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Sündige Seide: Roman (German Edition)

Sündige Seide: Roman (German Edition)

Titel: Sündige Seide: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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ließ sein markantes, entschlossenes Gesicht aufleuchten. Mit einem Nein würde er sich nicht abfinden, und sie verloren unnötig Zeit. »Also gut, Sie können mich fahren.«
    Ohne den Griff um ihren Arm zu lockern, zog er sie zurück. Sein Sedan parkte im Halteverbot am Straßenrand. Er öffnete ihr die Autotür, und als sie auf dem Beifahrersitz saß, lief er um die Kühlerhaube und stieg ein. Regen tropfte ihm von der Nase und vom Kinn, als er den Motor anließ. »Wohin?«
    »Zum Hotel Pontchartrain.«

Kapitel 9
    »Es ist auf der St. Charles Avenue«, erklärte sie ihm.
    »Ich weiß, wo es ist«, sagte er. »Warum in aller Welt haben Sie’s so eilig, dorthin zu kommen?«
    »Bitte, Mr. Cassidy, können Sie losfahren?«
    Ohne weiteren Kommentar steuerte er den Wagen vom Randstein weg und auf die Conti Street. Das französische Viertel war ruhig. Die wenigen Fußgänger, die unterwegs waren, kämpften mit ihren Schirmen um Platz auf den schmalen Gehwegen. Die Neonschilder, die für exotische Drinks und Aperitifs, Nackttänzerinnen und Jazz warben, verschwammen im Regen.
    Als Cassidy an einer Kreuzung stehenblieb und ein paar Autos vorbeiließ, drehte er den Kopf und schaute Claire an. Sie spürte seinen Blick wie das Streicheln einer Hand auf der Wange, und ihr fiel wieder ein, wie sich seine Faust um ihre Haare geschlossen hatte. Sie hatte nicht damit gerechnet, daß er sie berühren würde, und so schon gar nicht.
    Das hatte sie am allermeisten verblüfft – mehr, als daß er sie mit ihrem Vornamen angesprochen hatte, mehr, als daß er von ihrem Besuch bei Jackson Wildes letztem Kreuzzug wußte. Fast eine Woche war inzwischen vergangen. Wilde war in Tennessee begraben worden. Claire hatte seitdem weder von der Polizei noch der Staatsanwaltschaft gehört und gehofft, daß Cassidy seine Ermittlungen in eine andere Richtung gelenkt hatte. Offensichtlich war das mehr, als sie sich erhoffen durfte.
    Nachdem sie ihm ohnehin nicht entkommen konnte, drehte sie den Kopf und erwiderte seinen Blick. »Danke, daß Sie mich hinbringen.«
    »Danken Sie mir nicht. Sie werden dafür bezahlen.«
    »Ach so. Männer tun nie etwas für eine Frau, ohne etwas dafür zu verlangen, nicht wahr? Keinen Gefallen ohne Gegenleistung.«
    »Bilden Sie sich darauf nichts ein, Miss Laurent.«
    »Das tue ich nicht. Sind nicht alle Männer der Auffassung, daß um zwei Uhr morgens jede Frau schön ist?«
    »Umgekehrter Sexismus. Sie haben eine sehr schlechte Meinung von den Männern.«
    »Das haben Sie schon vor unserem letzten Treffen bemerkt. Können wir das Thema nicht endlich abhaken?«
    »Passen Sie auf«, erklärte er wütend, »ich will von Ihnen nichts weiter als ehrliche Antworten.«
    »Das sollte nicht zu schwierig sein. Was wollen Sie wissen?«
    »Warum Sie mich angelogen haben. Nein, Moment. Das muß ich genauer ausführen, nicht wahr? Ich möchte wissen, warum Sie mir erzählt haben, Sie hätten Jackson Wilde nie getroffen. Sie haben sogar mit ihm gesprochen und ihm die Hand gegeben.«
    »Wahrscheinlich hätte ich Ihnen das erzählen sollen«, gab sie zerknirscht zu. »Aber es war nicht wichtig. Es war vollkommen unwichtig!« bekräftigte sie, als er sie mißtrauisch ansah. »Ich wollte meinem Gegenspieler von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen. Das war alles.«
    »Das bezweifle ich stark. Wenn das alles gewesen wäre, hätten Sie nicht zu lügen brauchen.«
    »Ich habe es Ihnen nicht erzählt, weil es mir peinlich war. Vielleicht war das dumm und kindisch, aber ich freute mich darüber, daß ich Wilde reingelegt hatte. Ich kannte ihn, aber er kannte mich nicht. Er glaubte, er hätte meine Seele gerettet. Ich habe mir ausgemalt, wie er sich wohl vorkommen würde, wenn er wüßte, daß er eine ›Pornografin‹ in seiner Herde willkommen hieß.«
    »Okay. Das kaufe ich Ihnen ab.«
    »Gut.«
    »Aber da ist noch etwas.«
    »Noch etwas?«
    »Sie haben auch gelogen, als Sie gesagt haben, Sie wären in dieser Nacht nicht im Fairmont gewesen.«
    Claire wollte das schon abstreiten, aber ein Blick in sein Gesicht hielt sie davon ab. Er schien davon überzeugt, daß er sie in der Falle hatte. Bis sie wußte, woran sie war, war es sicherer zu schweigen.
    Bei der nächsten Lücke im Verkehr fuhr er über die Kreuzung und bog nach links in Richtung Canal Street ab. Mit der linken Hand steuerte er, mit der rechten zog er etwas aus der Brusttasche seines Trenchcoats. Er schob eine Kassette in das Kassettendeck und stellte die Lautstärke

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