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Sueße Prophezeiung

Sueße Prophezeiung

Titel: Sueße Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abe
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Gedanken, eine Stimme, die sie dazu aufforderte zu bleiben.
    Du gehörst zu mir.
    Sie glaubte nicht daran, gehörte zu niemandem. Aber wieder hatte er ihren Schwachpunkt gefunden, als er sie fragte, was der Reiz am Klosterleben sei. Die Antwort war negativ. Das Klosterleben übte keinen Reiz mehr auf sie aus. Was blieb dann sonst für sie?
    Nur Marcus – der so herrlich war, dass er ihr Furcht einflößte.
    Seine kristallblauen Augen, die nach ihrem Herzen griffen, um es gefangen zu nehmen.
    Geh mit mir ins Bett ...
    Avalon ruhte sich in einem entzückenden Gemach in einem Winkel der Festung aus, nachdem sie einen recht anstrengenden Nachmittag verbracht hatte. In einer etwas kindischen Reaktion auf seine unausgesprochene Verurteilung ihres Verhaltens hatte sie beschlossen, ihren Schülern heute den Griff zu zeigen, den sie bei ihm angewandt hatte. Marcus nahm diese Demonstration nur mit einer leicht gehobenen Braue zur Kenntnis, als fände er das Ganze irgendwie drollig. Sie war entschlossen gewesen, ihn völlig zu ignorieren, indem sie sich ganz ihrer Arbeit hingab. Aber es war ihr schwer gefallen und hatte sie völlig ausgelaugt, sodass sie sich nun müde in die Kissen lehnte, um wieder Kraft zu schöpfen.
    Greer war es gewesen, die ihr diesen abgeschiedenen Raum gezeigt hatte und behauptete, es sei das Nähzimmer der Herrinnen von Sauveur. Bestimmt war das ein Wink mit dem Zaunpfahl von Greer. Aber das machte ihr nichts aus. Es konnte wohl nicht schaden, dachte Avalon, sich von der Atmosphäre dieses Raumes, wozu er auch dienen mochte, gefangen nehmen zu lassen. Die Wände waren mit hellen und fröhlichen Wandbehängen bedeckt, die Szenen mit Einhörnern, Seehunden und schönen Damen zeigten. Ein riesiger Teppich lag auf dem Boden. An einigen Stellen war er etwas verschlissen, aber immer noch wunderschön. Üppiger Lavendel, Rosen und blaue Blumen ergossen sich über einen meergrünen Untergrund. Die Kamineinfassung bestand aus rosafarbenem Marmor, der weiße Einsprengsel aufwies.
    Am schönsten waren jedoch die Fenster, die fast die ganze Wand einnahmen. Jedes einzelne Fenster ließ sich öffnen, um so die Landschaft hereinzuholen.
    Und jedes einzelne Fenster bestand aus mehreren Scheiben geschliffenen Glases – ein seltener Luxus für ein Stadthaus und umso mehr für eine entlegene schottische Burg. Die Scheiben erzeugten viele kleine Aussichten auf den gleichen milchigen Nebel.
    Avalon hatte keine Näharbeiten zu erledigen, was sie ohnehin hasste. Aber es war erholsam, einfach nur mit geschlossenen Augen in den Polstern zu liegen und der Ruhe zu lauschen, während sich der Nebel gegen das Glas drängte. Sie genoss die Sicherheit des Bewusstseins, dass sie sich im Innern aufhielt und keine Angst vor den Naturgewalten zu haben brauchte.
    In der letzten Nacht hatte sie sogar, ohne dass jemand davon wusste, hier geschlafen und jedes Mal, wenn sie erwachte, eine innere Ruhe aus dem Anblick des verschwommenen Glanzes der Sterne geschöpft.
    »Hier, glaube ich«, ertönte eine Stimme und durchbrach die Ruhe, die Avalon hatte genießen wollen.
    Es war Nora, die die Tür des Zimmers öffnete, damit Marcus und eine Gruppe von Leuten eintreten konnten.
    Bei seinem Anblick erwachte die Chimäre, sodass Avalon sich schnell aufsetzte.
    Marcus blieb kurz stehen, als er sie sah, dann trat er weiter auf sie zu. Ein merkwürdiger Zug lag um seinen Mund.
    »Avalon«, setzte er an.
    »Was ist?« Ihr Herz begann heftig zu schlagen, heftiger noch als nach der Unterrichtsstunde am Nachmittag.
    »Es gibt Neuigkeiten aus Trayleigh«, erklärte Marcus.
    Abwartend blieb sie sitzen, während eine Hand auf ihrem Herzen lag, wie um es zu beschwichtigen.
    »Euer Cousin Bryce wurde auf der Jagd getötet.«
    Die Chimäre schüttelte den Kopf, sodass die Löwenmähne in alle Richtungen wallte, während sie ein leises Grollen ausstieß, das nur Avalon hören konnte.
    »Wirklich?«, hauchte sie.
    »Anscheinend wurde er von einem verirrten Pfeil getroffen. Man weiß nicht, wer ihn abgeschossen hat, aber man hält es für einen Unfall. Wahrscheinlich denkt man, dass es ein Wilderer war.« Marcus blickte auf sie herab, und seine Besonderheit, die ihm ein wölfisches Aussehen verlieh, trat stärker als sonst hervor. »Warner hat den Titel geerbt.«
    Ja, natürlich war es so gelaufen, wurde Avalon klar. Ohne Bryce wurde Warner nicht nur der neue Baron d’Farouche, sondern ihm fiel auch Trayleigh zu. Und die Ländereien.
    Vieles hatte sich dadurch

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