Suendiger Hauch
Verstand. Und Sie hätten sie wohl kaum davon abhalten können, auch wenn Sie sich noch so sehr gewehrt hätten.« Er setzte sie auf die gefederte Matratze und half ihr, zwischen die Laken zu schlüpfen. Dann zog er die Decke bis unter ihr Kinn.
»Wo sind wir?«
»In meiner Jagdhütte. Man kann sie nur finden, wenn man weiß, wo man suchen muss. Sie werden hier sicher sein, bis wir das Problem mit Dunstan gelöst haben.«
Das Hämmern in ihrem Kopf war wieder stärker geworden, und ihr Magen rumorte. »Ich weiß, wie Opium in kleinen Dosen wirkt. Was ich jedoch nicht weiß, ist, was passiert, wenn man so viel bekommen hat wie ich.«
Lucien setzte sich auf den Stuhl neben dem Bett. »Jason sagte, Ihr Körper wird nach der Droge verlangen.« Er sah auf ihre Hände, die erbärmlich zitterten. »Ich glaube, das tut er bereits.«
»Sie glauben also, ich werde krank? Wie schlimm wird es
sein?«
»Wir werden abwarten und sehen, was passiert. Ich kenne mich mit diesen Dingen nicht aus«, antwortete er schulterzuckend.
»Oh, lieber Gott - ich war Ihnen doch sowieso schon eine solche Last.«
»Sie sind keine Last für mich. Und bald schon werden Sie wieder bei Kräften sein wie früher.«
Sie schüttelte nur den Kopf, in dem es fortwährend klopfte.
»Vielleicht haben Sie Glück«, fuhr Lucien fort und bedachte sie mit einem ermutigenden Blick, der erneut ihre Hoffnungen weckte. Sie war gesund. Vielleicht würde ihr Körper die Droge ohne größere Schwierigkeiten wieder loswerden.
Doch leider war das Glück nicht auf ihrer Seite, und als sie am nächsten Morgen erwachte, hatte ihr Körper bereits den Kampf mit dem Gift aufgenommen. Sie war schweißgebadet und zitterte am ganzen Leib, während ihr Atem in flachen Stößen ging. Sie war abwechselnd glühend heiß und eiskalt, ihre Muskeln schmerzten, und sie war so unruhig, dass sie sich die ganze Zeit auf der Matratze hin und her warf und nicht still liegen konnte.
Lucien war mehrmals in die Kammer gekommen, doch sie hatte ihn jedes Mal hinausgeschickt, da sie sich zu sehr schämte. Nach einigen Minuten war er unter den verschiedensten Vorwänden wiedergekommen, und sie hatte die Sorge und einen Ausdruck auf seinem Gesicht gesehen, den sie als tief sitzenden Zorn interpretierte.
Er klopfte wieder an ihre Tür und öffnete sie, ohne ihre Erlaubnis abzuwarten, von der er annahm, dass sie sie ohnehin nicht erteilen würde.
»Ich bringe Ihnen eine Tasse heiße Brühe. Bennie hat sie herübergebracht und dazu noch etwas Fleisch und Brot. Ich fürchte, ich bin nicht gerade ein begnadeter Koch.« Er sah auf die Tasse, die sie bislang noch nicht einmal angerührt hatte. »Vielleicht trinken Sie ja nur einen kleinen Schluck.«
Kathryn schüttelte den Kopf, als ihr Magen beim bloßen Gedanken daran wieder zu rumoren begann, doch unbeirrt setzte sich der Marquis auf die Bettkante und hob die Tasse an ihren Mund. Kathryn wandte den Kopf ab, da der aufsteigende Dampf ihre Nase zum Laufen brachte. Sie schniefte und wischte sie schließlich mit vor Scham hochrotem Gesicht am Ärmel ihres Nachthemdes ab.
Doch Lucien schenkte ihrer Geste keinerlei Beachtung, sondern reichte ihr wortlos ein Taschentuch aus der Schublade der Kommode und wartete, bis Kathryn sich die Nase geputzt hatte. »Bitte gehen Sie.«
»Sie sind, weiß Gott, nicht in der Verfassung, allein gelassen zu werden.«
Sie wurde von einem neuerlichen Anfall gepackt, der ihren Körper so zum Zittern brachte, dass sie kaum sprechen konnte. »Mir w-wird es gut g-gehen, sobald die Droge aus meinem Körper ist. D-das haben Sie selbst gesagt.«
»Daran glaube ich auch noch immer.«
»D-dann lassen Sie m-mich bitte allein.«
Lucien ballte die Hände zu Fäusten und wandte sich ab. »Gott verdamme sie alle miteinander. Verdamme sie zur Hölle.« Er polterte zur Tür, riss sie auf und ließ sie krachend hinter sich ins Schloss fallen.
Kathryn rollte sich mit angezogenen Beinen auf dem Bett zusammen. Ihr Körper wurde von heftigem Schüttelfrost gepackt und zuckte und bebte. Dieses Mal vermochten nicht einmal die Decken, die der Marquis über ihr aufgetürmt hatte, sie zu wärmen. Ihre Zähne schlugen so heftig aufeinander, dass sie sicher war, dass der Lärm bis hinunter in den Wohnraum zu hören sein würde.
Die Tür ging auf, und der Marquis trat herein. Als er sie zit
ternd auf dem Bett liegen sah, zogen sich seine dichten Augenbrauen noch weiter zusammen.
»Sie frieren. Verdammt, ich wusste, ich hätte bleiben
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