Titel: Sturz der Titanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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    Grigori sah ungefähr ein Dutzend wild dreinblickende junge Männer in schwarzen Mänteln und Kappen, die ein Porträt von Zar Nikolaus trugen, das ihn als jungen Mann zeigte. Damals hatte der Zar noch volles schwarzes Haar und einen dichten schwarzen Bart gehabt. Die Schwarzgekleideten nannten sich »Schwarzhunderter« und waren eine Bande radikaler Nationalisten, die eine Rückkehr zu einem goldenen Zeitalter propagierten, als der Zar noch unangefochten der Vater seines Volkes gewesen war und Russland sich nicht mit Liberalen, Sozialisten und Juden hatte herumschlagen müssen. Ihre Zeitungen wurden von der Regierung finanziert und ihre Pamphlete in den Kellern der Polizei gedruckt – jedenfalls den Informationen zufolge, die den Bolschewiken von ihren Informanten bei der Polizei zugespielt worden waren.
    Einer der Männer rief: »Lang lebe der Zar!« Die anderen blieben stehen, nahmen die Kappen ab und jubelten. Mehrere Passanten hoben ebenfalls die Hüte.
    Grigori, der einer solchen Gruppe noch nie über den Weg gelaufen war, ging mit verachtungsvollem Blick an ihnen vorbei, doch einer rief ihm zu: »He, du da! Warum nimmst du nicht die Kappe ab?«
    Grigori ging einfach weiter, doch ein anderer packte ihn am Arm. »Was bist du? Ein Jude?«, fragte der Mann. »Runter mit der Kappe!«
    Leise sagte Grigori: »Fass mich noch einmal an, und ich reiß dir deinen verdammten Kopf ab, du großkotziger Bengel.«
    Der junge Mann wich eingeschüchtert zurück und hielt Grigori ein Flugblatt hin. »Lies das, Freund«, sagte er. »Dann weißt du, wie die Juden unsere Soldaten verraten.«
    »Geh mir aus dem Weg, sonst stopf ich dir dein Flugblatt in den Arsch«, erwiderte Grigori.
    Auf der Suche nach Unterstützung blickte der junge Kerl zu seinen Kameraden hinüber, aber die waren inzwischen damit beschäftigt, einen Mann mit Pelzmütze zu verprügeln.
    Grigori ging unbehelligt weiter. Als er an der Tür eines vernagelten Geschäfts vorbeikam, sprach ihn eine Frau an. »He, großer Junge«, sagte sie. »Für einen Rubel kannst du mich ficken.« Ihre Worte waren die typische Anmache einer Prostituierten, doch ihre Stimme überraschte Grigori: Sie klang kultiviert. Er musterte die Frau, die er auf Mitte dreißig schätzte. Sie trug einen langen Mantel, den sie nun öffnete, um ihm zu zeigen, dass sie trotz der Kälte nichts darunter trug. Sie hatte einen großen Busen und einen runden Bauch.
    In Grigori stieg Begierde auf. Seit Jahren war er nicht mehr mit einer Frau zusammen gewesen. Die Grabennutten waren schmutzig und voller Krankheiten; diese Frau jedoch schien reinlich zu sein.
    Sie schloss den Mantel wieder. »Was ist nun?«
    »Ich habe kein Geld«, sagte Grigori.
    »Was ist da drin?« Sie nickte zu dem Sack, den er bei sich trug.
    »Etwas zu essen.«
    »Ich mach’s für einen Laib Brot«, sagte die Frau. »Meine Kinder hungern.«
    »Und wo gehen wir hin?«
    »Ins Hinterzimmer des Ladens hier.«
    »In Ordnung«, sagte Grigori. Wenigstens würde er dann nicht mehr ganz so wild auf eine Frau sein, wenn er Katherina wiedersah.
    Die Frau führte Grigori ins Haus und verriegelte die Tür hinter ihnen. Sie gingen durch den leeren Laden in ein angrenzendes Zimmer. In dem schwachen Licht, das von der Straße hereinfiel, sah Grigori eine Matratze auf dem Boden.
    Die Frau drehte sich zu ihm um und öffnete den Mantel wieder. Grigori starrte auf ihr dunkles Schamhaar. Sie streckte die Hand aus. »Zuerst das Brot, Sergeant.«
    Grigori fischte einen großen Laib Schwarzbrot aus seinem Sack und reichte ihn der Frau.
    »Ich bin gleich wieder da«, sagte sie.
    Sie lief die Treppe hinauf und öffnete eine Tür. Grigori hörte die Stimme eines Kindes; dann hustete ein Mann. Es war ein abgehacktes, hässliches Rasseln. Kurz waren gedämpfte Stimmen zu hören. Schließlich öffnete die Tür sich wieder, und die Frau kam die Treppe herunter.
    Sie zog ihren Mantel aus, legte sich auf die Matratze und spreizte die Beine. Grigori ließ sich neben ihr nieder und legte die Arme um sie. Sie hatte ein attraktives, kluges Gesicht, in das sich jedoch Falten gegraben hatten. »Oh, du bist so stark!«, keuchte sie.
    Grigori streichelte ihre weiche Haut, doch mit einem Mal war ihm die Lust vergangen. Das hier war erbärmlich: das leere Geschäft, der kranke Ehemann, die hungrigen Kinder und die falsche Koketterie der Frau.
    Sie öffnete Grigoris Hose und packte seinen schlaffen Penis. »Möchtest du, dass ich dir einen blase?«
    »Nein.« Er

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