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Sündenheilerin 03 - Die Reise der Sündenheilerin: Historischer Roman (Sündenheilerin-Reihe) (German Edition)

Sündenheilerin 03 - Die Reise der Sündenheilerin: Historischer Roman (Sündenheilerin-Reihe) (German Edition)

Titel: Sündenheilerin 03 - Die Reise der Sündenheilerin: Historischer Roman (Sündenheilerin-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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Meister seines Faches bei seiner Tätigkeit zuzusehen.«
    »Großartig«, zischte Thea. »Wie wäre es, wenn du mir die Hände losbindest, damit ich Beifall klatschen kann?«
    So viel zu ihrem Plan, sich ängstlich zu geben.
    Rasul starrte sie verunsichert an. Dann schüttelte er sich, als wolle er die wenigen Gedanken in seinem dumpfen Schädel ordnen.
    »Ich wecke ihn auf, dann geht’s los.« Er nahm einen Eimer Wasser und goss ihn über den geschundenen Leib seines Opfers. Der Mann keuchte und stöhnte, wimmerte allein schon bei Rasuls Anblick. Aber das war nichts gegen die Schreie, die folgten, als Rasul mit seiner Arbeit begann.
    Thea schloss die Augen …

    27. Kapitel    
    H arun wurde am späten Nachmittag zu Grabe getragen. Nur selten wohnten Christen muslimischen Bestattungen bei, aber Philip und sein Großvater hätten es sich um nichts in der Welt nehmen lassen, Saids Vater die letzte Ehre zu erweisen. Dem Brauch gemäß nahmen nur Männer an Haruns Beisetzung teil. Philip fiel auf, dass sich die Anzahl von Christen und Muslimen die Waage hielt. Harun war ein Mensch gewesen, der seine Zeitgenossen nach ihrem Charakter und nicht nach ihrem Glauben beurteilt hatte. Sogar der alte Abu al-Uyûn war gekommen.
    Der Imam stimmte das Totengebet an, in das die übrigen Gläubigen einfielen, allen voran Said, der damit seine Pflicht als Sohn erfüllte.
    »Allahu akbar«, hallte es über den Friedhof. »Gott ist der Größte.«
    »Allahu akbar«, stimmten die Gläubigen ein, die Hände zum Kopf erhoben.
    »Im Namen des barmherzigen und gnädigen Gottes.
    Lob sei Gott, dem Herrn der Welten,
    dem Barmherzigen und Gnädigen,
    der am Tag des Gerichts regiert.
    Dir dienen wir, und dich bitten wir um Hilfe.
    Führe uns den geraden Weg,
    den Weg derer, denen du Gnade erwiesen hast, nicht derer, die deinem Zorn verfallen sind und irregehen.«
    Es war nicht das erste muslimische Begräbnis, an dem Philip teilnahm. Er hatte auch dem alten Kadir die letzte Ehre erwiesen, kannte die Gebete, die nun folgten. Doch sein Blick war nicht auf den Toten gerichtet, sondern auf den Freund. Said hielt sich tapfer, fernab jener Dunkelheit, die Philip nach dem Tod seines eigenen Vaters umfangen hatte. Aber es gab auch einen großen Unterschied. Said trug keine Schuld an Haruns Tod. Er hatte einen Verlust erlitten, aber ihm blieb der Gedanke an Rache, um seine Seele vor der Düsternis zu schützen. Und genau dieser Wille nach Rache blitzte aus Saids Augen. Der Mörder war zwar tot, gerichtet von Thea, als sie Sophia gerettet hatte, aber der Rädelsführer hinter dem mörderischen Anschlag war nach wie vor unbekannt.
    »Allahu akbar«, durchbrach die Stimme des Imams Philips Gedanken.
    »Es gibt keinen Gott außer Gott, und Mohammed ist sein Prophet.
    O Allah, segne den Toten und nimm ihn in deinen Schutz.
    O Allah, verzeihe den Gläubigen.
    O Allah, verzeihe diesem Toten.
    Allahu akbar.«
    Es folgten weitere Segensbekundungen, dann wurde Haruns Leib ins Grab gesenkt, und für einen Augenblick musste Philip doch gegen die Dunkelheit ankämpfen. Seit er zurückgekehrt war, schien ein Fluch auf dem Haus seines Großvaters zu liegen, und eine innere Stimme warnte ihn, dass Harun womöglich nicht das letzte Opfer war …
    An diesem Abend aßen Frauen und Männer getrennt voneinander, so wie es den islamischen Totenregeln entsprach. Für Mikhail war es selbstverständlich, dass einem alten Freund der Familie auf diese Weise die letzte Ehre erwiesen wurde. Dennoch sehnte Philip sich danach, mit Lena zu sprechen. Er hatte sie im Lauf des Tages kaum zu Gesicht bekommen, zu sehr war er selbst mit den Folgen des Überfalles befasst gewesen. Am frühen Morgen hatten sie den Angriff der Stadtwache gemeldet, aber der zuständige Hauptmann schien nicht sonderlich diensteifrig. Christliche Häuser scherten ihn wenig, obwohl ein Rechtgläubiger ums Leben gekommen war. Von jener Seite war offenbar keine große Hilfe zu erwarten – trotz des reichlichen Bakschischs, das Mikhail dem Hauptmann hatte zustecken lassen. Danach hatte Philip sich darum bemüht, Said nach Kräften bei der Vorbereitung der Bestattung zu unterstützen.
    »Ist Constantin eigentlich wieder im Haus?«, fragte Philip einen der Dienstboten, die das Essen auftrugen.
    »Wir haben ihn schon seit einer ganzen Weile nicht mehr gesehen, Herr«, antwortete der Mann. Philip runzelte die Stirn. Was, wenn sich Theas Verdacht bestätigte? Dass sie einen Verräter im eigenen Haushalt

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