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Such mich Thriller

Such mich Thriller

Titel: Such mich Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol O Connell
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Rennen machen?
    Anders als Dale Berman hielten die Behörden vor Ort nichts davon, die Eltern im Dunkeln zu lassen. Dieses Kind würde ordentlich bestattet werden. Einer der Arbeiter hielt einen Gegenstand in der hohlen Hand, ein stämmiger Mann aus der Gegend, der wahrscheinlich selbst Kinder hatte, denn seine Stimme klang rau. »Ein Medaillon. Sie hieß Karen.«
    Kein Kind aus dem Konvoi also. Deren Geschichten kannte Nahlman inzwischen alle - welches der vermissten Mädchen ungern Spargel aß und welches Baseball mehr liebte als den lieben Gott. Sie sah auf die Leiche in der Grube herunter.
    Und zu wem gehörst du?
     
    Der Konvoi war seit zwanzig Minuten unterwegs, und Dr. Paul Magritte atmete auf. Mehrere Wagen trennten ihn von dem Mercedes mit dem Detective aus New York, und die FBI-Maulwürfe bildeten die Nachhut.
    Er war ganz ungestört.
    Den Blick auf die Straße gerichtet, griff er mit einer Hand in seinen Nylonrucksack und kramte darin herum, bis er das Foto der sterbenden April Waylon gefunden hatte. Er zerknüllte es in der Hand. Dann klopfte er seine Pfeife am Aschenbecher aus und steckte das zusammengeknüllte Foto hinein. Er tastete seine Hemdentaschen ab. Wo waren die Streichhölzer? Egal, der Zigarettenanzünder tat es auch. Wenig später hielt er die rotglühende Spitze an das verknitterte Foto von April.

    Es ging in Flammen und Rauch auf. Viel Rauch. Er hatte noch nie ein Foto im Auto verbrannt und damit nicht gerechnet. Bisher hatte er die Aufnahmen immer in einer kleinen Zeremonie an Votivkerzen angezündet. Er wedelte mit den Händen. Rauch zog an ihm vorbei zum halb geöffneten Wagenfenster. Seine Augen tränten, so dass er es riskierte, alle Fenster aufzumachen, bis sich der Rauch verzogen hatte und das Bild zu Asche verbrannt war.
    Jetzt konnte er auch klarer sehen und erkannte in peripherer Sicht, dass ein Wagen auf der Überholspur ganz nah an ihn herangekommen war. Er warf einen flüchtigen Blick auf die Person am Steuer.
    Und Mallory erwiderte seinen Blick, sah ihn unverwandt an und verunsicherte ihn damit so sehr, dass er die Hände um das Lenkrad krampfte, bis die Knöchel weiß waren. Über viele Meilen ließ ihr Blick ihn nicht los.

14
    D as Lager befand sich neben einer stillgelegten Tankstelle, in der angeblich noch eine Toilette funktionsfähig war. Der Besitzer hatte sich allerdings die Gebäude seit Jahren nicht mehr angesehen, und jetzt revidierte er den Preis, den er vor einem Monat gefordert hatte. »Keinen roten Heller nehme ich euch ab, und Gott schütze euch alle.«
    Die Medien hatten diesmal Caterer mitgebracht. Aus Mikrowellen kamen Pizzadüfte, die die Eltern und FBI-Agenten in die Interview-Zone locken sollten. Der beste Köder aber waren die Dixie-Klos, die mit einem Tieflader gekommen waren und das Toilettenproblem lösten. Vor den Plastikhäuschen bildeten sich rasch lange Schlangen.
    Ein Reporter machte vor einer Kamera seine Anmoderation. Gestern hatte er von der »Straße der verlorenen Kinder« gesprochen, heute sagte er: »Hier spricht John Peechem von der Straße der Gräber.« Ein Kameramann bemängelte, dass er dabei gelächelt hatte, und forderte einen zweiten Dreh mit einem seriöseren Gesichtsausdruck. Dann schwenkte er zu einer Gruppe junger Männer und Frauen mit dem FBI-Logo auf den Jacken. »Wir haben noch keine Bestätigung«, sagte der Reporter, »aber es ist möglich, dass FBI-Agenten nach Leichenteilen suchen.«
    Eine Handkamera richtete sich auf die einzigen Kinder im Konvoi. Bruder und Schwester standen Hand in Hand vor einer der grünen Toilettenhäuschen, hinter ihnen der Vater mit einer Rolle Klopapier, von der er Blätter abriss und sie Peter
und Dodie gab. Eine Reporterin ging auf die drei zu - Freiwild in der Sanitärzone -, aber der Junge hob die Hand.
    »Bei Reportern beiße ich zu«, sagte er.
    Ende des Interviews.
    Dodie wiegte sich hin und her und fing an zu summen, erst leise, dann lauter. Ihr Vater nahm sie auf den Arm und merkte nicht, dass sein Kind auf den Boden und den Schatten eines Mannes deutete.
    Click.
     
    Mallory saß auf einem Klappstuhl neben einem Auto, das nicht ihr gehörte, und ließ die Finger über das Keyboard eines Laptops tanzen, der ebenfalls nicht ihr gehörte. Christine Nahlman setzte sich neben sie, während einige der jüngeren FBI-Agenten die Fahrzeuge, andere die Zelte durchsuchten.
    »Zeitverschwendung«, sagte Mallory, ohne aufzusehen. »Der Täter reist nicht mit Kinderhandknochen im Gepäck,

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