Sueße kleine graue Maus
plazierte dies so, daß sie sie vom Bad aus sehen konnte. Sie brauchte jetzt dringend ein heißes Schaumbad. Als sie gerade aus der Wanne stieg, klingelte das Telefon.
»Wo hast du den ganzen Tag gesteckt?« fragte eine ruppige Stimme, als sie den Hörer abhob.
»Guten Abend, Morey. Ich mußte nach Houston«, erwiderte sie fröhlich.
»Das hat mir deine Wirtin auch erzählt.«
»Du wärst stolz auf das Geld, das ich verdient habe.«
»Schade, daß ich keine Prozente bekomme.«
Wieder einmal fragte sich Rana, wie tief Morey durch seine Spielleidenschaft in finanziellen Schwierigkeiten stecken mochte. Aber bevor sie danach fragen konnte, kam er schon zur Sache. »Hast du's dir überlegt?«
»Ja, Morey.«
»Und?«
»Meine Antwort ist nein.« Rana hatte ihren Entschluß sorgfältig überdacht und jeden Aspekt geprüft. Noch letzte Nacht hatte sie mit dem Gedanken gespielt, ihr früheres Leben wieder aufzunehmen, obwohl es sie unglücklich machen würde. Aber heute, als Trent ihr die Blumen schenkte, hatte sie erkannt, welch große Fortschritte sie gemacht hatte. Ein Mann hatte ihr Blumen geschenkt, unabhängig davon, ob sie gut aussah oder nicht. Die Maßliebchen stellten keinen Tribut an ihre Schönheit dar, sondern galten einzig ihrer Persönlichkeit.
Sie wollte nicht in diese künstliche Werbewelt zurückkehren, wo sie nur etwas darstellte, weil der liebe Gott sie zufällig mit einem hübschen Gesicht und einem schönen Körper bedacht hatte.
»Weißt du eigentlich, was du alles aufgibst, Rana?« wollte Morey wissen.
»Bitte versuch nicht, mich zu überreden, Morey Ich bin mir ganz sicher. Ich habe nicht gesagt, daß ich nie zurückkomme. Nur jetzt noch nicht.«
Sein tiefer Seufzer zeigte, wie enttäuscht er war, aber laut sagte er nur: »Das war's dann also, oder?«
»Ja, das wär's.«
Dann sprachen sie über andere Dinge. Rana fragte ihn danach, wie es Susan ging. Morey äußerte sich ausgesprochen grob über ihre Mutter, versicherte ihr jedoch, daß es ihr gut ging.
»Sie wird aus der Haut fahren, wenn ich ihr erzähle, daß du dieses Angebot abgelehnt hast. Und da du nicht hier bist, wird sie ihre Wut an mir auslassen.« Ein tiefer Seufzer folgte.
»Ich weiß, und es tut mir leid, daß du den größten Teil ihres Zorns wirst ertragen müssen.« Sie schwieg einen Moment. »Bist du sehr enttäuscht, Morey?«
»Ja. Ich glaube, du bist verrückt. Aber ich mag dich immer noch.«
»Ich mag dich auch. Tut mir leid, daß ich dir so viel Ärger mache.«
»Das Leben ist nun mal so, Rana. Voller Enttäuschungen«, antwortete er.
Nach einer Weile verabschiedete sie sich. Rana wünschte, sie würde sich bei ihrer Entscheidung wohler fühlen. Statt dessen war sie nach dem Gespräch mit Morey deprimiert.
Da fiel ihr Blick auf den Blumenstrauß. Schnell kehrte ihre gute Laune zurück, und sie schlief mit einem zufriedenen Lächeln ein.
Rana schlief lange. Als sie die Augen aufschlug und aus dem Fenster sah, stand die Sonne schon hoch am Himmel. Ein Blick auf den Wecker bestätigte ihr, wie lange sie geschlafen hatte. Sowie sie aufgestanden war, entdeckte sie den Zettel unter der Tür.
Ich habe zweimal geklopft, aber keine Antwort erhalten. Auch nichts gehört. Ja, ich habe mal wieder an Ihrer Tür gelauscht. Wahrscheinlich schlafen Sie lange. Einverstanden. Bis später.
Der Zettel trug keine Unterschrift, aber die kaum leserliche Schrift war Rana nur allzu bekannt.
Sie zog sich an und lief hinunter. Das Haus war wie ausgestorben. Da fiel ihr ein, daß Ruby heute im Gewächshaus arbeiten wollte. Sie entschied, einen Blick hineinzuwerfen.
Im Innern des Glashauses war die Luft heiß und feucht, aber Rana liebte den Geruch von frischer Erde. Es war kein Laut zu hören. Kondenswasser tropfte von den gläsernen Wänden. Das Geräusch von Ranas Schritten wurde vom feuchten Erdboden verschluckt. Sie schlenderte die langen Tische mit den ordentlich aufgereihten Topfpflanzen entlang und bewunderte die exotischen Blätter und Blüten.
»Nichts zu tun heute?«
»Oh!« Mit einem kleinen Aufschrei fuhr sie herum.
»Ach du liebe Güte! Jetzt habe ich es schon wieder getan - mich an Sie herangeschlichen und Sie erschreckt! Es tut mir leid, das wollte ich nicht.« Trent lud einen Sack Torf von seiner Schulter und wischte sich die Hände am Hosenboden ab.
Rana lächelte. »Ich weiß. Es ist nur so unheimlich still hier drin. Übrigens, guten Morgen. Wo ist Ruby?«
»Ich habe sie ins Haus geschickt, damit sie sich
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