Such mich Thriller
Parkstraße, und Mallory stieg aus, Ihre Taschenlampe zeigte ihm etwas, was er nie vergessen würde.
»Das habe ich hier nicht erwartet.« Riker stellte sich neben sie und betrachtete mit fassungslosem Kopfschütteln eine Straße, die es nicht mehr gab. Geisterhafte Telefonmasten ohne Drähte zogen sich weit in die Wüste hinein und verschwanden in der Nacht. Die Natur hatte sich das Land vollständig zurückgeholt und mit niederem Buschwerk überzogen. Nirgends auch nur Reste von Asphalt, nichts deutete darauf hin, dass hier einmal Millionen von Autos gefahren waren. Geblieben war nur der schnurgerade Aufmarsch hoher hölzerner Stangen - allesamt Grabsteine, die anzeigten, wo ein alter Highway gestorben war.
Mallory gab ein doppeltes Blinksignal mit der Taschenlampe. Sie zählten die Minuten - und die Hoffnung schwand. »Falsch getippt«, sagte Mallory.
»Im Gegenteil - es war ein Treffer. Dein Rucksack piepst.«
Mallorys Anrufer beschwerte sich. Er warte noch immer in der Dunkelheit, aber seine Geduld habe Grenzen.
Sie hatten viel Zeit auf der Fahrt durch die Painted Desert verloren, die das silberfarbene Cabrio jetzt aufzuholen versuchte, als es auf der Interstate nach Westen jagte.
»Er kann meilenweit sehen, sagt er«, stellte Mallory fest. »Er sitzt also nicht in den Pinienwäldern rund um Flagstaff, sondern in der Nähe der alten Straße. Keine Lichter, viel offenes Gelände. Ein Tatort mit viel Handlungsspielraum. Ich soll sehen,
wie er Dodie umbringt, aber nicht so nah herankommen, dass ich es noch verhindern könnte.« Sie wartete auf eine Reaktion, aber Riker hatte offenbar keine bessere Idee. Wenn es um Soziopathen und Monster ging, verließ er sich ganz auf sie. Mallory fasste das Lenkrad fester.
»Hast du diesmal Dodie gehört?«
»Nein.«
Er holte ein piepsendes Handy aus der Hemdentasche und hielt es ans Ohr. »Die Cops in Arizona haben eine Anzeige über einen Pickup, die einzige Rostlaube, die heute gestohlen wurde.« Er hörte weiter zu. »Eine gute und eine schlechte Nachricht. Auf der Beifahrerseite ist kein Airbag. Der Typ, dem die Mühle gehört, hat eine alte Mutter mit morschen Knochen, deshalb hat er ihn ausbauen lassen.«
»Und ein Kind von Dodies Größe könnte von einem Airbag erschlagen werden«, ergänzte Mallory. »Das ist dann wohl die gute Nachricht.«
»Auf dem Dachgepäckträger ist ein geladenes Gewehr - keine dieser Knallbüchsen zur Eichhörnchenjagd. Ich hab den Besitzer dran. Verdammt gute Waffe, sagt er. Schießt über eine Meile Entfernung im Dunkeln einem Adler einen Floh vom Kopf. Infrarotvisier. Macht Sinn. Mit so was kann der Täter uns kommen sehen, einerlei, ob wir mit dem Auto oder zu Fuß anrücken. Und uns abknallen.«
»Wenn er weiß, wie man mit einem Gewehr umgeht. Die meisten Leute schießen miserabel. Frag, ob das Visier genau ist.«
Riker gab die Frage weiter. »Nein. Der Besitzer muss tiefer und nach links zielen.«
Dodie Finn regte sich nicht und gab keinen Laut von sich. Der Wind war kalt, aber sie klagte nicht. Die geöffneten Augen sahen
nur Dunkelheit. Die Leine ihres Geschirrs war locker um ein verrostetes Chromteil gebunden, Dodie hätte sie leicht lösen können. Ein kleines Tier mit vielen Beinen krabbelte an ihrem Arm hoch, aber sie streifte es nicht ab, sah nicht einmal hin. Mit den anderen Kindern hatte sie oft Denkmal gespielt, und auch jetzt stand sie da wie ein steinernes Standbild, nur die Gänsehaut, die Härchen, die ihr zu Berge standen, verrieten, dass sie lebte und atmete.
Sie hatte sich vorgenommen, heute Nacht besonders brav zu sein, denn ihrem Vater und ihrem Bruder sollte nicht das zustoßen, was Ariel zugestoßen war, der großen Schwester, die dieser Mann mitgenommen hatte und von der nur Blut zurückgeblieben war. Viel Blut.
Das Insekt mit den vielen Beinen krabbelte jetzt auf Dodies Gesicht herum, aber sie sah weiter mit leeren Puppenaugen gerade vor sich hin. In ihrem Kopf, wo sich ihr wahres Leben abspielte, rannte sie hin und her und schrie »Daddy! Daddy!«. Die dünnen Ärmchen flatterten wie weiße Flügel in der Dunkelheit. Aber nach außen hin regte Dodie kein Glied - so sehr liebte sie ihre Familie.
Mit heulender Sirene wechselte Charles Butler die Spur, er wollte auf die Ausfahrt 93, Crookton Road, abbiegen und nach Norden in Richtung Seligman, Arizona, fahren.
»Stopp!« Kronewald winkte ihn auf den Seitenstreifen und steckte resigniert das Handy ein. Rikers Anschluss war ständig
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