Sündige Seide: Roman (German Edition)
Zahlungen lieber endgültig einzustellen?« Sie schaffte es aufzustehen und versuchte, sich an ihm vorbeizudrängen, aber er versperrte ihr den Weg. »Wo sind Sie Jackson Wilde begegnet?«
Sie legte den Kopf in den Nacken und funkelte ihn zornig an. »Das habe ich Ihnen bereits gesagt. Ich bin ihm nur einmal begegnet, nämlich nach seiner Predigt im Superdome.«
»Und auch das ist gelogen. Während er Ihnen die Hand auflegte und Ihnen das ewige Leben versprach, hat er Ihnen da seine Zimmernummer ins Ohr geflüstert?« Er packte sie fest am Arm. »Sie hatten eine Sammlung von Zeitungsausschnitten über ihn, Claire, Sie haben seit Jahren jeden seiner Schritte verfolgt.«
»Das mit den Ausschnitten habe ich Ihnen erklärt.«
»Ihre Erklärung klingt wenig überzeugend.«
»Jedenfalls war ich nicht seine Geliebte.«
»Aber Sie schlafen auch mit sonst niemandem.«
»Woher wollen Sie das wissen?«
Ihre Frage schwebte zwischen ihnen wie der Nachhall aufeinanderklirrender Schwerter. Die Luft knisterte vor Feindseligkeit und unterdrückter Leidenschaft.
Schließlich sagte Claire: »Entschuldigen Sie mich, Mr. Cassidy.«
Sie zwängte sich an ihm vorbei und verschwand durch die Verandatür.
Kapitel 17
Während des Gottesdienstes in der Kemper-Arena von Kansas City brach Ariel zusammen.
Eine halbe Stunde lang hatte sie die ausverkaufte Halle in ihren Bann geschlagen. Weißgewandet hatte sie im Spotlight in der ansonsten abgedunkelten Halle gestanden, in der ihr Haar wie ein Heiligenschein gestrahlt hatte, flehend hatte sie die Arme himmelwärts gereckt wie ein gefallener Engel, der Gott um Erbarmen bittet.
Eben noch hatte sie die Stimme im lauten Gebet gen Himmel erhoben, so eindringlich, daß sie am ganzen Leibe zitterte; im nächsten Augenblick lag sie zusammengesunken auf der Bühne. Im ersten Moment hatte Josh geglaubt, sie wäre bei ihrem theatralischen Auftritt einen Schritt zu weit gegangen. Insgeheim gratulierte er ihr zu ihrem dramatischen Instinkt und ihrem Geschick. Die Zuhörer hatten wie ein Mann nach Luft geschnappt, als ihre kleine Gestalt unter der sich aufblähenden weißen Robe verschwand, die wie ein gelandeter Fallschirm um sie herum aufwallte.
Aber als sie sich nach ein paar Sekunden nicht wieder gerührt hatte, erhob Josh sich von seiner Klavierbank und eilte zu ihr. Er kniete neben ihr nieder und rief ängstlich ihren Namen. Er versuchte, sie aufzurichten, doch sie hing schlaff und blaß in seinen Armen.
»Sie ist bewußtlos! Ruft einen Krankenwagen! Wir brauchen sofort einen Arzt. Ariel! Ariel!« Er schlug sie sacht auf die Wangen. Sie reagierte nicht. Er tastete an ihrem erschreckend dünnen Handgelenk nach einem Puls. Er spürte ein schwaches
Pochen. »Treten Sie zurück. Sie braucht Luft«, befahl er, weil sich immer mehr Menschen um ihn drängten, die ihm helfen wollten.
In der Arena war alles auf den Beinen. Es herrschte ein wildes Durcheinander; manche beteten, manche weinten oder gafften nur. Er befahl einem Koordinator, alle heimzuschicken. »Die Show ist beendet.«
Alle Versuche Joshs, Ariel aufzuwecken, waren vergebens. Sie reagierte erst, als die Sanitäter eintrafen und mit der Untersuchung begannen. »Was ist passiert?« murmelte sie, während sie langsam wieder zu sich kam.
»Du bist zusammengebrochen«, erklärte Josh. »Du mußt ins Krankenhaus. Alles wird gut.«
»Krankenhaus?« Mit letzter Kraft versuchte sie sich gegen die Sanitäter zu wehren, die sie auf der Bahre festschnallten. Während sie zum wartenden Krankenwagen gerollt wurde, erklärte sie, daß es ihr gutginge und daß sie nicht ins Krankenhaus wollte.
»Wissen Sie, warum sie zusammengebrochen ist?« fragte ein Sanitäter Josh, der darauf bestanden hatte, sie ins Krankenhaus zu begleiten. »Ist sie Diabetikerin?«
»Nicht daß ich wüßte. Ich glaube, sie hat sich überanstrengt. Sie spuckt alles wieder aus, was sie ißt.«
Der Sanitäter maß den Blutdruck und gab die Daten über Funk an den Arzt in der Notaufnahme des St.-Luke-Hospitals weiter. Der Arzt ordnete eine Infusion an, aber als sie am Krankenhaus ankamen, sah Ariel immer noch sterbenselend aus. Sie war totenblaß, ihre Lippen waren kalkweiß, und die Augen lagen tief in den Höhlen. Ohne Zeit zu verlieren, wurde sie in einen Behandlungsraum gerollt, zu dem Josh der Zugang verwehrt wurde.
Das Video von Ariels Schwächeanfall war in den Nachrichten gesendet worden. Josh hatte sich gegen so viele Reporter, Fotografen und Anhänger zu wehren,
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