Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sturz der Titanen

Titel: Sturz der Titanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
Vom Netzwerk:
gemeldet.«
    Gus sagte: »Wir haben eine Armee von hundertdreißigtausend Mann. In einem Krieg ist das gar nichts. Wir brauchen mindestens eine Million.«
    »Umso mehr werden sterben«, sagte Doris.
    »In der Bank sind wir verdammt froh, dass wir in den Krieg ziehen, das kann ich dir sagen«, erklärte Chuck. »Wir haben eine Menge Geld an amerikanische Firmen verliehen, die die Entente unterstützen. Sollten die Deutschen siegen und die Tommys und Froschfresser ihre Schulden nicht bezahlen, stecken wir alle in Schwierigkeiten.«
    Doris blickte nachdenklich drein. »Das habe ich nicht gewusst.«
    Chuck tätschelte ihr die Hand. »Mach dir keine Sorgen, Liebling. So weit kommt es nicht. Die Alliierten werden siegen. Erst recht, wenn die Vereinigten Staaten an ihrer Seite kämpfen.«
    Gus sagte: »Es gibt noch einen Grund, warum wir kämpfen müssen. Wenn der Krieg zu Ende ist, werden die USA als gleichberechtigte Partner an den Friedensgesprächen teilnehmen können. Das mag jetzt noch nicht so wichtig erscheinen, aber es ist Wilsons Traum, einen Völkerbund zu gründen, der zukünftige Konflikte ohne Blutvergießen lösen soll.« Er schaute Doris an. »Das muss Ihnen doch gefallen.«
    »Sicher.«
    Chuck wechselte das Thema. »Was führt dich eigentlich nach Buffalo, Gus? Abgesehen davon, dass du uns, dem gemeinen Volk, die Entscheidungen des Präsidenten übermittelst.«
    Gus erzählte ihnen von dem Streik, wobei er so gelassen blieb wie bei Dinnerpartys üblich; in Wahrheit aber machte er sich große Sorgen. Die Buffalo Metal Works waren von entscheidender Bedeutung für die Kriegsanstrengungen, und er war nicht sicher, ob es ihm gelingen würde, die Beschäftigten des Unternehmens wieder zum Arbeiten zu überreden. Kurz vor seiner Wiederwahl hatte Wilson einen landesweiten Streik der Eisenbahnarbeiter beendet, und nun schien er zu glauben, dass die Einmischung der Politik in ökonomische Konflikte etwas ganz Normales war. Für Gus aber bedeutete es eine ungeheure Verantwortung.
    »Du weißt doch, wem die Fabrik gehört, oder?«, fragte Chuck.
    Gus hatte nachgesehen. »Vyalov.«
    »Und weißt du auch, wer den Laden für ihn schmeißt?«
    »Nein.«
    »Sein neuer Schwiegersohn, Lew Peschkow.«
    »Oh«, sagte Gus. »Das ist mir neu.«

    Lew war stinkwütend wegen des Streiks. Die Gewerkschaft versuchte, seine Unerfahrenheit auszunutzen. Er war sicher, dass Brian Hall und dessen Kumpane von der Gewerkschaft ihn für schwach hielten. Na, denen würde er das Gegenteil beweisen!
    Lew hatte versucht, vernünftig zu sein. »Mister V muss das Geld reinholen, das er in den schlechten Jahren verloren hat«, hatte er Hall erklärt.
    »Und die Arbeiter müssen hereinholen, was sie durch die Lohnkürzungen verloren haben«, hatte Hall erwidert.
    »Das ist nicht das Gleiche.«
    »Nein, ist es nicht«, hatte Hall ihm beigepflichtet. »Vyalov ist reich, und die Arbeiter sind arm. Für die ist es viel härter.« Die Schlagfertigkeit des Mannes würde Lew noch in den Wahnsinn treiben.
    Lew wollte unbedingt die Gunst seines Schwiegervaters zurückerlangen. Es war gefährlich, wenn ein Mann wie Joseph Vyalov längere Zeit unzufrieden mit einem war. Das Problem war nur, dass Lew lediglich auf seinen Charme zurückgreifen konnte, und der verfing bei Vyalov nicht.
    Allerdings unterstützte Vyalov ihn, was die Fabrik betraf. »Manchmal musst du die Leute einfach streiken lassen«, hatte er zu Lew gesagt. »Man darf ihnen nur nicht nachgeben. Sitz es aus. Wenn den Leuten der Magen knurrt, werden sie wieder vernünftig.« Andererseits wusste er nur zu gut, wie schnell Vyalov seine Meinung wieder ändern konnte.
    Lew hatte einen Plan, den Streik schneller zu beenden. Er würde sich die Macht der Presse zunutze machen.
    Lew war Mitglied im Jachtclub von Buffalo. Das hatte er seinem Schwiegervater zu verdanken, der ihn dort eingeführt hatte. Die meisten führenden Geschäftsleute Buffalos waren Mitglieder, darunter auch Peter Hoyle, Herausgeber des Buffalo Evening Advertiser . Eines Nachmittags sprach Lew den Zeitungsmann im Clubhaus an der Porter Avenue an.
    Der Advertiser war ein konservatives Blatt, das Stabilität propagierte und Ausländern, Negern und Sozialisten die Schuld an allem Übel gab. Hoyle, eine imposante Gestalt mit schwarzem Schnurrbart, war ein guter Freund von Vyalov. »Hallo, mein junger Peschkow«, sagte er jovial. »Wie ich höre, hat der Präsident Cam Dewars Sohn geschickt, um Ihren Streik zu beenden.«
    »Das mag sein,

Weitere Kostenlose Bücher