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Süden und der glückliche Winkel

Süden und der glückliche Winkel

Titel: Süden und der glückliche Winkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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ältere Damenwelt um uns herum sich das Warten damit vertrieb, mich wie einen zotteligen, schlecht rasierten, erfolglosen, vermutlich saufenden Künstler anzustarren.
    »Was fragen Sie mich denn aus?«, sagte Gerlinde Falter. Das lodernde Rot wich nur langsam aus ihren Wangen.
    »Was wollen Sie denn von dem armen Mann? Ich hab ihn gern, er spendiert mir einen Kaffee, und wir unterhalten uns ein bisschen, das ist doch nicht verboten! Er ist freundlich und zuvorkommend und anständig, das ist er immer gewesen, solang ich ihn kenn.« Sie stöhnte, schüttelte wieder halb den Kopf und zupfte an ihrem Kleid.
    Es kam mir vor, als würden sich alle Köpfe um uns herum jetzt zu mir drehen wie auf der Tribüne während eines Ballwechsels beim Tennis. Ich hatte Aufschlag.
    »Wie lange kennen Sie ihn schon, Frau Falter?«, sagte ich und blickte in die Runde. Niemand beachtete mich, vielmehr drängte der Pulk in den Kassenraum, von dem aus man in die Ausstellung gelangte.
    »Ein Jahr, zirka«, sagte Gerlinde Falter.
    »Und in letzter Zeit kam er öfter.«
    »Sehr oft.« Sie wollte brüsk sein, aber es gelang ihr nicht. »Jede Woche«, sagte sie mit weicher Stimme.
    »Jeden Freitag.«
    »Freitagnachmittag«, sagte ich.
    »Ja.« Sie hob den Kopf. »Woher wissen Sie das?«
    »Kam er allein?«
    Verwundert sah sie mich an. »Ja!«
    »Immer?«
    »Ja.« Sie schwieg. Dann nickte sie abwesend einer asiatisch aussehenden Frau zu, die ein Plastikschild an der Bluse trug, das sie als Mitarbeiterin des Museums auswies, und die auf dem Weg zur Toilette war. »Manchmal ist eine junge Frau dabei gewesen, glaub ich. Nein, das stimmt nicht, sie ist sicher dabei gewesen, ich hab mich noch gewundert.«
    »Worüber?«
    »Bitte?«
    »Worüber haben Sie sich gewundert?«
    »Über die junge Frau!«, sagte sie mit einer Art Strenge im Ton. »Sie redete die ganze Zeit auf den armen Mann ein. Ich hab sie beobachtet. Die hat auch immer ein Buch dabeigehabt. Ist wahrscheinlich eine Studentin, eine ganz schlaue.«
    »Haben Sie Herrn Korbinian gefragt, wer die junge Frau ist?«
    »Das geht mich doch nichts an! Ich hab ihn nicht gefragt, er hat auch nicht von ihr gesprochen. Vielleicht ist es seine Tochter.«
    »Er hat keine Kinder.«
    »Ach so.«
    »Wussten Sie das nicht?«, sagte ich.
    »Darüber haben wir nicht gesprochen«, sagte Gerlinde Falter mit einem unruhigen Blick in Richtung Kassenraum.
    »Aber Sie wissen, dass Cölestin Korbinian verheiratet ist«, sagte ich.
    »Das weiß ich.«
    »Kennen Sie seine Frau?«
    »Nein.«
    »Wann haben Sie die junge Frau zum letzten Mal gesehen, Frau Falter?«
    Sie überlegte. »Kann ich nicht sagen.«
    »Ungefähr«, sagte ich.
    »Vor einem Monat ungefähr.«
    »Hat Herr Korbinian für sie bezahlt?«
    »Bei mir nicht. Er selber zahlt schon lang nicht mehr. Er hat eine Dauerkarte.«
    »Das bedeutet, er kann das ganze Jahr über, wann er will, ins Haus der Kunst gehen.«
    »Nein«, sagte Gerlinde Falter. »Eine Dauerkarte gilt nur für die Dauer einer Ausstellung.«
    »Einer einzigen?«, sagte ich.
    »Genau.«
    »Und für welche Ausstellung hat Cölestin Korbinian eine Dauerkarte?«
    »Für Spitzweg natürlich.«
    »Warum natürlich?«
    »Weil das unsere beliebteste Ausstellung ist. Sie ist schon zweimal verlängert worden.«
    »Wann hat sie begonnen?«
    »Am zehnten Dezember letzten Jahres«, sagte Gerlinde Falter.
    »Und seitdem geht Herr Korbinian rein«, sagte ich.
    »Regelmäßig.«
    »Auch am vergangenen Freitag.«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Sie haben ihn nur hier in der Cafeteria gesehen«, sagte ich.
    »Genau.«
    »Vorher nicht.«
    »Hab ich doch schon gesagt: Nein.«
    »Wie lange haben Sie an diesem Tag gearbeitet?«
    »Von nachmittags um drei bis abends um zehn.«
    »Herr Korbinian könnte also vorher in der Ausstellung gewesen sein.«
    »Nein«, sagte sie bestimmt.
    »Warum nicht?«
    »Er kommt nie vor drei.«
    »Wenn er am Freitag in die Ausstellung gegangen wäre, hätten Sie ihn gesehen«, sagte ich.
    »Vermutlich«, sagte sie. »Aufgefallen ist er mir erst bei seinem Wortwechsel mit Hans.«
    Endlich stand ich auf, streckte den Rücken, legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. Als ich sie wieder öffnete, stand ein älteres Ehepaar vor mir.
    »Kreislaufprobleme?«, fragte der Mann, der eine graue Windjacke und knielange graue Hosen trug.
    »Nein«, sagte ich.
    »Das ist schon ein Geschwitz in dieser Hitz!«, sagte die ältere Frau in der gelben Bluse und dem grauen Rock.
    »Unbedingt«, sagte

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