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Sueße Prophezeiung

Sueße Prophezeiung

Titel: Sueße Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abe
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es dafür keinen Grund gab – außer dass die Kälte mittlerweile bis in ihre Knochen vorgedrungen war und dieser Mann sie einen gewundenen Pfad hinunterführte, den sie nicht beschreiten wollte.
    »Habt Ihr denn nicht die Schlange gesehen? Habt Ihr nicht das Wasser geschmeckt? Wart Ihr nicht in der Wüste?«
    »Nein«, log sie. »Solch eine Fähigkeit ist nicht real.«
    »Welch ein trauriger Widerspruch: diese willentliche Blindheit bei jemandem, der über das zweite Gesicht verfügt.«
    »Das ist kein Widerspruch!« Energisch schlang Avalon die Arme fester um sich. »Für alles, was ich gehört oder gesehen habe, gibt es eine logische Erklärung! Jeder intelligente Mensch kann das erkennen.«
    Balthazar sang den Lerchen wieder ein Lied vor, und eine von ihnen antwortete ihm mit einer lieblichen Folge von Tönen.
    »Aberglaube ist etwas für Unwissende«, flüsterte Avalon.
    »Ja. Aber es gibt viele Dinge, die sich nicht mit Aberglauben erklären lassen, Mylady. Die Welt ist groß und Gott überall. Wir sind nicht in der Lage, alles zu verstehen.«
    »Ihr sagtet, Ihr hättet Eure Schwüre widerrufen«, warf sie ihm vor und fühlte sich irgendwie hinters Licht geführt.
    »Das tat ich. Aber ich habe nicht Gott abgeschworen – nur der Kirche!« Jetzt lachte er aus vollem Herzen. »Der Herr würde nicht zulassen, dass man ihm abschwört! Er ist überall, ist alles!«
    Der Zauberer drehte sich wieder zu ihr um, so nah, dass sie die verschlungenen Linien der Tätowierungen auf seinen Wangen sehen konnte. »Gott verlieh Euch Eure Fähigkeit, Mylady, vom Himmel stammt diese Gabe.« Seine Stimme war tief und hypnotisch. »Es ist Euer Schicksal. Ihr werdet Euch beugen.«
    »Nein!« Sie drängte sich an ihm vorbei und rannte fast über den Gang zum nächsten Turm, wo sich die eine Tür befand, durch die sie sich dieser Unterhaltung entziehen konnte.
    Auf der Wendeltreppe im Innern tauchte sie ins trübe Licht ein, das sie umhüllte, und sie begann, die Stufen langsamer und mit einem gleichmäßigeren Schritt nach unten zu steigen.
    Wie dumm, Reißaus zu nehmen! Sie hatte sich von ihren Ängsten überwältigen lassen, und jetzt stand sie da wie ein Kind, das sich vor Schauermärchen im Dunkeln fürchtete.
    Sie bereute ihre Reaktion und überlegte tatsächlich, die Treppe wieder nach oben zu steigen, um Balthazar zu versichern, dass seine Worte sie nicht in Angst versetzt hatten.
    Doch die Nacht kam mit schnellen Schritten, und das war Grund genug, befand Avalon, nicht auf die Burgmauer zurückzukehren. Sie war erschöpft, benötigte dringend Schlaf. Besser zu Bett gehen und die Lektion des Zauberers im Schlummer vergessen. Besser nicht darüber nachdenken, was er überhaupt gesagt hatte. Avalon hatte Lichter in ihrem Zimmer brennen lassen, bevor sie zu ihrem Streifzug aufgebrochen war, weil sie wusste, dass es finstere Nacht sein würde, wenn sie zurückkam. Doch zu ihrer Überraschung waren alle Lampen bis auf ein standhaftes Tischflämmchen ausgegangen. Und dann sah sie, warum die anderen nicht mehr brannten.
    Marcus wartete auf sie. Er hatte sich aus dem schmalen Fenster gelehnt wie sie selbst häufig – obwohl sie bezweifelte, dass er es aus dem gleichen Grund tat. Beim Eintreten zögerte Avalon. Einerseits war sie überrascht, andererseits auch nicht; denn offen gestanden hatte ein winziger Teil von ihr erwartet, ihn hier zu sehen, und es wohl auch gewollt.
    Sie öffnete die Tür, so weit es ging, blieb aber auf der Schwelle stehen.
    »Mylord. Braucht Ihr etwas?«
    Er hatte ihr Bett zur Seite gerückt, damit er Platz am Fenster fand.
    »Ich habe mich einfach nur gefragt«, sagte er langsam, ohne sich jedoch umzudrehen, »was am Leben einer Nonne eigentlich so reizvoll sein soll.«
    Sie schloss die Augen. Über dieses Thema wollte sie nicht näher sprechen; denn sie wusste, keine Antwort würde ihn zufrieden stellen.
    »Mylord, ich muss Euch darum bitten, zu gehen. Für einen Streit bin ich zu müde.«
    »Wie kommt Ihr auf Streiten?« Er drehte sich zu ihr um. Das leichte Zucken um seine Mundwinkel zeigte, dass ihre Worte ihn irgendwie erheitert hatten. »Es mag eine Überraschung sein, Avalon, aber mir gefällt es wirklich nicht, zu kämpfen.«
    Sie schaute in die rauchende Flamme der einsamen Lampe und dann wieder zu ihm.
    »Geht Ihr jetzt?«
    »Ist das meine Alternative? Entweder wir streiten oder ich gehe?«
    »Es scheint so.«
    Sein Lächeln wurde schwächer, zeigte aber immer noch eine leichte Erheiterung. »Bin

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