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Sturz der Titanen

Titel: Sturz der Titanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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dem großen Andrang um Punkt sieben Uhr verlassen. Er wusste, dass es besser für ihn wäre, schleunigst zu verschwinden, aber er konnte das Mädchen nicht einfach im Stich lassen. »Ich bringe dich zur Werksverwaltung«, sagte er, obwohl die Verwaltung längst geschlossen war.
    »Nichts da, sie kommt mit mir. Stimmt’s, Katherina?«, sagte Pinsky, begrapschte ihre Brüste durch den dünnen Mantel und schob ihr die Hand zwischen die Beine.
    Das Mädchen sprang einen Schritt zurück. »Behalte deine dreckigen Pfoten bei dir!«
    Mit überraschender Geschwindigkeit und Präzision schlug Pinsky ihr mitten auf den Mund.
    Sie schrie auf. Blut strömte über ihre Lippen.
    Heiße Wut erfasste Grigori. Er ließ alle Vorsicht fahren, packte Pinsky an der Schulter und stieß ihn weg. Pinsky taumelte zur Seite und fiel auf ein Knie. Grigori drehte sich zu Katherina um, die in Tränen ausgebrochen war. »Lauf, so schnell du kannst!«, rief er. Da traf ihn auch schon ein wuchtiger Schlag am Hinterkopf. Ilja, der zweite Polizist, hatte seinen Schlagstock schneller gezückt, als Grigori erwartet hatte. Der Schmerz war furchtbar. Grigori sank auf die Knie, wurde aber nicht bewusstlos.
    Katherina warf sich herum und wollte davonrennen, doch Pinsky packte sie am Fuß, und sie schlug der Länge nach hin.
    Grigori drehte sich um und sah, wie der Schlagstock erneut auf ihn herabsauste. Er wich dem Hieb aus und rappelte sich auf. Wieder schlug Ilja zu, verfehlte aber erneut sein Ziel. Eine dritte Chance bekam er nicht, denn Grigori hämmerte ihm die Faust gegen die Schläfe. Ilja ging zu Boden.
    Grigori wirbelte herum. Er sah, wie Pinsky mit seinen schweren Stiefeln auf Katherina eintrat.
    Ein Automobil näherte sich aus Richtung der Fabrik. Als es auf Höhe der Gruppe war, trat der Fahrer auf die Bremse. Quietschend kam das Fahrzeug unter der Laterne zum Stehen.
    Mit zwei langen Schritten war Grigori direkt hinter Pinsky. Er schlang beide Arme um den Körper des Reviervorstehers, drückte zu und hob den Mann in die Höhe. Pinsky trat und schlug um sich, konnte aber nichts ausrichten.
    Die Wagentür öffnete sich, und zu Grigoris Überraschung stieg der Amerikaner aus Buffalo aus. »Was ist hier los?«, fragte Gus Dewar und starrte den sich windenden Pinsky wütend an. »Warum treten Sie eine hilflose Frau?«
    Grigori und das Mädchen hatten unverschämtes Glück. Kein Einheimischer würde sich bei einem Polizisten darüber beschweren, dass der eine Bäuerin misshandelte.
    Die lange Gestalt von Aufseher Kanin stieg hinter Dewar aus dem Wagen. »Lassen Sie den Polizisten los, Peschkow«, befahl er Grigori.
    Grigori stellte Pinsky wieder auf den Boden und gab ihn frei. Sofort fuhr der Polizist herum. Grigori machte sich darauf gefasst, einem Schlag ausweichen zu müssen, doch Pinsky beherrschte sich. Mit hasserfüllter Stimme stieß er hervor: »Ich werde deinen Namen so schnell nicht vergessen, Peschkow .«
    Grigori stöhnte auf. Der Kerl hatte sich gemerkt, wie er hieß.
    Katherina stemmte sich auf die Knie. Behutsam half Dewar ihr hoch. »Sind Sie verletzt, Miss?«, fragte er.
    Kanin schaute verlegen drein. Kein Russe hätte so höflich mit einer Bäuerin gesprochen.
    Auch der hässliche Ilja rappelte sich auf. Er wirkte benommen.
    In dem Automobil erklang die Stimme Fürstin Beas. Sie sprach Englisch, und sie schien verärgert und ungeduldig zu sein.
    Grigori wandte sich an Dewar. »Mit Ihrer Erlaubnis, Exzellenz, werde ich diese Frau zu einem Arzt in der Nähe bringen.«
    Dewar schaute Katherina an. »Möchten Sie das?«
    »Ja, Herr«, antwortete sie mit blutenden Lippen.
    »Gut.«
    Grigori nahm Katherinas Arm und führte sie weg, bevor jemand etwas anderes vorschlagen konnte.
    An der Ecke warf er einen Blick zurück. Die beiden Polizisten diskutierten mit Dewar und Kanin unter der Straßenlaterne.
    Grigori hielt noch immer Katherinas Arm und zog sie vorwärts, obwohl sie stark humpelte. Sie mussten so schnell wie möglich weg von Pinsky.
    Kaum waren sie um die Ecke gebogen, sagte Katherina: »Ich habe kein Geld für einen Arzt.«
    »Ich könnte dir was leihen«, erbot sich Grigori, auch wenn er sich dabei ein bisschen schuldig fühlte. Sein Geld war für die Überfahrt nach Amerika gedacht, nicht um die Wunden hübscher Mädchen zu versorgen.
    Katherina musterte ihn von Kopf bis Fuß. »Eigentlich will ich gar keinen Arzt«, sagte sie. »Ich will Arbeit. Könnten Sie mich zur Fabrikverwaltung bringen?«
    Sie hat Mut, dachte Grigori

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