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Sündiges Abenteuer: Roman (German Edition)

Sündiges Abenteuer: Roman (German Edition)

Titel: Sündiges Abenteuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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und zur Strecke bringen.
    Emma betrat ihr Schlafzimmer. Sie hielt ihre Kerze hoch und schaute sich um. Am liebsten wäre sie in Tränen ausgebrochen. Tia war nirgends zu sehen, und Emma brauchte jemanden, der ihr half, die Knöpfe am Rücken ihres Kleids zu öffnen. Wenn sie nicht den ganzen Weg bis nach unten in die Küche trotten wollte, musste sie wohl oder übel in diesem Kleid schlafen. Und im Korsett.
    Sie drückte die Handfläche gegen die Fischbeinstäbe, die ihr Kreuz aufrecht hielten und sich in ihre Taille gruben.
    So ging es nicht. Sie musste jemanden suchen, der ihr half, aus diesem Kleid zu kommen.
    Andererseits konnte sie ganz froh sein, denn nachdem Fürst Sandre den Ball so früh verlassen hatte, um die Suche nach dem Schnitter zu leiten, hatte Lady Fanchere verkündet, sie sei müde, und Lord Fanchere hatte die beiden Frauen durch einen tobenden Hagelsturm nach Hause gebracht. Das wiederum bedeutete, dass Emma kein zweites Mal mit Fürst Sandre hatte tanzen müssen.
    Emma fand, das sei ein Sieg, den sie ruhig feiern durfte.
    Draußen schien das Gewitter endlich in der Ferne zu verschwinden.
    Sie zog an den Diamanthaarnadeln, die ihre Frisur hielten. Eins musste sie Madam Mercier zugestehen – nicht einmal eine einzelne Strähne hatte sich getraut, der Frisur zu entschlüpfen. In diesem Moment tauchte eine männliche Gestalt aus den Schatten im hinteren Bereich des Gemachs auf. »Miss Chegwidden.«
    Noch vor einer Woche hätte sie angstvoll geschrien. An diesem Abend zog sie nur eine Nadel aus ihren Haaren und streckte sie wie eine Waffe aus.
    Der Mann hob den Arm. »Ich bin nicht hier, um Euch Schaden zuzufügen. Ich bin Rubio, Durants Leibdiener.«
    Sie hatte ihn schon einmal gesehen, doch da hatte sie über ihm auf dem Treppenabsatz gestanden. Jetzt konnte sie sein Gesicht erkennen.
    Er war ungefähr fünf Jahre älter als sie, aber seine Augen waren die Augen eines Mannes, der Gräuel gesehen hatte, die kein Mann mit ansehen sollte. Sie sah in diesen Augen, dass er Schmerzen erlitten hatte, die niemand erleiden sollte. Wie schon bei der letzten Begegnung war er mit der Exaktheit eines Gentlemans in einen schwarzen Anzug mit weißem Hemd gekleidet. Ein Ärmel war sorgfältig an der Schulter festgesteckt. Den Arm hatte er verloren. Sein rötlich blondes Haar war an diesem Abend zerzaust, und an seinem Ärmel klebte ein Tropfen Blut.
    Sie ließ die Haarnadel sinken. »Ja?«
    Drängend sagte er: »Man hat auf ihn geschossen. Er braucht Euch.«
    Sie starrte ihn verwirrt an. Ihre Gedanken rasten, und sie versuchte zu verstehen, wen er meinte. Durant wohl nicht. Also blieb nur einer … »Der Schnitter?«
    »Ja. Man hat ihn angeschossen. Ihr könnt Leute doch wieder gesund machen? Kommt bitte und helft ihm.«
    Sie nahm sofort ihre Medizintasche, raffte ihre Röcke und erklärte: »Bring mich zu ihm.«
    »Nein, geht allein.« Rubio begann, zur Tür zu humpeln. »Er ist im Witwensitz.«
    Dann war der Schnitter bei Durant? Aber sie hatte keine Zeit, um Fragen zu stellen. Sie rannte aus ihrem Gemach, stürzte die Treppe herunter, eilte durch die Hintertür und über den Rasen. Es war nass. Unter ihren Lederschuhen zerbrachen einzelne Hagelkörner.
    Die Tür zum Haus stand offen.
    Sie eilte hinein.
    Der Witwensitz war alt. Ein primitives Schloss, dessen Zierrat sein wahres Alter verschleierte. Sie lief die gewundene Steintreppe ins Obergeschoss hinauf. Dann ging sie auf die offene Kammer zu, in der Licht brannte.
    Sie blieb an der Tür zum Schlafgemach stehen.
    Michael Durant saß auf einem Stuhl vor dem Spiegel und schrieb hastig etwas auf ein Blatt Papier. Seine roten Haare waren tropfnass. Eine durchweichte schwarze Maske war achtlos auf den Tisch geworfen. Sein Gesicht war von Schmerz verzerrt, und Blut strömte aus einer Schusswunde, die seinen Muskel zwischen Schulter und Hals durchschlagen hatte. Ein nasses weißes Tuch hing um seinen Hals. Die nasse weiße Hose war mit Stofffetzen verziert. Sein Oberkörper war nackt. Sie erkannte diesen Oberkörper. Sie erkannte dieses Kinn. Sie erkannte ihn .
    Endlich kannte sie die Wahrheit.
    Michael Durant war der Schnitter.

31

    »Du Mistkerl«, hauchte Emma.
    Jean-Pierre hatte auf den Schnitter geschossen. Er hatte auf Michael Durant geschossen.
    Sie verspürte den intensiven Wunsch, Durant selbst umzubringen.
    Er schaute hoch und begegnete ihrem Blick im Spiegel. »Ich habe ihm gesagt, dass er dir nichts erzählen soll. Warum hat er es trotzdem getan?« Er

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