Suche Traumprinz, biete Sandburg
rechts und links, und winkte, bis sie endlich verschwunden war. Geschafft. In jeder Beziehung. Ich war so müde, dass ich nur noch ganz langsam Richtung Toilette und Rucksack gehen konnte und meine Füße am Boden festzukleben schienen. Konstantin. Das war eine eindeutige Warnung gewesen. Ich seufzte, wurde aber aus meinen düsteren Gedanken gerissen, als ich eine Traube von Polizisten vor der Toilette stehen sah, von denen einer gerade mit einem Absperrband den Zutritt verweigerte. Mist, was war denn da los?
Ich wühlte mich durch die neugierig glotzenden Leute und tippte einem Polizisten auf die Schulter. »Entschuldigung, ich müsste nur mal schnell meinen Rucksack da rausholen.«
Alle Polizisten drehten sich zu mir um. Ihre Augen wurden zu Schlitzen und es war ganz still, bis endlich einer mit heiserer Stimme sagte: »Das ist dein Rucksack?«
Als ich nach dieser Mördertour wieder zu Hause ankam, fühlte ich mich mehr tot als lebendig. Jemand hatte meinen einsamen Rucksack angezeigt, weil er eine Bombe darin vermutete. Eine Stunde lang hatte ich versucht, der Polizei den Sachverhalt zu erklären, und eigentlich wollten sie mich persönlich nach Hause bringen und mal mit meinen Eltern reden wegen eventuell notwendiger psychologischer Behandlung oder so, aber schließlich konnte ich sie doch noch davon überzeugen, dass ich vollkommen harmlos war und nur zu feige, meinen reichen Freunden zu sagen, dass ich nicht so reich war.
»Du solltest darüber nachdenken!«, riet mir eine freundliche Polizistin und überreichte mir den Rucksack, der beinahe gesprengt worden wäre.
Es war sieben Uhr morgens, als ich die knarrende Treppe hinaufging, ohne dem Staub und den Plastikfolien auch nur irgendeine Beachtung schenken zu können, ich war viel zu müde.
Oben stand Benno in seinem Frotteeschlafanzug in der Wohnungstür.
»Wo warst du?«
Ich seufzte. »Konnte nicht schlafen, deswegen bin ich ein bisschen spazieren gegangen.«
»Mit Rucksack?«
»Ja, und?«
Ich ging an ihm vorbei in unser Zimmer, ließ mich auf mein Bett fallen, war sofort eingeschlafen und wachte erst am Nachmittag wieder auf, als meine Mutter mit einer Tasse Kakao vorbeikam und sich langsam Sorgen machte. »Bist du krank?«
Ich schüttelte den Kopf. »Ich konnte nicht gut schlafen heute Nacht. Wahrscheinlich wegen Thailand und so!«
Meine Mutter streichelte mir über den Kopf. »Wir werden es uns schon schön machen.«
Denkst du. Ihr vielleicht.
Beim Abendessen verkündete mein Vater, dass er die Zeit nutzen würde, um bei den Renovierungsarbeiten mitzuhelfen. »Sonst dauert das ja noch ewig und das ist definitiv zu lange.«
»Ich helfe dir!«, bot ich spontan an, weil ich, nicht blöd, sofort das Potenzial zum Unauffällig-zu-Hause-Bleiben erkannt hatte.
»Du mit deinen zwei linken Händen!«, kreischte Benno. »Also ich geh ins Schwimmbad. Ernie, Jonas, Arthur und Darren fahren auch nicht weg.«
Mein Vater lächelte mich an. »Das brauchst du wirklich nicht, Tula.«
Sie wussten alle, dass ich nichts mehr hasste als handwerkliche Tätigkeiten, zum Beispiel riesige, eng gerillte Heizkörper neu zu lackieren oder eine kilometergroße Fläche Holz mit einem kleinen Papier abzuschleifen.
»Aber wenn du gerne möchtest?«
Ich nickte und schaffte es die ersten Tage wirklich ziemlich gut, unauffällig nicht rauszugehen, bis Papa mich in den Baumarkt schicken wollte, um Heizungslack nachzukaufen. Das konnte ich definitiv nicht machen.
»Geh du, ich bin hier gerade so schön drin.«
Mein Vater runzelte die Stirn. »Du siehst doch, dass ich hier nicht wegkann.«
Da hatte er recht. Der Schreiner, der gerade das Treppengeländer wieder zusammenbaute, brauchte ihn zum Halten.
»Warte, ich frage Benno!«
Papa rief mir noch irgendwas hinterher, aber ich war schon in der Wohnung verschwunden und in unser Zimmer, wo Benno mit seinen Freunden Karten spielte.
»Benno, kannst du mal schnell was für Papa besorgen?«
Benno schüttelte den Kopf. »Nee, ich bin hier gerade am Gewinnen!«
Ich stemmte die Arme in die Seiten. »Hör mal, du kannst auch ein bisschen mithelfen.«
Benno schaute mich an. »Warum gehst du nicht?«
»Weil ich gerade mitten im Streichen bin! Benno, ich kaufe dir auch ein Päckchen Fußballkarten.«
Benno überlegte nicht lange. »Drei!«
»Okay, drei!«
Am Ende fuhr Mama kopfschüttelnd mit Benno mit, der jetzt unbedingt wollte, aber natürlich noch viel zu klein war, um alleine mit der U-Bahn zum Baumarkt zu
Weitere Kostenlose Bücher