Sueße Luegen, Heiße Kuesse
Zuhause.“
„Also war die Geschichte von den Besitzern in Übersee eine Lüge?“
„Nur eine kleine.“ Rosa zuckte mit den Schultern.
„Du warst also die ‚gute Freundin der Familie‘“, warf Luke gereizt ein.
„Ja.“ Rosa wandte sich wieder an Beth. „Du hast Hilfe gebraucht. Aber du warst so stolz und entschlossen, du hättest sie niemals angenommen …“ Sie hob eine Hand, als Beth den Mund öffnete. „Und ich habe auch gewusst, dass du nie in das Haus eingezogen wärst, wenn du gewusst hättest, wer ich bin.“ Sie verzog ihr faltiges Gesicht zu einem sanften Lächeln. „Du hast mich so sehr an Lucios Mutter erinnert, gestrandet in einer Furcht einflößenden, neuen Welt und so verzweifelt auf Hilfe angewiesen. Wie konnte ich dir da nicht helfen?“
„Warte mal“, fiel Luke wieder ein. „Woher weißt du, was meine Mutter gebraucht hat?“
Sie sah Luke zugleich zärtlich und traurig an. „Ich bin jeden Monat die zwei Stunden zu Melina gefahren und habe ihr ein bisschen was gegeben, damit sie die Rechnungen zahlen konnte. Dein Vater hat nie davon erfahren.“
In fassungslosem Schweigen versuchte Luke, diese neue Enthüllung zu verdauen.
Mehr Lügen. Mehr Geheimnisse. Verdammt, würde das denn nie aufhören?
Fest sah er sie an. „Lass mich das nur kurz zusammenfassen“, sagte er, und wirkte dabei fast ein wenig zu ruhig. „Wir beide sind quer durch die Stadt gehetzt, meinten, irgendeiner Verschwörungstheorie auf der Spur zu sein, und du hättest das mit einem Anruf aufklären können?“
„Du bist so ein Arschloch, Luke.“
Luke wirbelte herum und fixierte nun Marco, der ihn wütend ansah.
„Du hast unsere Anrufe doch die ganze Zeit ignoriert“, rief er. „Und dann hat uns Ginos Pressesprecher geraten, ein paar Wochen lang die Füße stillzuhalten. Aber das ist dir offensichtlich nicht in den Sinn gekommen …“
„Jungs, bitte …“, unterbrach ihn Rosa besorgt. „Kein Streit.“
Luke sprang auf und lief hin und her.
Hilflos sah Rosa zu Beth hinüber, dann wieder zu Luke. „Ich weiß, dass du furioso auf mich bist, Lucio …“
Wütend? Wenn es nur so einfach wäre. Hatte Marco am Ende doch recht?
Luke spürte, wie ihn die Schuldgefühle einholten. Erst jetzt bemerkte er die Liebe im Blick seiner Tante, sah, dass sie sich Sorgen machte um ihn.
Rosa hatte versucht, ihm eine Mutter zu sein, hatte immer wieder die heftigen Streits zwischen ihm und Marco geschlichtet, ihn in seinen Studien ermutigt. Aber er hatte sie wieder und wieder weggestoßen. Oh, eine Umarmung hatte er ihr ab und an gestattet – an seinem Geburtstag zum Beispiel. Und an Weihnachten sogar einen Kuss. Aber mehr hatte er nicht zugelassen.
Und dennoch war sie ihm gegenüber loyal geblieben, als die Reporter eine Stellungnahme forderten. Er wusste, dass sie ihn niemals willentlich verletzen würde.
Plötzlich fielen alle Anschuldigungen, die ihm eben noch auf der Zunge gelegen hatten, wie ein Kartenhaus in sich zusammen.
Er sank auf das Sofa und rieb sich die Schläfen. „Du weißt, wie hart ich gearbeitet habe, um dahin zu kommen, wo ich bin, Rosa.“ Er blickte auf, Verzweiflung lag in seiner Stimme. „Wie ich um jede Beförderung gekämpft habe, sichergestellt habe, dass man mir wegen Ginos Ruf nichts vorwerfen konnte. Warum also hat er mich da mit reingezogen?“
„Lucio. Er hat das nicht getan, um dich zu verletzen“, erklärte Rosa sanft. „Die Zeiten hier waren so verrückt, dass er darüber das Haus vergessen hat. Er hat schon immer geplant, es dir zu hinterlassen“, fuhr sie fort. „Genau dieses Haus hat er deinen Eltern angeboten, als sie nach Australien kamen. Aber dein Vater hat rundheraus abgelehnt.“
Angesichts ihres Schmerzes zog sich in Luke alles zusammen. Sie hatte ihren Ehemann verloren, den sie über vierzig Jahre lang geliebt hatte, und er regte sich über ein paar Missverständnisse auf.
Der Tod hatte seine ganz eigene Art und Weise, die Dinge ins richtige Licht zu rücken.
Der Blick aus Rosas dunklen Augen, die von Lebensjahren und Liebe gezeichnet waren und aus denen jetzt nur Sorge und Kummer sprachen, beschämte ihn. Er wurde rot. Sie war nicht schuld an dieser Untersuchung oder daran, dass die Presse sich so auf ihn gestürzt hatte.
„Es tut mir so leid, dass ich dir das nicht schon früher erzählt habe.“ Rosa ging zu Beth und nahm ihre Hände. „Die Angst, du würdest rausgeworfen werden, muss dich mitgenommen haben.“ Gerade als Beth etwas erwidern
Weitere Kostenlose Bücher